Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
Ausstrahlungskraft der hynan- Hieroglyphen zwar spüren, aber nicht verstehen.
»Tri, das bedeutet Fruchtbarkeit, Harmonie, Ausgeglichenheit und Stärke.«
Jubel.
Es war das Symbol Xalas.
» Ca , das bedeutet …« Tairit wartete gespannt. Der Prete zögerte einen Augenblick und betrachtete den Glimmstein ein weiteres Mal. Das Leuchten hatte sich verändert. Und die hynan- Zeichen schienen zu verschwimmen. Kälte wehte von irgendwo heran.
Der Prete legte den Kopf in den Nacken.
»Ca, das bedeutet Härte. Es bedeutet Energie und Enttäuschung gleichermaßen.«
Tairit runzelte die Stirn. Mit dieser Erklärung konnte er nur wenig anfangen.
»Ich sehe … Dunkelheit – und doch einen hellen Himmel. Ich sehe die Staubkristall-Ozeane einstürzen. Ich sehe …« Der Prete schüttelte den Kopf und verstummte dann wieder. Die Kälte löste sich auf. »Ich bin mir nicht ganz sicher, was ca. wirklich bedeutet«, gab er zu. Er legte Tairit beide Hände auf die Schulter. »Aber ich bin sicher, daß du ein guter Mulcalin sein wirst.«
Wieder Jubel. Schrille Laute, von den Wänden der Stadt zurückgeworfen. Selbst die Schattenleguane zischten und knurrten beigeistert.
Tairit wandte sich Xala zu. Sie sah ihn an aus ihren großen silbernen Augen, die wie glitzernde Juwele in ihrem Gesicht waren.
Er nahm sie in die Arme, und er spürte, wie ihr Herz schlug, warm und kräftig.
Er legte den Kopf in den Nacken.
Und für einen Augenblick sah er Feuer, das vom Himmel regnete. Feuer in einer Zeit der Kälte. Die Vision löste sich sofort wieder auf, aber er wußte, daß er sie nicht mehr vergessen würde.
Dumpf brummte der Antrieb des Gleiskettenfahrzeugs. Denniz’ Hände ruhten sanft auf dem Steuerknüppel. Er beobachtete die Anzeigen auf dem Instrumentenpult vor ihm, und ab und zu ging sein Blick auch durch die transparente Pilotenkuppel hindurch nach draußen.
Zwei gleißende Lichtfinger tasteten durch die Finsternis. Diffuse Helligkeit, wenn voraus eine Radiolarienwolke schwebte, die das Licht der Scheinwerfer wie dichter Nebel brach. In einem solchen Fall half ihm nur noch das Bodenradar.
Aus dem Kabinentrakt hinter Denniz ertönten mehrstimmige Flüche.
»Nun mach schon«, brummte einer.
»Ich bin ja dabei, verdammt!« gab ein anderer zurück. »Bitte, wenn du’s besser kannst …« Papier raschelte.
»Schon gut, Mann. Schon gut.«
»Denniz?«
»Ich bin noch nicht ausgestiegen.«
»Haha«, machte der Navigator langsam. »Also, gib mir mal die Position.«
Ein erneuter Blick auf die Instrumente. Denniz wurde hin und her geschüttelt, als das Gleiskettenfahrzeug über unebenes Terrain rumpelte. Wieder Flüche und Verwünschungen.
»Scheiße. Wir hätte Joshuah ans Steuer lassen sollen.«
Denniz holte tief Luft. »Kommt hierher und seht es euch an. Selbst mit dem Radar ist nicht viel zu machen. Meine Position …« Er grinste. Er kannte die Reaktion.
Zwei Sekunden später wurde die Tür aufgestoßen, und ein untersetzter Mann in mittleren Jahren starrte ihn entgeistert an.
»Sag mal, hast du den Verstand verloren?«
»Nein.« Irgendwo in der Triebwerksektion knirschte und knisterte es. Denniz blickte besorgt auf die Fehlfunktionsindikatoren. Alles grün.
»Wir müssen sofort den Kurs ändern«, brachte der Navigator hervor. Zwei andere Gesichter tauchten in der geöffneten Tür auf. Joshuah und Mirelle.
»Ich denke überhaupt nicht daran.« Denniz preßte die Lippen aufeinander. Sie hatten die Radiolarienwolke inzwischen durchquert, und das Licht der Scheinwerfer reichte nun wieder weiter. Die Kegel aus grellweißem Glanz glitten über mannshohe Felsbrocken, über wuchernde Stauborchideen und blühende Teufeisbeeren-Büsche. Kleinere Gesteinsbrocken wurden unter den Gleisketten zermalmt. Rechts von ihnen, jetzt nur noch wenige Dutzend Meter entfernt, war das Glühen einer Warnbarke.
»Der Kerl ist verrückt geworden«, keuchte Francesco, der Navigator.
Drei Sensorpunkte flammten rot auf. Denniz reagierte sofort. Seine Finger tasteten über das Computerterminal. Ein Bildschirm erhellte sich.
Zwei Wandelsteine in Gelb Vierzehn-Vierzehn.
»Scheiße«, murmelte Francesco und fügte in seiner Muttersprache hinzu: »Merda! Merda!«
»In die Schutzsitze!« rief Denniz. Seine Finger berührten andere Sensorpunkte. Das Brummen des Antriebs verstummte. Irgend etwas machte Fing.
Die Scheinwerferkegel glitten suchend umher. In ihrem Glanz tauchten schließlich zwei graue Kegel auf.
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