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Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Titel: Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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sich, sahen den Gegner und feuerten. Tscherta lachte: ein dunkler Schatten vor den hellen, glühenden Lampen der Kontrollpulte. Nein, die Menschen konnten ihn nicht verletzen. Nicht ihn.
    Er erweiterte die Zone der strukturellen Veränderung. Die Zeit selbst fror ein. Und die Bewegungen der Angreifer verlangsamten sich. Es war, als müßten sie jetzt gegen einen zähen Widerstand ankämpfen, der sich ihnen entgegenstellte. Aber ihr Gegner war der Zeitablauf, der sich für sie drastisch verlangsamt hatte.
    Tscherta lachte.
    Und sein Analytischer Gedankenpartner wies ihn zurecht: Es besteht kein Anlaß, persönliche Befriedigung zu suchen. Die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, ist von kosmischer Bedeutung und daher absolut notwendig. Freude an der Ausführung selbst zu haben, deutet auf einen niedrigen psychologischen Entwicklungsstand hin.
    Tscherta stimmte zu und rief sich selbst zur Ordnung.
    Und fuhr mit den energetischen Manipulationen fort, ohne sich weiter um die langsamen Angreifer zu kümmern.
    Die Raum-Zeit-Struktur veränderte sich weiter. Es war nicht vergleichbar mit den energetischen Instabilitäten, die durch die Freisetzung von entropiebeschleunigenden Energien entstanden. Es war etwas völlig anderes.
    Und es wirkte.
    Die anfliegenden Superschlepper, übermittelte ihm sein Analytischer Gedankenpartner, werden ebenfalls langsamer. Sie reagieren bereits auf keine elektronischen Befehlssignale mehr. Sie lösen sich auf. Eine Freisetzung von Entropieemissionen ist nicht zu befürchten.
    Ein paar Minuten später war Tschertas Aufgabe erfüllt.
    Die menschlichen Angreifer wirkten nun wie aus Stein gehauene Säulen: unbeweglich, aber nur scheinbar leblos. Sie existierten auf einer völlig anderen Zeitebene. Sie lebten und bewegten sich normal – legte man ihre eigenen Maßstäbe an. Aber jede Sekunde, die für sie verstrich, besaß in der normalen Raum-Zeit ein zeitliches Äquivalent von einigen hundert Jahren.
    In Ordnung, sagte der Symbiont. Die Aufgabe ist erfüllt. Wir können zurückkehren.
    »Ob die anderen auch soviel Erfolg hatten?« lautete Tschertas nachdenkliche Frage. Es war einfach gewesen. So einfach …
    Warum nicht? entgegnete der Gedankenpartner. Ich bin sicher.
    Und Tscherta ging erneut in den Individualtransfer. Den Hauch eines Augenblicks später befand er sich wieder in der angenehmen Umgebung seiner Prismenkapsel. Eine streichelnde Bitte, und die Kapsel löste sich von der Außenzelle der Verteilerstation und trieb davon, in die kalte Leere hinein.
    Tscherta dachte wehmütig an die Gischttaifune seiner Heimatwelt. An die Dämmerungsgesänge der anderen Lhinga. Bald war er wieder zu Hause.
    Zunächst aber …
    Er mußte wissen, ob die Eliminierung der ersten Verteilerstation die Entropiegefahr von der Ozeanwelt abgewendet hatte. Er mußte wissen, ob das vielfältige Leben des planetenumspannenden Meeres noch eine Chance hatte.
    Ich verstehe, sagte der Gedankenpartner weich. Eine durchaus begreifliche Motivation.
    Freude.
    »Gut«, antwortete Tscherta. »Dann bring mich zum Ziel.«
    Und die Prismenkapsel löste sich auf.
    Die Verteilerstation schwebte ruhig und mit elektronischem Schweigen durch das frostige Vakuum. An Bord regte sich nichts mehr. Die Lichtgeschwindigkeit hatte sich bis auf wenige Millimeter in der Sekunde verlangsamt. Alles ruhte. Und dennoch lebte alles weiter. In einer anderen Welt.
    Ein Tag war wie die Ewigkeit …
     
    *
     
    Etwas zerrte mit Brachialgewalt an dem Bewußtsein Valdecs.
    Der Supertreiber, dachte er. Es ist soweit. Einmal mußte es so kommen. Und er konzentrierte sich auf sein Implantat, um den psionischen Angriff von Prometheus abzuwehren.
    Das Implantat existierte nicht mehr. Es war verschwunden.
    Die Finsternis vor Valdecs Augen lichtete sich.
    Er schwebte im freien Raum, mitten im Nichts. Sterne glitzerten in der Kälte und der Leere, weit entfernt, nur Glanzpunkte auf schwarzem Samt. Weit voraus erkannte er eine Sonne, die näher zu sein schien als all die anderen. Und ein anderer Lichtpunkt, der rasch näher kam. Ein Planet?
    »Wo sind wir?« ertönte direkt neben ihm eine Stimme. Valdec drehte sich zur Seite und blickte in das verstörte Antlitz von Cosmoral Yazmin. Ihr langes Haar war wie eine kosmische Staubwolke.
    Wir schweben im Nichts, dachte Valdec. Und plötzlich entstand Angst in ihm. Gleich mußte sie erfolgen, die explosive Dekompression. Die Flüssigkeit der Augäpfel würde binnen eines Sekundenbruchteils einfach verdampfen, das

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