Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)
kleinen Holo-Bildschirm zu Gesicht bekam. Immerhin hatte Jack auf dem Bildschirm in der Überwachungszentrale des Viver-Tech-Turms gesehen, wie Fargo sich erst kurz mit der Yûrikki und dem Arzt unterhalten hatte und dann der Maschine nachgeeilt war. Und trotz der Tatsache, dass dieser Bastard ihm das Knie zerschossen hatte, kam Jack nicht umhin, den Mut des Delaarianers anzuerkennen.
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Der Rumpf der Maschine erzitterte bei jedem Schritt, und Fargo hatte Mühe auf den Beinen zu bleiben. Die ständig über das Rückgrat hinwegfegenden Tentakel erschwerten sein Vorankommen noch. Immer wieder stürzte sich der Delaarianer in eine der Vertiefungen, wartete, bis die Tentakel vorbeigerauscht waren, und kletterte rasch heraus, um weiter nach Hinweisen auf die Lage des neuronalen Zentrums der Maschine zu suchen und nebenbei wieder einige der unzähligen objektivartigen Konstruktionen, die über die gesamte obere Panzerung verteilt waren und ihn beobachteten, mit Amalryt-Munition zu sprengen.
Abermals raste eines der Tentakel auf ihn zu, doch wurde dieses von rotglühendem Plasmafeuer in Stücke geschossen, ehe es ihn erreichte. Fargo erkannte diese Geschosse und warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Wie erwartet entsprangen sie den Buggeschützen der Sabra'sán , die sich hinter dem Koloss in Position gebracht hatte und ihm Deckung gab. Fargo wandte sich wieder nach vorn und bemerkte, wie sich ein paar der dünneren Tentakel vom Halsansatz auf ihn zu schlängelnten. Die Sabra'sán nahm auch diese unter Beschuss, jedoch wurden die abgefeuerten Plasmageschosse von dem grünlichen Kraftfeld vollständig absorbiert, das einen knappen Viertelmeter über Fargo aufleuchtete. Wie es aussah, musste er allein mit diesen aufdringlichen Tentakeln fertigwerden. Der Delaarianer überprüfte hastig die ihm verbliebene Munition; ein halbes Magazin – sieben Projektile – im Revolver und ein volles in der Hosentasche. Nicht viel, aber es musste reichen. Dann zielte er so ruhig, wie es ihm bei den ständigen Erschütterungen möglich war, auf das heranschnellende Tentakel zu seiner Linken und gab drei Schüsse in rascher Folge ab. Zwei verfehlten ihr Ziel undsprengten lediglich kleine, unbedeutende Löcher in die Panzerung, die sich augenblicklich zu regenerieren begann. Der dritte Schuss traf jedoch und zerfetzte das dünne Tentakel so sehr, dass die in drei Klingen gespaltene Spitze nur noch wie von einer einzigen Sehne gehalten daran herumbaumelte.
Das zweite Tentakel war Fargo unterdessen gefährlich nahegekommen und stieß mit den Klingen nach ihm. Da eine Explosion der Amalryt-Munition in nächster Nähe ausgesprochen ungesund sein konnte, feuerte Fargo auf einen entfernteren Teil des sich windenden, silbernen Tentakels. Die Schüsse gingen ins Leere, doch er hatte noch eine andere Möglichkeit, sich gegen dieses Ding zu wehren. Während Fargo einem weiteren Stoß auswich, ließ er die geschwungene schwarze Klinge aus seinem linken Unterarm fahren und versetzte dem Tentakel seinerseits einen schnellen Hieb. Die Maschine grollte laut auf, als dessen klingenbewehrtes Ende von dem sauberen Schnitt herunterrutschte und auf die Panzerung des Rückgrats krachte. Im Gegensatz zu den Schäden, die durch die Amalryt-Munition oder den Beschuss der Sabra'sán verursacht worden waren, begann sich das durchtrennte Tentakel nicht zu regenerieren. Offenbar wirkte sich nicht nur direkter Kontakt mit dem Xetagen negativ auf diese Nanotechnologie aus, sondern auch der Kontakt mit davon mutiertem Gewebe. Wie's aussieht, bin ich für dich tatsächlich giftig , dachte Fargo.
»H'ashak'kre'sh!«, grollte die Maschine mit einem Mal und einige der Vertiefungen des Rückgrats begannen, sich langsam zu öffnen.
Alarmiert schreckte Fargo von ihnen zurück. Das bedeutete sicher nichts Gutes.
»Xetagen-kontaminierter Organismus, Ihre Anwesenheit auf dieser Einheit wird nicht länger toleriert. Die Bedrohung durch Ihre Existenz endet jetzt!«, tönte die Maschine in akzentfreiem Qai und verfiel gleich darauf in klickende Laute zurück. »Rak'k'ash sr'tek'k!«
Plötzlich schoben sich lange, zierliche Gebilde, ähnlich silbernen Stöckchen, aus den offenen Vertiefungen des Rückgrats und knickten ein, sobald sie weit genug über die Kanten ragten. Es brauchte nicht lange, bis Fargo erkannte, was da ans Tageslicht kletterte. Sechs etwa einen halben Meter große silberne skorpionartige Maschinen auf vier Beinen erklommen die Kanten der
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