Die Terranauten 079 - Sterben für Terra
braunen Fell, das nur eine gründliche Analyse als synthetisches Produkt entlarven konnte.
Einer der Elektrischen Bisons drehte den Kopf. Linsenaugen folgten dem Weg des Mannes.
Endlich, keuchend, erschöpft, mit vibrierenden Nerven, hatte Frig die Rasenfläche überwunden und schlug sich in den dampfenden, unheimlich stillen Dschungel.
Farngräser. Libellen, so groß wie Vögel. Dort ein Brontosaurier. In einem schlammigen See der Koloß eines Dinosauriers, zur Unbeweglichkeit erstarrt, und Schilf hing aus dem halb geöffneten Maul des Schädels, der winzig war im Vergleich zum übrigen Körper.
Alles künstlich.
Schöpfungen von Microtronic Inc., im Auftrag von Music Minus One, um den gelangweilten Relax der Erde einige vergnügliche Stunden zu gönnen und ihren Lebenskredit um nicht zu wenige Verrechnungseinheiten zu erleichtern, zum Nutzen der Bilanzen des Unterhaltungskonzerns.
Der Elektrische Geier drehte ab, seine Bewegungen erstarben und er stürzte haltlos in die Tiefe. Bevor er auf dem Boden zerbarst, löste sich ein mild glimmendes, winziges Etwas von dem Automaten und steuerte auf den Elektrischen Tyrannosaurier zu. Einen Moment später war das Etwas – ein Teil der Spreu – durch die täuschend echte Kunststoffhaut diffundiert.
Frig fluchte leise vor sich hin, während er über den glitschigen, schlammigen Boden stampfte und mit den Händen die Ranken und Lianen zur Seite schob.
Auch sie bestanden aus Plastik.
Was für ein Versteck! fuhr es Frig durch den Kopf, als er fast in einen brackigen Tümpel stürzte, in dem es von wurmähnlichen, reglosen Kreaturen wimmelte. Ekelhaft! Aber typisch für Sicherheitsmanag Gworschs morbide Fantasie.
Er atmete erleichtert auf, als er schließlich die vertraute Markierung entdeckte.
Ein moosbewachsener Felsbrocken auf einer kleinen Lichtung, von schlanken, weißrindigen Bäumen umstanden, die auf Frig einen abscheulich kränklichen Eindruck machten.
Der monströse Schädel des Tyrannosaurus Rex ruckte nach oben. Die Spreu hatte das Steuerzentrum aktiviert, von dem unterirdischen Computerverbund des Vergnügungsparks abgekoppelt und kontrollierte es nun.
Das Maul öffnete sich.
Kunststoffzähne – lang, spitz, mächtig, mörderisch – funkelten im grellen, schweißtreibenden Licht der Oktobersonne.
Frig blieb einige Schritte vor dem Felsblock stehen, griff unter sein Wickelgewand und holte den Communer hervor.
Er lauschte.
Nichts.
Trotzdem war er nervös.
Wer wäre das nicht? fragte er sich. In meiner Situation?
Er berührte die Sensorpunkte des Communers und tippte das Programm ein, das er im Schlaf beherrschte.
Tief unten im Boden rumpelte es.
Der Felsbrocken erzitterte und rollte träge zur Seite. Eine Öffnung wurde sichtbar. Kreisrund, kunststoffverkleidet. Geschützt vor jeder Ortung.
Frig grinste und entblößte ein makelloses Gebiß.
Der SD vom Allwelten-Stahl-Konsortium, dachte er, gab sich nie mit halben Sachen zufrieden.
Wenn Sicherheitsmanag Gworsch etwas anpackte, dann auch richtig. Und er besaß tüchtige Mitarbeiter. Skrupellose, hochbezahlte Mitarbeiter.
Männer wie Frig zum Beispiel.
Das Rumpeln wiederholte sich.
Dann wurde in der Öffnung eine Stahlspitze sichtbar. Die Spitze schob sich weiter hinaus.
Ein Projektil.
Schlank, nur anderthalb Meter lang, mit leistungsfähigen, beschleunigungsstarken Triebwerken ausgerüstet, gesteuert von einem hochentwickelten Mikrocomputer, der es sogar verstand, Abwehrgeschossen auszuweichen.
Eine Atomrakete.
Mit einem Gefechtskopf von einer Sprengkraft von 10 Kilotonnen TNT.
Tüchtig, tüchtig, dachte Frig bewundernd. Wenn man bedenkt, daß nukleare Waffen allein den Grauen Garden vorbehalten sind …! Wie mochte es Gworsch gelungen sein, dieses mörderische Projektil zu erbeuten?
Frig zuckte die Achseln.
Es war nicht seine Aufgabe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er wußte auch nicht, welches Ziel in dem Steuercomputer einprogrammiert war. Es interessierte ihn nicht.
Wichtig für ihn waren nur die 500.000 Verrechnungseinheiten, die auf sein Konto überwiesen wurden, sobald er den Auftrag ausgeführt hatte.
Frig sah den Communer an.
Der elektrische Saurier setzte sich in diesem Moment in Bewegung.
Er sprang. Einen mächtigen Satz machte er, zwanzig Meter weit. Der Boden erzitterte wie unter einem Erdbeben, als der Koloß aufprallte. Und Bruchteile von Sekunden später der nächste Satz.
Das zähnestarrende Riesenmaul klaffte weit auf. Ein Schrei ertönte, erzeugt von
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