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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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aber der kurze Moment hatte gereicht. Hemma packte das Messer und rammte es ihm mit aller Wucht in den Oberschenkel, woraufhin Burchard stöhnend zusammensackte. Gottwald, der noch immer sein Schwert in der Hand hielt, fackelte nicht lange. Er holte aus, stieß nach hinten und zog es sofort wieder mit einem Ruck zurück. Der Getroffene ließ mit weit aufgerissenen Augen das Messer fallen und polterte zum zweiten Mal die Treppe hinunter. Johann und Manfred hatten auch sehr schnell reagiert und gingen mit erhobenen Schwertern auf Burchards Männer los. Mit wutverzerrtem Blick strebte Gottwald Azzo entgegen, der ebenfalls seine Waffe zog.
    Ohne hinzusehen schrie er seiner Tochter zu: »Kümmere dich um deine Mutter und verschwindet!«
    Edgitha lag nach einem brutalen Faustschlag Azzos mit blutendem Kinn auf dem Boden. Hemma kroch zu ihr, ohne dabei Burchard aus den Augen zu lassen, der noch immer eine Hand auf seine Wunde presste. Dadurch konnte sie rechtzeitig reagieren, als dieser blitzschnell sein Schwert zog und mit einem grauenerregenden Schrei ausholte. Hemma sprang zur Seite, unddie scharfe Waffe verfehlte sie um Haaresbreite. Sofort rappelte sie sich wieder auf und eilte zu ihrer Mutter, um ihr aufzuhelfen. Ein gehetzter Blick auf ihren Vater zerstörte ihre Hoffnung auf Hilfe, denn der Vogt kämpfte noch immer verbissen mit Azzo, der sich als ebenbürtiger Gegner erwies.
    Geistesgegenwärtig versetzte Hemma ihrer Mutter einen Schubs, und Burchard stieß sein Schwert direkt zwischen die beiden Frauen. Hemma war klar, dass sie ein drittes Mal nicht mehr so viel Glück haben würden. Für einen flüchtigen Moment überlegte sie, ob sie ihren Peiniger mit dem Messer angreifen sollte, verwarf den unsinnigen Gedanken aber gleich wieder, da sie gegen ihn nicht die geringste Chance hätte. Verzweifelt verfolgte sie, wie ihr Gegner mit langsamen Schritten und höhnischem Grinsen auf sie zuhinkte. Draußen im Flur kämpften Johann und Manfred noch immer mit den beiden Schergen Burchards, so dass sie auf deren Hilfe auch nicht hoffen konnte. Hemma krabbelte auf allen vieren zu ihrer Mutter, die anscheinend das Bewusstsein verloren hatte, und drehte sich dabei zu ihrem Verfolger um.
    Drohend stand er über ihr, hob sein Schwert mit beiden Händen weit über den Kopf und sagte: »Auf Wiedersehen, meine Schöne!«
    Hemma legte ihren Körper schützend über den ihrer Mutter, schloss die Augen und wartete auf den Schlag. Ein überraschter Schrei, dem ein dumpfer Aufprall folgte, ließ sie zusammenzucken. Sie fuhr herum und sah als Erstes Azzos Körper dicht neben der Wand liegen, während ihr Vater mit Burchard auf dem Boden rang. Beide hatten anscheinend ihre Schwerter verloren. Hemma sprang auf und suchte mit gehetztem Blick nach der Waffe ihres Vaters. Ein erstickter Schrei aus dem Flurließ sie in der Bewegung innehalten, und mit Entsetzen stellte sie fest, dass Manfred am Boden lag. Sein Kopf ruhte seltsam abgeklappt auf der Seite und gab eine klaffende Wunde am Hals frei. Sein Gegner kam langsam in den Raum, wobei er den Blick auf die beiden Männer richtete, die verbissen miteinander kämpften, und Hemma völlig unbeachtet ließ. Sie nutzte die Möglichkeit, packte Azzos Schwert und rannte los. Als sie mit aller Kraft zuschlug, stieß sie einen hasserfüllten Schrei aus. Der Mann war viel zu verblüfft, um rechtzeitig zu handeln. Mit starrem Blick und dem Schwert in seinem Bauch fiel er wie ein gefällter Baum der Länge nach hin.
    Gottwald, der bei dem Zweikampf wegen seines fehlenden Armes eindeutig im Nachteil war, hatte es mit einem gezielten Tritt ins Gemächt des Gegners geschafft, sich zu befreien. Er rollte zur Seite, und Hemma, die noch immer wie hypnotisiert auf den Mann vor ihr starrte, kam wieder zu sich. Sie zwang sich, nicht auf dessen weit geöffnete Augen zu achten, und zog mit aller Kraft das Schwert aus dem Körper.
    »Vater!«, schrie sie und warf Gottwald die blutige Waffe zu, der sie geschickt auffing.
    Gerade noch rechtzeitig konnte er Burchards Schlag parieren. Hemmas Alptraum nahm kein Ende, denn just in dem Augenblick sah sie, wie Azzo sich langsam regte, den Gottwald anscheinend durch einen Faustschlag nur kurzzeitig außer Gefecht gesetzt hatte. Die junge Frau griff nach dem Messer, das neben ihrer Mutter lag, und stürzte sich mit einem Schrei auf Azzo. Die Klingenspitze blieb kurz vor seiner Brust in der Luft stehen, denn er hatte ihr Handgelenk gepackt, und mit einem Ruck flog das Messer

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