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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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würde er hierherziehen, meinst du nicht auch, Mum?«
    Das Haus war wunderschön, frisch renoviert, mit Blick über See und die Bucht, an der Südwestküste der Grafschaft Kerry, am Südzipfel Irlands. Es hätte keinen Sinn gemacht, die ersten gemeinsamen Sommerferien in Spanien oder Frankreich zu verbringen und alles dorthin zu schleppen. Sie hatten so viel mehr Gepäck. Sadie hatte ganz vergessen, wie viel man für ein Baby benötigte. Mit ihren zehn Monaten war Constance ein liebes Kind, fröhlich wie ihre Mutter und ihr Großvater, aber sie machte noch immer sehr viel Arbeit. Ein weiterer Grund, sich im Urlaub selbst zu versorgen. Die Waschmaschine lief ununterbrochen.
    Sadie hatte entschieden hierherzufahren. Sie hatte einen Nachmittag an ihrem Computer verbracht und nach Ferienhäusern gesucht. Es war perfekt, nur vier Stunden von Dublin entfernt. Lorcan, Maudies Partner, würde eine ganze Woche zu ihnen stoßen, aber es war nah genug, dass er auch an den Wochenenden kommen konnte. Außerdem lag das Haus am entgegengesetzten Ende von Donegal.
    Der Hauptgrund für diesen Urlaub aber war, dass sie Erholung suchten. Larry war gezwungen worden, ein wenig kürzerzutreten, denn ein halbes Jahr zuvor hatte er einen leichten Herzinfarkt gehabt. Es war eine der entsetzlichsten Nächte in Sadies Leben gewesen. Nun hieß es, mehr Vergnügen und weniger Arbeit.
    Larry hatte nicht wirklich überredet werden müssen. Er hatte selbst Angst bekommen. »Ich möchte nicht, dass meine Enkelin ohne ihren Großvater aufwächst.«
    Seine Worte hatten ihr einen Stich gegeben, doch Sadie hatte ihn ignoriert. Dazu hatte sie sich erzogen. Besonders im Laufe des letzten Jahres, als sie häufig darüber nachgedacht hatte, wie einfach es wäre, wieder Anschluss an ihre eigene Familie zu suchen. Hatte sie an jenem Tag die richtige Entscheidung getroffen? Sie wollte es glauben. Nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch wegen Larry, Maudie, Lorcan und Constance. Denn das gehörte dazu, wenn man Familie hatte. Einzusehen, dass jede Entscheidung nicht nur auf sie selbst, sondern auf alle Auswirkungen hätte. Welleneffekt oder Flutwelle – was es auch wäre, sie würde es gar nicht erst so weit kommen lassen. Sie würde Maggie nach wie vor schreiben und sich immer auf ihre Briefe freuen. Aber mehr als das könnte sie niemals tun. Sie hatte seit ihrem Treffen mit Maggie nur eines anders gemacht. Sie hatte einen neuen Satz auf die Geburtstagskarte geschrieben: »Bitte grüße Leo und die anderen herzlich von mir.« Es war ihr ernst damit. Sie hatte daran denken müssen, dass Leo sich die Mühe gemacht hatte, einen Privatdetektiv anzuheuern. Sie hatte sich an all die Briefe erinnert, die sie anfangs von ihren Schwestern erhalten hatte. Aber sie wusste, es konnte kein Wiedersehen geben. Sie konnte ihnen lediglich einen Gruß senden.
    Sie sah zu ihrem Ehemann, der neben ihr in seinem Liegestuhl lag, mit einem albernen Hut auf dem Kopf. Er balancierte Constance auf den Knien und sang ihr ein Kauderwelsch-Lied vor, das sie zum Lachen brachte. Maudie stand summend in der Küche und machte für sie alle das Mittagessen.
    Man konnte nicht alles haben. Aber fast alles.

    Maggie nahm ihren Pass von einer Hand in die andere. Sie stand schon fast eine Stunde vor der Passkontrolle. Zur Ablenkung beobachtete sie die Leute ringsum, zählte sie die Wartenden in den Schlangen, die Anzahl der Schalter, die Anzahl der Mitarbeiter. Dann teilte sie die Summen durcheinander. Sie zählte die Poster mit den Warnhinweisen. Die Anzahl der Personen mit rotem, schwarzem und blondem Haar.
    Sie zählte die Minuten, bis sie Gabriel endlich wiedersehen würde.
    »Treten Sie vor, Ma’am.«
    Sie ging zum Schalter und zeigte ihren Pass. Ihr Herz raste, obwohl all ihre Dokumente in Ordnung waren. Dora, Gabriels Mutter, hatte ihr geholfen. Doch nicht nur bei der Aufenthaltsgenehmigung, sie hatte ihr vor allem einen Job besorgt.
    Dora hatte ihnen eine Nachricht geschickt, als sie gerade in Italien in einem Café am Meer gesessen hatten. Halbzeit auf ihrer sechsmonatigen Reise. Sie hatten in London begonnen, wo sie Leo besucht hatten, danach waren sie in Manchester bei Juliet und Myles gewesen. Von dort aus waren sie nach Paris geflogen. Danach waren sie aufs Geratewohl durch Europa gereist. Jeder mit einem Rucksack. Sie hatten auf Bahnhöfen auf die Anzeigetafeln geschaut und sich spontan ein Ziel ausgesucht. Wenn es ihnen irgendwo gefiel, waren sie mehrere Tage geblieben. Wenn

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