Die Tochter des Münzmeisters
würde. Oder wisst Ihr gar nichts davon?«
Gottwald schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein, ich bin gleich am nächsten Tag mit einer Botschaft des Kaisers aufgebrochen. Erzählt, was ist mit dem Vasallen geschehen?«
»Der Sohn des Grafen hatte grausame Rache an Arnold geschworen. Als Thiemo seiner habhaft wurde, ließ er ihn an den Füßen zwischen zwei Hunden aufhängen. Ein schmachvoller, schrecklicher Tod, den er gewiss nicht verdient hatte. Doch der Kaiser ließ wieder einmal Gerechtigkeit walten und verbannte Thiemo auf Lebenszeit. Natürlich erst, nachdem er dessen gesamte Besitztümer konfisziert hatte.«
Gottwald schauderte unwillkürlich. Einmal hatte er miterlebt, was es bedeutete, auf diese furchtbare Art zu sterben. Die beiden Hunde wurden rechts und links von dem Verurteilten an den Hinterläufen aufgehängt. In ihrer Todesangst zerfleischen sie das Opfer in ihrer Mitte nahezu, bis zu dessen qualvollem Tod. »Randolf ist jetzt elf Jahre alt. Weiß er, was damals geschehen ist?«
Adalbert zögerte kurz. »Ich habe ihn nach dem Unglück in einer Klosterschule untergebracht, denn auch sein Leben war nach dem Schwur Thiemos in Gefahr. Leider bekam einer seiner Mitschüler von der tragischen Geschichte Wind und beschimpfte ihn als ›Sohn eines Verräters‹. Ich kam nicht umhin, ihm ein paar Dinge zu erklären und ihm die Notwendigkeit des Handels seines Vaters vor Augen zu führen. Doch ich habe die ganze Geschichte nur angerissen, obwohl er damals mit seinen sieben Jahren schon sehr vernünftig war.«
Gottwald starrte eine Weile auf seinen Becher, der schon seit längerem leer war. Jetzt verstand er die Verschlossenheit und das Misstrauen Randolfs viel besser. »Es ist gut, dass Ihr mich eingeweiht habt. Ich werde bestimmt gut auf den Jungen achten. Hat er seinen neuen Namen von Euch erhalten?«
Adalberts Augen leuchteten auf. »Ein schöner Name, nicht wahr? Randolf von Bardolfsburg klingt ausnehmend gut. Das Geschlecht ist seit Jahrzehnten ausgestorben, und die Ländereien sind an mein Bistum gefallen. Randolf allerdings ist echt, der Junge ließ sich nicht davon abbringen. Na ja, Thiemo ist seit drei Jahren tot, von dem hat er sowieso nichts mehr zu befürchten. Aber leider ist Thiemos Onkel, Herzog Bernhard, noch im Spiel. Er ist mir seit dem Tod seines Bruders nicht gerade wohlgesonnen, obwohl er geschickt agiert. Sein Sohn Ordulf zieht in regelmäßigen Abständen plündernd über meine bischöflichen Ländereien. Nur leider kann ich ihm nichts nachweisen.« Adalbert zuckte mit den Schultern, es schien ihm nicht allzu viel auszumachen. »Ich bin mir sicher, dass weder Herzog Bernhard noch sein Sohn wissen, wo sich der Sohn des Vasallen Arnold aufhält. So soll es auch bleiben.«
Adalbert erhob sich und stellte seinen Becher ab. »Das Bier hat mir die richtige Bettschwere verliehen, und der werde ich nun nachgeben. Bis morgen früh, mein lieber Gottwald.«
Der Vogt wünschte ihm eine gute Nacht und blieb noch eine Weile sitzen.
Schaudernd dachte Henrika darüber nach, wohin Randolfs spätere Entdeckung über den Verrat Adalberts anseinem Vater ihn gebracht hatte. Denn nun kam Betlindis ins Spiel.
Erzbischof Adalbert hatte, seit er die Fäden in diesem Komplott gegen die Billunger gezogen hatte, einen erbitterten Gegner in Betlindis’ Familie, von denen auch er einige männliche Mitglieder abgrundtief hasste. Dass die Billunger ihn verabscheuten, war durchaus verständlich, immerhin hatte er einen der ihren auf dem Gewissen. Beide Tatsachen waren der ausschlaggebende Grund für Randolf gewesen, die Bekanntschaft von Betlindis zu suchen, um sie für sich zu gewinnen. Obwohl sie eher zu den Frauen gehörte, die sich nicht gegen die Wünsche ihres Vaters auflehnten, ließ sie sich in dem Fall nicht beirren und heiratete Randolf eines Abends heimlich.
Nicht nur für ihren Vater war es ein herber Schlag, zu wissen, dass seine Tochter den Sohn des Mörders seines Onkels geheiratet hatte, und er bereute es zutiefst, Betlindis niemals davon erzählt zu haben.
Henrika zweifelte allerdings nicht einen Moment daran, dass Betlindis Randolf trotzdem geheiratet hätte.
Erzbischof Adalbert verkraftete die Enttäuschung über die unglückselige Verbindung ebenfalls nicht besonders gut, doch da er aus unerfindlichen Gründen, vielleicht sogar weil sein Gewissen ihn plagte, Randolfs Hass mildern wollte, versuchte er seinen ehemaligen Schützling mit einem großzügigen Geschenk um Verzeihung zu
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