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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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erstreckte sich die weite Betonfläche des Raumhafens von Neucrupp, der Hauptstadt Tschitschiris. Gut zwei Kilometer entfernt wuchsen die hohen Spindeltürme der Kontrolltower in die Höhe. Die Passagiere wanderten in den offenen Zugang einer Transportröhre hinein und wurden von einem Laufband in Richtung Terminal getragen. Direkt neben der transparenten Wand des Tunnels war ein Bodenfahrzeug geparkt. Die MHD-Generatoren summten wie unter dem Blech gefangene Insekten, und der dicke Mann in der offenen Pilotenkanzel winkte nervös.
    »Sie werden abgeholt«, sagte die Frau und deutete auf den Wagen. »Sehen Sie? Das Emblem der Bibliothek Neucrupps.«
    »Ja.« Einige Meter vor dem Bodengleiter blieb er stehen und sah die Botschafterin an. Er schwitzte. Die Luft war heiß und stickig und schmeckte säuerlich. Das Licht der Sonne war ein nur trüber Glanz, filtriert von der dichten Wolkendecke und dem darunter wogenden Staubmeer. Jenseits der Kontrolltower war die Silhouette der Metropole Tschitschiris nur ein faseriger Schatten inmitten düsterer Schemen. Nein, eine paradiesische Welt war es gewiß nicht. »Sie werden es hier bestimmt nicht leichthaben. Botschafterin. Auf dieser Welt gibt es noch Menschen, die jeden Repräsentanten von Biowelten für einen Spion halten, für einen Wegbereiter der Pflanzeninvasion.«
    »Aber andere gibt es auch«, wandte die Frau mit der lindgrünen Haut ein.
    »Mag sein. Aber sie sind in der Minderheit. Geben Sie auf sich acht. Botschafterin.«
    »Das werde ich tun.« Sie reichte ihm die Hand, und als er sie ergriff, spürte der Historiker einen Hauch von Harmonie, der sein Innerstes durchströmte. »Besuchen Sie mich einmal. Vielleicht könnten wir bei der Gelegenheit über Ihre Forschung sprechen.«
    »Es würde mich sehr freuen.« Er zögerte. Der dicke Mann im Bodengleiter winkte immer ungeduldiger. »Wo kann ich Sie – finden? Und wie … wie heißen Sie?«
    »Nehmen Sie Kontakt mit der Botschaft in Neucrupp auf. Und mein Name …« Sie lächelte. »Ich heiße Ankrum. Lirha Ankrum.«
    »Ankrum?« Der alte Historiker sah sie groß an, als sich tief in ihm eine Erinnerung regte. »Es gab einmal eine Psychomechanikerin auf Altsarym. Sie hieß Duryea Ankrum …«
    »Ja, ich bin mit ihr verwandt.«
    Haddar Luwic trat einen raschen Schritt auf sie zu. Hinter ihm lärmten die Wartungstechniker mit ihren Instrumenten. Er konnte die mißtrauischen Blicke, die der Botschafterin – und nun auch ihm – galten, fast körperlich spüren. »Sagen Sie mir eins, Lirha Ankrum: David terGorden – kennen Sie diesen Namen?«
    »Eine Legende«, sagte sie.
    Haddar Luwic musterte sie intensiv und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Es muß mehr sein als nur das. Botschafterin. Ich bin hier, um mir in diesem Punkt endgültige Gewißheit zu verschaffen. Meine Studien …«
    »Ich kenne Ihre Bücher und Artikel«, sagte Lirha Ankrum. »Ich habe sie alle gelesen.« Sie lachte leise, und die kleinen Blätter auf ihren Schultern raschelten. »Was ist Wahrheit, was Erfindung und Dichtung?« Sie drehte sich halb um. »Besuchen Sie mich in Neucrupp, Historiker. Nachdem Sie der Bibliothek einen Besuch abgestattet haben. Dann können wir über alles sprechen.« Und mit diesen Worten verschwand die Botschafterin im Zugang zur Transportröhre. Haddar Luwic sah ihr noch eine Weile nach, während ihre hinter der transparenten Trennscheibe nur undeutlich und verschwommen zu erkennende Kontur allmählich in der Ferne verschwand. Die letzten Worte der Frau … sie hatten mysteriös geklungen, zweideutig. Vielleicht wußte sie mehr, als sie ihm gegenüber zugegeben hatte.
    »Luwic? Haddar Luwic?« Der beleibte Mann im Bodengleiter winkte aufgeregt. »Ich bin gekommen, um Sie abzuholen.«
    Der alte Historiker, nahm in dem Sitz neben dem Piloten Platz. Der Dicke starrte ehrfürchtig auf Luwics Kombination und das Sonnensymbol, das sich auf der einen Brustseite zeigte – das Zeichen der Historischen Fakultät von Arcant.
    »Sie sind es wirklich«, murmelte er.
    Luwic lächelte. »Haben Sie jemand anders erwartet?«
    Der Dicke schüttelte rasch den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Aber ich …« Er hustete, schloß rasch die Pilotenkanzel und stülpte sich für einige Sekunden eine Atemmaske vors Gesicht. Als er sie wieder absetzte, meinte er: »Für heute wurde eine Hauptemission angekündigt. Es tut mir leid, daß Sie ausgerechnet an einem solchen Tag ankommen. Ah, macht Ihnen die schlechte Luft

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