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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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vermochten.
    »Raknon ist fort«, sagte Narda. »Damit ist uns der Rückweg versperrt. Wir können das Raum-Zeit-Stroboskop nicht mehr erreichen. Wir sitzen hier fest.« Ihre Stimme klang unbewegt und kühl. Zuviel war in den letzten Tagen und Wochen geschehen, Abstumpfung war die Antwort. Der Vielgestalter, David, das Graue Loch …
    Der Korridor verbreitete sich. Dunkel gähnte die Schleusenkammer vor ihnen. Jenseits des Stahlprotops der Außenwand lang die Kälte des Weltraums, eine leere Nacht. Und das Graue Loch.
    Gilco schwieg plötzlich. Einen Augenblick lang rührte er sich nicht, dann kam er langsam wieder in die Höhe, und als er sprach, war seine Stimme fest.
    »Ein Tunnel«, brachte er hervor. »Raknon hat recht. Es ist ein Tunnel …« Und er rief: »Nein, wir sitzen hier nicht fest. Im Gegenteil …«
    Er sprang mit zwei Sätzen an den Öffnungsmechanismus des Außenschotts und betätigte die Taste, die die Sprengkapseln aktivierte. Das Terminal war mit einer Permanentbatterie ausgestattet und verfügte somit über einen von der allgemeinen Energieversorgung autarken Zündmechanismus. Eine dumpfe Erschütterung, ein Grollen … und das Schott segelte aus der Fassung. Wind fauchte, als die Atmosphäre explosionsartig in das Vakuum des Weltraums stürzte.
    Narda suchte reflexartig irgendwo nach Halt, doch ihre Handschuhe glitten an dem Stahlprotop ab. Zwei oder drei Sekunden später wirbelten die Böen sie bereits durch die Öffnung hindurch, und unter ihr gähnte das weite Maul des Grauen Lochs.
    »So seht doch!« ertönte Gilcos Stimme aus der externen Kommunikation. »Ich hatte recht. Es ist ein Tunnel. Er führt zu David. Ich bin sicher, ganz sicher, ganz sicher …«
    Narda betätigte die Steuerdüsen und drehte sich langsam um ihre eigene Achse. Das Graue Loch war nicht mehr homogen. Es hatte fingerähnliche Ausläufer gebildet, die sich weit in den Raum erstreckten.
    »Wo bist du, Gilco?« fragte sie.
    »Der verrückte Kerl steuert einen von diesen Fangarmen des Grauen Lochs an!« antwortete Nayala zornig.
    »Er ist nicht verrückt«, meldete sich Yronne MilVira. »Er ist nur anders. Er ist Psychomechaniker wie ich – ein ausgebildeter mentaler Analysator. Seit dem Anschlag des Vielgestalters hat sich sein Bewußtsein verändert. Aber er ist nicht verrückt. Ja, er wird sterben, wenn er keine Hilfe bekommt. Aber andererseits besitzt er auch Gaben, die ihn offenbar zu einer anderen, uns fremden Form der Erkenntnisgewinnung befähigen.« Sie zögerte kurz, und Narda lauschte kurz dem statischen Rumoren des Grauen Lochs. Sie spürte keine Beschleunigung, aber ihre Instrumente behaupteten, daß sie dem Moloch mit wachsender Geschwindigkeit entgegenfiel. Cosmodrom Vircho III war längst nicht mehr zu sehen. »Wenn er einen dieser Ausländer des Grauen Lochs als Tunnel bezeichnet, durch den wir zu David gelangen können, dann habe ich keinen Grund, daran zu zweifeln. Denkt daran, daß auch seine Visionen in Hinsicht auf die Gefahr zutrafen, in der David schwebt.« Ihre Stimme klang nun nervös. »Vielleicht ist dies eine Chance, die sich uns nur einmal bietet. Wenn Gilco recht hat, haben wir die Möglichkeit, David zu helfen. Und Gilco könnte kuriert werden.«
    »Ich habe recht«, ertönte die Stimme Gil-Corons. »Ein Graues Loch ist nichts weiter als eine direkte Verbindung zu Weltraum II. Ich fliege hinein … hinein …«
    Narda machte einen kleinen, glühenden Punkt aus vor dem Grau des Molochs: Die Flamme eines mit Höchstlast arbeitenden Rückstoßaggregats.
    Narda? meldete sich Nayala.
    Ja?
    Wir haben wohl kaum eine andere Wahl, oder?
    David, dachte Narda.
    Ein zweiter glühender Punkt. »Yronne?«
    »Ich folge ihm.« Ihre Worte gingen beinah in dem statischen Störrauschen unter. »Ich lasse ihn nicht allein gehen. Ich vertraue ihm.«
    Wir stürzen ohnehin hinein, meldete sich Nayala erneut. Raknon ist fort. Und wenn wir vier gemeinsam in den Transfer gehen … vielleicht haben wir eine Chance. Wir kennen Weltraum II. Wir wissen, wie man sich vor den auflösenden Energien des anderen Mediums schützt.
    Narda schaltete ihr eigenes Rückstoßaggregat ein, änderte den Kurs und folgte den beiden Lichtpunkten, die die Positionen von Gil-Coron Tschiad und Yronne MilVira markierten. Das Grau wuchs vor ihnen an – ein Riß im normalen Raum-Zeit-Gefüge, eine Spalte zwischen den Dimensionen. Sie klaffte vor Narda in die Breite, und der Sog wurde nun so stark, daß es kein Zurück mehr gab.
    Nayala!

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