Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Titel: Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
Wechsel zwischen einer Schwellenmacht und einer posttechnischen Kultur vollzog. Valdec sah, fühlte und schmeckte ihre Macht. Und er erschrak.
    Der mentale Wirbel sank hinunter zu dem Planeten, löste auf, zersetzte, zerstörte.
    Die Welt zerplatzte.
    Es geschah völlig lautlos, was den ganzen Vorgang noch viel gespenstischer und unheimlicher machte. Die Kruste brach auf, Restmagma sickerte aus dem Kern des Planeten und erstarrte in der absoluten Kälte des Alls. Nur drei oder vier Sekunden später war alles vorbei, und der Planet war nichts weiter als eine kosmische Schuttwolke, die langsam auseinandertrieb.
    Die Hitze wich, als das Magma endgültig zu Schlacke erstarrt war. Valdec hatte den Eindruck, sich die Haut verbrannt zu haben. Aber wie konnte man sich Haut verbrennen, die gar nicht wirklich existierte? Zumindest nicht hier?
    »Das«, sagte Tserin kühl, »wird auch mit eurer Heimatwelt geschehen, wenn ihr euch nicht fügt und weitere Freisetzung von Entropiebeschleunigung sofort unterbindet. Und denkt daran: Uns Ausführer kann nichts verletzen. Und eine Entität schon gar nicht. Ich hätte mich im Kern der Welt befinden können, und ich wäre dennoch nicht verbrannt. Eure Schiffe und Waffen nützen euch nichts. Ihr seid uns hilflos ausgeliefert, sollte es wirklich zum Letzten Schlag gegen euch kommen.«
    Und, etwas milder und sanfter: »Aber wir wollen nicht töten und zerstören. Wir ziehen eine andere Lösung vor. Dies ist die Letzte Chance, die wir euch einräumen. Denkt daran. Und handelt.«
    Valdec hatte noch etwas erwidern wollen, aber ein Sog erfaßte sein Denken und machte sprachliche Kommunikation unmöglich.
    Als er die Augen öffnete – seine richtigen Augen –, blickte er auf das Fenster seines Büros in Neu-Berlin. Und in ein besorgtes und gleich darauf erleichtert wirkendes Gesicht. Prometheus atmete auf.
    Valdec kam schnaufend auf die Beine. Cosmoral Yazmin sah sich um. Die Tür zum Büro war aufgebrochen worden. Kaisergardisten standen vor dem gezackten Loch, mit erhobenen und entsicherten Waffen. Yazmin nickte, und die Gardisten senkten die Strahler.
    »Was …?« machte Zarkophin. Frost knurrte etwas Unverständliches.
    »Wie lange sind wir fortgewesen?« fragte Valdec den Supertreiber-Clon.
    »Nicht mehr als eine oder zwei Minuten«, entgegnete Prometheus unsicher. »Kaum waren Sie verschwunden, da ließ der Gedankenschmerz nach. Und ich befürchtete …«
    Er sprach nicht weiter, aber der Lordoberst verstand auch so. Wurde die Entfernung zwischen ihm und den auf ihn konditionierten Supertreibern zu groß, detonierte jede einzelne Körperzelle der Clons. Kein angenehmer Tod. Eine absolut zuverlässige Absicherung gegenüber Ungehorsam und Widerstandswillen. Tserin hatte offenbar auch das einkalkuliert.
    »Waren wir wirklich fort?« fragte Cosmoral Yazmin.
    Valdecs Haut juckte. Er sah auf seinen rechten Unterarm. Es sah aus, als hätte er sich zu lange einer zu intensiven Ultraviolettstrahlung ausgesetzt. Er deutete auf das brennende Rot.
    »Ja«, sagte er langsam. »Wir waren wirklich fort …«
     
    *
     
    Genf. Vor nicht allzu langer Zeit war die Konzilsstadt eines der Zentren des Krieges der Kasten gewesen. Jetzt war die Stadt befriedet, und das Leben von Arbitern, Relax und ehemaligen Konzils- und Verwaltungsbürokraten verlief in normalen Bahnen.
    Osiris 84, Odin 19 und Phönix 34 trugen keine Körpermasken. Aber niemand war in der Lage, sie als Supertreiber zu erkennen. Sie hatten sich mit schwachen psionischen Tarnfeldern umgeben. Und niemand, nicht einmal ein starker Rezessivpsioniker, war in der Lage, diese Tarnung zu durchschauen. Niemand – außer einem anderen Supertreiber. Aber die standen alle in Diensten Valdecs. Gezwungenermaßen.
    Könnt ihr etwas wahrnehmen? fragte Osiris 84 seine beiden Partner.
    Nur den Locker, lautete die sofortige Antwort. Sonst noch nichts. Aber wir sind sicher, auf der richtigen Spur zu sein.
    Hoffen wir’s.
    Die Gedankensignale des Lockers waren wie ein grelles Leuchtfeuer in finsterer Nacht. Es war unmöglich, sie nicht wahrzunehmen. Zumal sie sich vollkommen auf ihn fokussiert hatten, damit keine Gefahr bestand, ihn in der Menge der vielen anderen Gedankenstimmen zu verlieren.
    Sie ließen sich von Flüssigkristallstraßen davontragen: schimmernde Kristalle zu ihren Füßen, hauchdünn, aber stabil. Rechts und links von ihnen zogen die Schillerreklamen der Einkaufspaläste dahin: Suggestivstimmen, die an ihre Ohren, nicht aber an ihre

Weitere Kostenlose Bücher