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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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mit der Freundschaft von Prior Geoffrey, Gyltha und ihrem Enkel belohnt worden – und, das Schönste von allem, sie hatte ihr Kind bekommen.
    Außerdem war der Plantagenet, obwohl ein durchtriebenes, aufbrausendes, geiziges Schwein, dennoch ein großer König, ein
sehr
großer König, und das nicht nur, weil er über ein Reich herrschte, das sich von der schottischen Grenze bis zu den Pyrenäen erstreckte. Der Streit zwischen ihm und seinem Erzbischof von Canterbury, Thomas à Becket, würde ihm ewig wie ein Fluch anhaften, weil er mit der Ermordung des Erzbischofs geendet hatte. Aber Adelias Ansicht nach war Henry bei dem Streit im Recht gewesen, und es war verhängnisvoll für die Welt gewesen, dass die Weigerung des Juden hassenden, selbstverliebten, rückwärtsgewandten Becket, eine Reform der ebenso rückwärtsgewandten englischen Kirche zuzulassen, den König dazu getrieben hatte, jene schrecklichen Worte zu rufen:
»Wer befreit mich von diesem aufsässigen Priester?«,
weil ihn nämlich einige seiner Ritter beim Wort nahmen, die ihre eigenen Gründe hatten, Becket den Tod zu wünschen. Sie waren über den Kanal nach Canterbury gereist und hatten eine Tat begangen, die einen tapferen, aber törichten und kurzsichtigen Mann zum heiligen Märtyrer machte und zugleich der Kirche die Entschuldigung dafür lieferte, einen König zu geißeln, der versucht hatte, ihre Macht zu beschneiden und seinem Volk durch die anständigste und menschlichste Gesetzgebung der Welt zu größerer Gerechtigkeit zu verhelfen.
    Ja, sie nannten Henry Plantagenet einen Teufel, und mitunter dachte Adelia, dass er wahrscheinlich einer war, aber sie wusste auch, dass seine durchdringenden blauen Augen weiter in die Zukunft blickten als die jedes anderen Menschen. Als er den Thron bestieg, war England vom Bürgerkrieg zerrüttet und verarmt, und er hatte ihm einen sicheren Wohlstand geschenkt, um den andere Länder es beneideten.
    Es hieß, seine Frau und seine Söhne hassten ihn und hätten sich gegen ihn verschworen, und selbst das konnte Adelia nachvollziehen. Henry war allen anderen weit voraus, so schnell, dass ihre Beziehung zu ihm sich bildlich gesprochen darauf beschränken musste, sich an seine Steigbügel zu klammern, während er vorwärtspreschte.
    Doch als die Kirche Adelia vor Gericht stellen wollte, als sie gerade auf der Suche nach dem Kindermörder von Cambridge war, hatte dieser vielbeschäftigte König die Zeit gefunden, sich einzumischen und sie zu entlasten.
    Na ja, das gehörte sich auch so, dachte sie. Schließlich habe ich ihm viel Mühe und Geld gespart. Ich bin nicht seine Untertanin, ich bin Sizilianerin, und er hat kein Recht, mich in seinen Dienst zu zwingen.
    Was eine ganz vernünftige Einschätzung gewesen wäre, wenn Adelia nicht manchmal das Gefühl gehabt hätte, dass es eine Ehre war, im Dienste Henry Plantagenets zu stehen.
    Dennoch, sie verfluchte ihn noch einmal kräftig und versuchte dann, mit Rücksicht auf die Verdauung ihres Kindes nicht mehr an ihn zu denken. Das Problem war, dass der große Raum um sie herum eine Kirche widerspiegelte, die sie wütender machte, als Henry es je vermocht hätte. Hier gab es nichts, was nicht zutiefst und unübersehbar religiös war – der wuchtige Bischofssessel, ein gepolstertes Betpult mit Goldintarsien, auf dem Seine Lordschaft bequem knien konnte, um Christus anzubeten, der in Armut gestorben war, die Luft weihrauchgeschwängert.
    Adelia nährte ihre Verachtung, indem sie an Prior Geoffreys Zimmer in der Priorei dachte, das umso heiliger war, als es das Weltliche mit einschloss – Angelruten in der Ecke, der Duft von gutem Essen, eine herrliche kleine Aphrodite in Bronze, die er aus Rom mitgebracht hatte, der gerahmte Brief eines Schülers, auf den er stolz war.
     
    Als sie mit dem Stillen fertig war, nahm Gyltha ihr das Kind ab und wiegte es hin und her, damit es sein Bäuerchen machte, eine Lieblingsbeschäftigung der beiden Frauen – es gab keinen befriedigenderen Klang als diesen kleinen Rülpser. Da das frisch entzündete Kohlenbecken den Raum noch nicht richtig erwärmt hatte, legte Gyltha eine weitere Decke in den Korb, ehe sie ihn in eine dunkle Ecke stellte, damit das Kind schlafen konnte. Dann stellte sie sich neben das Kohlenbecken und sah sich zufrieden um. »Mord, hä? Die alten Freunde wieder vereint, wie in alten Zeiten.«
    »
Versuchter
Mord«, rief Adelia ihr in Erinnerung. »Und, nein, nicht wie in alten Zeiten.«
    »Aber eine kleine

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