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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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ihn unverwandt an. Reglos, die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie mit gekreuzten Beinen da und blickte mit ernster, gleichbleibender Miene in seine Richtung. Sie war allein. Er schaute weg. Die Beine gingen nun im Takt, ganz automatisch. Baldrians Wärme an seiner Seite gab ihm ein Gefühl der Geborgenheit. Er warf noch einmal einen flüchtigen Blick zur Eingangstür. Als er die Augen der Dunkelhaarigen abermals auf sich ruhen sah, verspürte er einen Stich.
    Die Musik hörte auf. Die Jungen verbeugten sich. Die Leute klatschten. In den mächtigen Kronleuchtern wurde das Licht etwas gedämpfter. Für einen Augenblick entstand um Petronius herum ein völliges Durcheinander. Wolfram und auch Baldrian waren verschwunden. Er wußte nicht, wohin er sich wenden sollte. Und obendrein sollte er auch noch eine strahlende Miene aufsetzen. Noch immer fühlte er den Blick der Unbekannten. Wollte ihn loswerden. Er mußte fort. Er wollte ihn abschütteln. Er drehte sich rasch um und sah zur Tür, um den Blick der Frau zu verscheuchen. Sie war verschwunden.
    „Hallo, Petronius! Wollen wir uns setzen?“ Das war Syprian, der Sohn der Rektorin Barmerud, ein kleiner, magerer Bursche. Genau das hatte er befürchtet. „Ja“, sagte er und schämte sich bis unter die Haarwurzeln.
    Plötzlich faßte eine Hand hart von hinten um seine Taille. Sein Rücken stieß an etwas Weiches. Ihm wurde warm. Er drehte sich um. Sie war etwa einen halben Kopf größer als er und blickte mit einem kleinen ironischen Lächeln in den Mundwinkeln auf ihn herab. Sie hatte blaue Augen. Aber schon war sie wieder verschwunden. Es überraschte ihn, daß sie blaue Augen hatte. Aus der Ferne haben sie braun ausgesehen, dachte er. Er wußte nicht, warum. Ihre Augen hätten braun sein sollen. Petronius und Syprian gingen zu einer Nische. Er wußte, das war das Dümmste, was sie tun konnten, denn hier riskierten sie, den ganzen Abend hängenzubleiben. Sie setzten sich und starrten gedankenverloren auf all die festlich gekleideten Wibschen, die überall herumschwirrten. Die Frauen waren eifrig dabei, den Jungen etwas zu trinken zu holen. Einige standen jedoch nur da und redeten miteinander in Gruppen oder zu zweit und taten so, als hätten sie überhaupt kein Interesse an den Individuen des anderen Geschlechts. Petronius dachte bei sich, wenn ich eine Frau wäre, würde ich ganz emsig sein und den Dünnsten, den Häßlichsten und den Langweiligsten der hier Anwesenden auffordern und mit ihnen tanzen und reden.
    „Wo sind denn Wolfram und Baldrian geblieben?“ frage Syprian, als hätte er das nicht ganz genau gewußt.
    „Was?“
    „Wo Wolfram und Baldrian geblieben sind, habe ich gefragt“, sagte Syprian.
    „Tja, wenn ich das wüßte“, antwortete Petronius, als hätte nicht auch er das ganz genau gewußt. Wolfram und Baldrian waren natürlich sofort weggeschnappt worden. Bestimmt waren beide schon in ihrem Einführungszimmer. Und Petronius und Syprian saßen da und versuchten, sich das vorzustellen.
    „Die sind aber schnell verschwunden, was?“
    „Ja, das kann dam wohl sagen.“
    Sie schämten sich dieses Gesprächs. Sie schämten sich, daß sie dort zusammen saßen. Sie bemühten sich kramphaft, so zu tun, als säßen sie nicht dort, als wären sie überhaupt nicht auf den Einführungsball gekommen, um eine Frau abzukriegen. Sie wußten aber nicht richtig, wie dam aussah, wenn dam so auszusehen versuchte. Petronius und Syprian schämten sich.
    Dann stand sie plötzlich da, drei Meter von der Nische entfernt. Jetzt nur noch mit der einen Hand in der Hüfte und einem Zigarillo im Mundwinkel. Sie streckte die Hände nach ihm aus. Petronius war völlig verwirrt. Er drehte sich halb zur Seite, um zu sehen, ob sie die Hand nicht nach einem anderen ausstreckte. Doch hinter ihm gab es nur noch die Wand. Er schaute sie wieder verlegen an. Sie nickte. Ihm schien es, als spüre er ein winziges Lächeln. Er erhob sich und ging auf sie zu. Sie schob ihn zwischen all den Wibschen hindurch zur Theke und bestellte zwei Drinks, reichte ihm einen und nickte ihm zu. Sie tranken.
    In der Bar war es eng. So wurden sie ganz wie von selbst näher aneinander gedrängt. Er konnte ihren Geruch spüren. Er streifte unmerklich ihr Bein. Sie machte keine Anstalten, ein Stück zu rutschen. Im Gegenteil. Bemerkte er nicht, wie sie das Gedränge vielmehr ausnutzte, um näher an ihn heranzukommen? Er warf ihr einen kurzen Blick zu und versuchte ein schüchternes Lächeln. Er

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