Die Tochter der Wälder
dem Hund den Hals zu streicheln, wobei er den Blick nicht von der garstigen Wunde nahm. Linn drehte mit einiger Schwierigkeit den Kopf und leckte ihm die Hand. Ich ließ die beiden allein.
***
Nun wende ich mich mit einigem Zögern einem Teil unserer Geschichte zu, der nur schwer zu erzählen ist; obwohl es sich nicht um den schwierigsten handelt. Wir aßen also zu Abend, und Cormack war nicht da und Finbar ebenfalls nicht. Vater gab eine Bemerkung dazu ab und stieß bei seinen anwesenden Kindern auf eine Wand aus Schweigen. Vater Brien saß still am anderen Ende des Tisches. Er aß wenig und entschuldigte sich früh. Eilis warf Lady Oonagh immer wieder nervöse Blicke zu wie ein verängstigtes Tier. Liam hielt unter dem Tisch ihre Hand, aber sein Gesicht war wie Stein. Niemand brauchte mir mehr zu erzählen, dass Vater Briens Gespräch mit Vater nichts geändert hatte.
Und dann war es später Abend, und der größte Teil des Haushalts schlief. Als einziges Mädchen hatte ich den Luxus eines eigenen Schlafzimmers, und dort kamen meine Brüder zusammen. Es waren alle da bis auf Diarmid, obwohl Cormack rote Augen hatte und sich nicht neben seinen jüngsten Bruder setzen wollte. Finbar war aus dem Nichts aufgetaucht wie ein Schatten. Wir zündeten sieben weiße Kerzen an und verbrannten Wacholderbeeren und saßen schweigend eine Weile dort, dachten an unsere Mutter und versuchten, was wir an Kraft hatten, miteinander zu teilen. Das Feuer war beinahe niedergebrannt, die Kerzen warfen ein stetiges Licht auf ernste Gesichter.
Zu solchen Zeiten sprachen wir kaum, sondern waren damit zufrieden, aus der Berührung der anderen und aus unseren geteilten Gedanken Kraft zu gewinnen. Nicht, dass alle von uns in Gedanken kommunizieren konnten, wie Finbar und ich es taten. Das war eine Fähigkeit, über die nur wenige verfügten, und wie es dazu gekommen war, ist ein Geheimnis. Dennoch, wir waren alle sieben gut aufeinander eingestimmt und konnten ohne Worte den Schmerz und die Freude und die Angst unserer Geschwister spüren. In dieser Nacht spürten wir Diarmids Abwesenheit wie den Verlust eines Arms oder Beins, denn wir waren in unserem Gefühl einer finsteren Vorahnung vereint, und unser schützendes Netzwerk war ohne ihn unvollständig. Niemand äußerte sich darüber, wo er sein mochte.
Liam bewegte sich ein wenig; eine Kerze flackerte und ließ die Schatten hoch auf den Wänden tanzen.
»Wir ziehen unsere Kraft aus den großen Eichen des Waldes«, sagte er leise. »Wie sie ihre Nahrung aus dem Boden und aus dem Regen, der den Boden durchtränkt, ziehen, so finden wir unseren Mut im Muster des Lebens rings um uns her. Die Eichen stehen in Sturm und Regen, sie wachsen und erneuern sich. Wie ein Hain junger Eichen bleiben wir stark.«
Dann übernahm Conor, der zu seiner Linken saß.
»Das Licht dieser Kerzen ist nur die Reflexion eines größeren Lichts. Es scheint von den Inseln hinter der westlichen See her. Es schimmert im Tau und auf dem See, in den Sternen am Nachthimmel, in jeder Reflexion der Geisterwelt. Das Licht ist immer in unseren Herzen und führt uns. Und sollte einer von uns das Licht verlieren, wird Bruder oder Schwester ihn führen, denn wir sind sieben und gleichzeitig eins.«
Cormack war als Nächster dran, aber er schwieg so lange, dass ich schon dachte, er hätte beschlossen, nichts zu sagen. Endlich ergriff er das Wort: »Ich habe heute etwas Schlimmes getan. Etwas so Schlimmes, dass ich nicht hier sein sollte. Erzähl es ihnen, Sorcha. Erzähl es ihnen, Padraic. Es hat bereits begonnen … die Schande, die Fäulnis. Ich glaube, ich kann das nicht mehr tun; ich bin nicht würdig.«
Liam und Conor und Finbar sahen ihn an. Padraic öffnete den Mund, aber ich war schneller. »Er hat seinem Hund wehgetan«, sagte ich. »Ziemlich schlimm, und wegen nichts. Sie wird sich wieder erholen, dank Padraic. Er gibt sich selbst die Schuld; aber ich glaube, das ist falsch.«
»Wieso falsch?« fauchte Padraic zornig. »Er hat es getan, er hat es selbst zugegeben.«
»Er sagte, dass es beinahe so war, als würde jemand anderes es tun«, meinte ich. »Was, wenn tatsächlich jemand anderes es getan hat?«
»Du meinst …«
»Ich habe es selbst gespürt«, fuhr ich bedrückt fort. »Als ich in ihren Spiegel schaute. Sie hat es irgendwie damit erreicht, dass sie mir das Haar gebürstet hat, mit ihrem Geist, mit ihrer Stimme. Sie hat versucht, mir den Willen zu nehmen, mich Dinge sagen und tun zu lassen, die ich
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