Urlaub im Höllenclub
»Es ist die Rutschbahn zum Teufel! Direkt hinein in die Hölle!« So hatte der ältere Gast gesprochen, als er mit dem Lift hochgefahren war und hinuntergeschaut hatte.
Das war am Tage gewesen. Jetzt aber war es dunkel, und Todd Blaine stand an der gleichen Stelle.
Die Rutschbahn war eine der Attraktionen des Hotels. Wer sie benutzte, der brauchte schon etwas Mut. Wenn er jedoch unten ankam, ins Wasser hineinschoß und sich dann umschaute, erlebte er eine wunderbare Welt.
Man konnte die Schräge durchaus mit einem Schlauchboot als Hilfsmittel hinabrutschen. Darauf verzichteten viele. Sie wollten das pure Erlebnis haben, und auch Todd Blaine dachte nicht daran, sich eine Unterlage zu holen, die auf der Plattform bereitlagen.
Blaine gönnte sich diesen kleinen Spaß nur in der Nacht. Tagsüber hatte er Dienst. Er war Aufpasser und Animateur in dieser einmaligen Wasserwelt. Er zeigte sich dafür verantwortlich, daß es den Feriengästen gutging, sie immer ihren Spaß hatten und sich nicht selbst überforderten.
Todd Blaine dachte an so etwas nicht, wenn er selbst aus sich herausging. Er brauchte das. Er war Sportler. Er liebte die Herausforderung. Egal, was es war. Er tauchte, er fuhr Wasserski, er sprang mit den Leuten Bungee, wenn sie es wollten, oder umrundete in einem Speed Boat mit ihnen die Insel.
Alles war super in seinem Job, und Todd Blaine, der ewig braune Hüne mit den blonden Haaren fühlte sich auch so. Die kalkulierte Gefahr hatte ihn schon immer gereizt, aber an seinem fünfunddreißigjährigen Geburtstag hatte er den Job als Stuntman aufgegeben und war in die Karibik gegangen, auf die Insel, die sich Adventure Island nannte und zu den Bahamas gehörte.
Da seine Mutter aus Cardiff stammte und einen Amerikaner geheiratet hatte, fühlte er sich auf den Bahamas schon ein wenig zu Hause. Natürlich nur die eine Hälfte von ihm.
Die Beleuchtung in diesem hohen Gebäude wurde in der Nacht gedimmt. Tief unten schimmerte das Wasser des Pools, der sehr groß war und auch ins Freie hineinführte, sich dort verzweigte und mit einer herrlichen tropischen Landschaft umgab.
Es war alles perfekt auf Adventure Island, und dafür zahlten die Gäste auch ihren Preis. Wer hier Urlaub machte, der mußte tief in den Geldbeutel greifen, aber das machte den Gästen nichts aus, denn sie wußten, worauf sie sich eingelassen hatten.
Todd Blaine ging so weit vor wie möglich. Er blickte nach unten auf den Beginn der Rutsche. Das Gleitwasser floß dort immer. Auch in der Nacht wurde es nicht abgestellt. Durch eine Pumpe wurde es immer in Bewegung gehalten. Es durchfloß ein System von Rohrleitungen und plätscherte auf die himmelblaue Rutsche.
Der Pool schimmerte ihm entgegen. Nur schwache Lichtreflexe tanzten auf seiner Oberfläche. Sie sahen aus, als hätten die Sterne den Himmel verlassen, um sich einmal auf der Erde umzuschauen, was die Menschen hier wohl so taten.
Todd strich noch einmal seine kurzgeschnittenen Haare zurück. Bäuchlings wollte er die Rutsche nicht hinuntergleiten. Er hatte sich für eine Rückenlage entschieden.
Es war noch immer warm, obwohl die Sonne nicht schien. Und es war still. Um diese Morgenstunde schliefen die Gäste, und auch die ersten Mitarbeiter der Frühschicht lagen noch in den Betten.
Es war alles okay.
Alles wie immer.
Trotzdem zögerte Todd. Er kannte den Grund selbst nicht. Es war mehr ein Gefühl, das ihn davor warnte, jetzt schon die Rutsche hinab nach unten zu gleiten. Seine Hände waren feucht geworden, und er wunderte sich selbst über die Unruhe, die er eigentlich nicht an sich kannte. Als böses Vorzeichen wollte er es nicht gelten lassen, obwohl es Menschen auf den Bahamas gab, die noch stark in einem alten Aberglauben verwurzelt waren.
Egal – ihn interessierte der Voodoo-Kram nicht. Er stand mit beiden Beinen im Leben, und so würde er auch dann mit beiden Beinen im Pool unten landen.
Todd Blaine setzte sich schwungvoll hin. Die Beine hielt er ausgestreckt. Er rutschte noch ein Stück vor, um die abwärts führende, nasse und glatte Fläche zu erreichen. Das warme Fließwasser umspielte seine Beine und wenig später den Körper.
Der Animateur rutschte los.
Es war ein so herrliches Gefühl. Wie in diesen verrückten Looping-Bahnen auf den Jahrmärkten. Natürlich nicht so schnell und wild, aber trotzdem vergleichbar, denn auch hier konnte er aus eigener Kraft nicht mehr stoppen. Er mußte schon dem Verlauf der Rutschbahn und somit auch dem des Wassers
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