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Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Titel: Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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zu spüren. Tiefer hinab. In die Dämmerungszonen. Sie sahen die Städte der Tiefentaucher, gewaltige Konglomerate aus wachstumskontrolliertem Kalk und Algenhöhlen, ineinander verschachtelt, übereinander, wirr.
    »Sie rotteten ihre natürlichen Feinde aus«, fuhr der Wissensverwalter fort. Ein Bild: ein schlankes, langes Geschöpf mit einem zähnestarrenden Maul und starren Augen. »Und sie pflanzten sich fort.« Ein anderes Bild: neue Städte, jetzt auch an den Hängen der Unterwassergebirge, immer größer und immer komplexer.
    »Da die Bevölkerung wuchs, brauchten sie mehr Nahrung. Die Tiefentaucher gingen also daran, planmäßig Algenkulturen anzubauen und das Kaltwasserplankton zu ernten. Zu diesem Zweck setzten sie domestizierte Naßwarane ein, entwickelten Planktonnetze und gingen auf Erntereisen.« Delian und Trinanys sahen die gewaltigen Züge der Naßwarane.
    »Das«, sagte der Wissensverwalter kühl, »war der erste Fehler. Sie beachteten die ökologischen Wechselwirkungen nicht. Sie dachten nicht daran, in einer bestimmten Zeit nur eine bestimmte Menge an Plankton abzuernten, damit es sich in der Folgezeit wieder regenerieren konnte und somit auch Nahrung für die anderen Bewohner der Biosphäre zur Verfügung stand.«
    »Die Umwelt verödete. Die riesigen, von den Tiefenströmungen sanft bewegten Kelche der Rotorchideen wuchsen nur noch vereinzelt, weil die Goldaale ausblieben, die sie naßbestäubten. Und da die Goldaale ausblieben, fanden die Silberglitscher nicht mehr genug Nahrung. Und die Silberglitscher wiederum waren wichtige Eiweißlieferanten für die Tiefentaucher. Erntegruppen zogen immer weiter hinaus – und kehrten mit immer kargeren Fängen zurück. In einigen Städten kam es alsbald zu ersten Verteilungskämpfen, zu Not und Elend. Und die Tiefentaucher setzten ihre Fortpflanzungsgeschwindigkeit nicht herab.«
    »Ich verstehe«, sagte Delian-amh-Kri ergriffen. Es war etwas anderes, von diesem Problem zu hören, als es selbst mitzuerleben.
    »Ja«, sagte auch Trinanys. Er fühlte sich unwohl. Etwas störte seine Konzentration.
    »Ihr begreift schnell«, sagte der Wissenschaftler. »Das zeigt mir, daß diese Art der Deutlichmachung tatsächlich die richtige ist.« Die Bilder änderten sich jetzt schnell. Die Tiefentaucher gaben ihre Städte auf und zogen weiter. Aber sie hatten nichts gelernt. Sie machten an anderen Orten die gleichen Fehler. Und zogen erneut weiter.
    »Hinzu kam eine außergewöhnliche gesellschaftliche Strukturierung«, sagte der Wissensverwalter. »Ein großer Teil der Population lebte in relativer Armut, während eine Minderheit in Luxus schwelgte. Diese Minderheit hatte die Kontrolle über die Erntewarane, kontrollierte deren Domestizierung, kontrollierte in den Städten auch die Produktion von anderen Gütern, die für das Leben der Gemeinschaft von existentieller Bedeutung waren. Sie kontrollierte, sie schuf nicht selbst. Und diese Minderheit hatte kein Interesse daran, die Verseuchung der Umgebung infolge dieser Produktion einzudämmen. Denn je weniger Verseuchung, desto höhere Kosten und desto geringer der Gewinn, der wiederum zur Verstärkung der gesellschaftlichen Kontrolle eingesetzt wurde.«
    Der Schmerz in Trinanys-amh-Xar wurde stärker. Er konzentrierte sich für einen Augenblick darauf, den Stabilfaktor seines Körpers zu verstärken. Delian strahlte steigende Unruhe aus. Auch sie spürte das störende Element. Der Wissensverwalter jedoch fuhr mit der Vorführung fort, als existiere es nicht.
    »Schließlich erreichte die unkontrollierte und destruktive Nutzung aller natürlichen Ressourcen ein Stadium, in dem es zu einem ökologischen Kataklysmus kam.« Schreckliche Bilder: das nun trübe Wasser der Tiefenregionen. Unkontrollierter Algenwuchs, der Sauerstoff aus dem Wasser tilgte und damit die Lebensgrundlage einiger Spezies eliminierte, die bis dahin überlebt hatten.
    »Viele Kulturen und Zivilisationen sind aus genau diesem Grund untergegangen«, sagte der Wissensverwalter. »Ihr seid auf Mharan jetzt in einem ähnlichen Stadium.«
    Trinanys-amh-Xar dachte an die Klimagänger auf Mharan. Seit einigen Jahren hatte sich ihre Population drastisch verringert. Er dachte an die Schauraspringer. Auch sie waren kaum noch anzutreffen. Und er dachte an die Gifte in den Außenzonen der Horte, die so viele junge Leben forderten.
    Der Schmerz wuchs an. Und schien hinter den Optikerfassern Trinanys’ zu detonieren. Die Realdatenaufzeichnung verschwand. Er

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