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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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nicht wollte. Sie war sehr stark. Ich konnte sie nicht ganz ausschließen.«
    »Sie war tatsächlich da«, sagte Cormack langsam und ungläubig. »Auf der Treppe, im Übungshof. Sie sah mir zusammen mit Vater zu. Sie war da. Könnte sie denn – nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aber warum?« fragte Padraic zornig. »Warum sollte sie so etwas tun wollen? Es gibt keinen Grund dafür, es ist nur ein kleinlicher Trick. Sie wird ihn heiraten, sie hat doch bereits, was sie will. Und Linn ist unschuldig. Wieso sollte sie den Hund grundlos verletzen wollen?«
    Conor dachte an etwas anderes. »Was wollte sie von dir erfahren, Sorcha? Was wollte sie wissen?«
    »Alles Mögliche. Über mich und über euch – sie hat nach euch allen gefragt. Kleinigkeiten. Aber es fühlte sich schlimm an, nicht, als wollte sie uns einfach nur kennen lernen, sondern …« Ich schauderte. »Ich weiß es nicht. Als wollte sie das, was sie erfuhr, für irgendetwas verwenden. Gegen uns verwenden.«
    Conor wandte sich seinem Zwilling zu. »Du liebst diesen Hund«, sagte er und sah Cormack direkt in die Augen. »Linn ist ein Teil von dir. Sie verdankt dir ihr Leben. Du würdest ihr nie wehtun.«
    »Aber ich habe ihr wehgetan. Ganz gleich, wer mich dazu gebracht hat, wer den Gedanken in meinen Kopf gepflanzt hat, es war meine Hand, die zuschlug.«
    »Was geschehen ist, ist geschehen«, sagte Conor. »Das kannst du nicht ändern. Aber du kannst es besser machen, du weißt, wie. Sei der Hund, spüre ihren Schmerz, spüre, wie verraten sie sich fühlt. Spüre auch ihre Schlichtheit, ihre Verzeihung, ihre Liebe und ihr Vertrauen. Ihr beide werdet zusammen heilen.«
    Er ließ meine Hand los und nahm Cormacks Hand, zog ihn in den Kreis. Nach einer Weile regte sich auch Padraic und nahm die andere Hand seines Bruders, und wir saßen wieder schweigend.
    »Wir suchen nach Führung«, meinte Finbar schließlich. »Wir tragen das Licht in uns, und manchmal ist der Weg klar. Aber oft ist das Licht trüb, und wir können nicht einmal uns selbst trauen. Geister des Waldes, Geister des Wassers, Geister der Luft, Wesen der Tiefe und der geheimen Orte, helft uns in unserer Zeit der Not. Denn uns steht Dunkelheit und Verwirrung bevor.«
    Seine Worte ließen mich schaudern. Hatte er in unsere Zukunft gesehen?
    »Ich habe einmal eine Geschichte gehört«, sagte ich, »von einem Helden, der nach langen Reisen und gewaltigen Taten einem Ungeheuer mit Kiefern wie Eisen begegnete, das die Kraft von drei Riesen hatte. Der Held wurde in Stücke zerrissen, und als das Ungeheuer mit ihm fertig war, waren die Teile weit verstreut. So lag eines seiner Schienbeine in einer tiefen Höhle, wo Wasser ununterbrochen die Wände hinablief; und sein Haar wurde vom Ostwind weggeblasen, bis es sich in einem Haselstrauch weit am Rand des Landes verfing. Sein Schädel wurde einige Zeit als Trinkschale benutzt, dann in einen Bach geworfen, der ihn zum Ufer des westlichen Meeres brachte. Ein wilder Hund trug seinen kleinen Finger davon, um seine Jungen zu füttern. Und nach einiger Zeit schien nichts mehr von ihm übrig zu sein. Jahre vergingen, und winzige, bleiche Pilze wuchsen, wo sein Beinknochen lag, und die Blätter des Haselstrauchs wuchsen um sein schimmerndes Haar. Am Meeresstrand füllte sich sein Schädel mit Sand, und wilde Kräuter wuchsen darin, und durch seine Fingerknochen, die die Welpen weiß und sauber geleckt hatten, wuchsen Krokuspflanzen. Und es heißt, wenn ein Reisender jemals die wilden Kräuter pflückt und die Rinde des Haselstrauchs nimmt und die geheimen Pilze und sie mit Krokus aus dem Waldstück mischt, wo die letzten Knochen des Helden liegen, wird ein mächtiger Zauber zum Leben erwachen. Der Held wird wieder geboren, nicht wie vor seiner Zerstörung, sondern viel stärker an Körper und Geist; denn er wird erfüllt sein mit der Kraft von Erde, Meer und Luft. Ich denke an uns Sieben wie an die Teile eines einzelnen Körpers. Man mag uns auseinander reißen, und es mag so aussehen, als gäbe es kein Morgen für uns. Wir gehen alle unseren eigenen Weg, und es mag sein, dass wir stürzen, dass wir uns verletzen, dass wir wieder heilen. Aber am Ende, so sicher wie Sonne und Mond ihren Weg über den Himmel machen, ist die Kraft jedes Einzelnen die Kraft von Sieben. Vergesst nicht, was unsere Mutter sagte, als sie starb. Wir müssen die Erde berühren, wir müssen in den Himmel schauen und den Wind spüren. Wie Tümpel im selben Bach müssen wir uns

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