Die Terranauten 079 - Sterben für Terra
dem Riemenmann seltsam verloren.
Stumm starrte er in die Sehschlitze, in die dunklen Augen, die das einzige waren, was man von Llewellyns Gesicht erkennen konnte.
Trocken raschelten die Riemen.
»Also«, dröhnte die Stimme des Supertreibers auf und hallte klar und weit durch den großen Saal, »also ist es wahr, David terGorden. Nie hätte ich gedacht, daß sich ein Terranaut zu einem Werkzeug Chan de Nouilles machen würde.
Wie schmeckt die Macht, wenn man sie einmal gekostet hat … Lordoberst terGorden?«
David senkte den Kopf.
Ich hätte es mir denken können, dachte er bitter. Ich hätte mir denken können, daß er es nicht versteht. Die Zeichen waren schon deutlich genug, damals, als ich erklärte, mein Biotroniks-Erbe antreten zu wollen, und als man mir ein Treiberschiff für den Flug zur Erde verweigerte.
Er spürte mit seinen PSI-Sinnen die Schwingungen aus Verachtung und Enttäuschung und traurigem Zorn, die von den Terranauten ausgingen.
David räusperte sich.
»Ich werde es dir erklären, Llewellyn«, sagte er mit mühsamer Beherrschung. »Ich …«
»Sprechen Sie mit ihm über Finstermann!« fuhr Chan de Nouille dazwischen. »Über Perculion! Über den Vertragsbruch!«
Doch ehe David weitersprechen konnte, wurde die angespannte Stille in der großen Halle von dem ohrenbetäubenden Donner einer Explosion zerrissen, und die Schatten und Gardisten wirbelten wie trockenes Laub im Herbststurm durch die Luft.
*
Die Spreu war überall.
In Nord- und Südamerika, auf den Mittelamerikanischen und Britischen Inseln, in Europa, Australien, Asien, Afrika. Sie war in den Wohntürmen, den Towern der Flug- und Raumhäfen, in den Parks und Freizeitzentren, unterirdisch, oberirdisch, auch im All.
Die Spreu horchte und beobachtete.
Kontrollierte das Treiben vieler Menschen, und auch dieser Mann gehörte dazu …
Das Signal weckte Frig aus einem unruhigen Schlummer.
Frig war mittelgroß, hager, braunhaarig, bekleidet mit dem Wickelgewand eines Relax und von den Spätfolgen großer Amphetamin-Dosen gezeichnet.
Seine Hände zitterten beständig, zwar nur leicht, aber deutlich merkbar.
Verdammt, dachte Frig, als er den Communer summen hörte, den er unter seinem Wickelgewand verborgen trug. Es ist soweit.
Langsam richtete er sich auf.
Am Stand der Sonne erkannte er, daß es später Nachmittag war, und die Hitze lastete wie eine betäubende Glocke über dem Vergnügungspark des Music-Minus-One-Konzerns am Fuß der Berner Alpen, sechzig Kilometer östlich von Genf.
Vorsichtig bog Frig einige Zweige des Zitterstrauches hinweg, der von irgendeiner der fernen Kolonien stammte und der selbst bei Windstille niemals zur Ruhe kam.
Der Park war fast leer.
Zumindest in diesem, dem Abenteuer-Bereich.
Kein Wunder, dachte Frig sarkastisch, wer hat schon Interesse an einem Ritt auf einem Elektrischen Bison, wenn jede Sekunde die Killertrupps auftauchen und mit ihren Lasern alles einäschern können?
Vor ihm auf der künstlich bewässerten Wiese standen regungslos die den historischen Bisons nachgebildeten Automaten.
Weiter im Hintergrund begann der breite Streifen tropischen Dschungels, über dessen sattgrünen Baumwipfeln der monströse Schädel eines Elektrischen Tyrannosaurus Rex ragte.
Das Signal, durchfuhr es Frig, und er schüttelte die Benommenheit ab, die Schlaf und Hitze in ihm erzeugt hatten.
Er stand auf und setzte sich vorsichtig in Bewegung.
Seine Hand, die den Nadler umklammerte, war schweißfeucht.
Am Himmel über ihm kreiste ein Elektrischer Geier. Nicht alle Automaten im Vergnügungspark waren desaktiviert. Die Spreu hatte es nicht zugelassen, denn die Spreu beobachtete den Mann namens Frig, der nur zum Schein ein Relax war. Tatsächlich gehörte er dem Sicherheitsdienst des Allwelten-Stahl-Konsortiums an.
Frig hastete weiter durch das Gewirr der Zitterbüsche, in deren himmelblauen Blattkronen er ganz verschwand, wenn er den Kopf einzog.
Er atmete heftig.
Wer wird in solchen Momenten nicht aufgeregt sein? dachte der hagere Mann.
Schließlich erreichte er den Rand des buschbewachsenen Bereiches und sah sich forschend um. Nichts. Alles leer. Alles ruhig.
Er bemerkte den Elektrischen Geier, aber er schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit.
Der Elektrische Geier, in dem ein Segment der Spreu war und die Elektronik des Automaten manipulierte, sank tiefer.
Frig rannte nun.
Mit großen Sätzen jagte er über die Wiese, vorbei an den mächtigen künstlichen Tieren mit dem buschigen
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