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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Lippen bebten.
    Der glänzende Finger eines Helmscheinwerfers wanderte über metallene Wände, als sich Nayala umdrehte.
    »Er lebt noch«, sagte sie. Ihre Stimme klang spröde. »Viele andere sind tot.«
    Für kurze Zeit herrschte Schweigen.
    »Die Stimme spricht nicht mehr«, sagte Narda dann. »Das Orakel ist stumm.«
    Nayala deutete auf die geborstenen Lichtspender an der Decke. Nur ihre Helmscheinwerfer durchstachen die Schwärze im Innern von Cosmodrom Vircho III. Stille. Die Aggregate der zweitausend Meter durchmessenden Kugel aus Stahl und Protop arbeiteten nicht mehr. Vircho III war tot. Wie lange schon, vermochte niemand von ihnen zu sagen. »Vielleicht sind wir umsonst gekommen«, murmelte die Drachenhexe mit dem pechschwarzen Haar. »Vielleicht haben wir uns unnötigerweise in Gefahr begeben.«
    Wieder herrschte Schweigen, nur unterbrochen von dem rasselnden Atem Gilcos.
    Narda trat an die Seite Yronnes. »Können wir weiter?« fragte sie leise. Und ihre Gedanken riefen: Raknon?
    Ich fürchte mich, entgegnete der Organsegler, der an der Außenhülle der zwischen den Sternen im interstellaren Leerraum schwebenden Station klebte. Ich fürchte mich so sehr …
    Ich weiß, trösteten Nardas Gedanken. Wir kommen bald zurück, Raknon.
    Im bleichen Gesicht Gilcos hatten sich pustelähnliche Geschwüre gebildet. MilVira strich sanft mit den Fingerkuppen darüber hinweg, und sie lösten sich langsam auf. Gilco beruhigte sich zusehends. Er zwinkerte einige Male mit den Augen, schien dann seine Umgebung wieder bewußt wahrzunehmen.
    »Ich … es geht wieder.« Yronne half ihm auf die Beine. Er schwankte. Die Anfälle erfolgten nun in immer kürzeren Abständen. Sie kosteten ihn Kraft, viel Kraft. Der Vielgestalter hatte ihm einen Teil seines Ichs genommen und dafür etwas gegeben, das nicht einmal Yronne analysieren konnte. Sie war Psychomechanikerin wie Gilco, und oft waren sie gemeinsam auf die Reise gegangen im Innern ihrer verschmolzenen Bewußtseinsphären. Das war ihnen nun verwehrt. Gilcos Geist war seit dem Anschlag des Vielgestalters von dem Yronnes separiert. Und für zwei Psychomechaniker, die sich liebten, war das nahezu das Schlimmste, das passieren konnte.
    »Gut.« Narda nickte. Sie hielt ihre Gedanken unter Kontrolle. Mitleid machte es für Gilco nur noch schlimmer. »Wir dürfen uns hier nicht allzu lange aufhalten. Das Graue Loch hat sich ausgeweitet. Wenn die Berechnungen stimmen, wird es Vircho III in wenigen Stunden vereinnahmen. Bis dahin müssen wir verschwunden sein.«
    Und während sie den Korridor betraten, der zur Zentrale der Station führte, dachte sie: Das ist ein anderes Phänomen. Die Kosmischen Sporen haben das Graue Loch, den Kegel aus Entropiebeschleunigung und Raum-Zeit-Deformierung, isoliert. Wie kann es trotzdem wachsen? Cosmodrom Vircho III wird untergehen, zerrieben von den Gewalten des Grauen Lochs. Und mit der Station das Orakel … das Geschöpf, das einst Lordoberst Max von Valdec gewesen war. Ein … Ding, das alle Fragen beantworten konnte, die man ihm stellte – nur die nicht, die es selbst so quälten. Unentwegt hatte diese Stimme gesprochen, auf allen Frequenzen. Und nun schwieg sie.
    »Wir hätten nicht hierher kommen sollen«, sagte Nayala dumpf. Die Luft schmeckte schal und abgestanden. Die Umwälzungs- und Regenerierungsaggregate arbeiteten offenbar schon seit Wochen nicht mehr.
    »Es ist die einzige Möglichkeit.« Gil-Coron Tschiad schüttelte den Kopf. Der Psychomechaniker war mittelgroß und von drahtiger Statur. Seinem Wesen nach war er still und schweigsam, und die Veränderung, der er aufgrund des Angriffs des Vielgestalters unterzogen worden war, hatte diese Eigenschaft noch weiter verstärkt. »Die Vision war eindeutig: David terGorden schwebt in höchster Gefahr. Und nur das Orakel kann uns sagen, wo er sich befindet und welcher Art die Gefahr ist.« Er sprach nicht weiter. Er sagte nicht, daß ein Kontakt mit David terGorden auch die einzige Chance war, die er noch hatte. Seine Visionen waren eindeutig gewesen: Er würde binnen kurzer Zeit sterben, an der psychischen Agonie, an der Multi-Schizophrenie, die ihm der Vielgestalter beschert hatte. Die Kraft des Konnexkristalls aber … die Energie dieser Schlacke aus der Ersten Welt, zusammen mit dem geistigen Potential eines Erben der Macht … es war eine trübe Flamme der Hoffnung, an die er sich klammerte, eine Chance auf Heilung, auch wenn sie verschwindend gering war.
    Sie schritten an

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