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Die Tote am Watt

Die Tote am Watt

Titel: Die Tote am Watt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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drückte auf eine Taste, kurz darauf erklang eine ärgerliche Männerstimme: »Hier Matthias Braun! Guten Tag, Frau Kern! Es ist Sonntag, zwanzig Uhr. Ich warte nun seit drei Stunden vergeblich auf Sie. Sie wollten spätestens um siebzehn Uhr in Hamburg sein, um das Bild abzuholen. Sie wissen, dass ich die vierzigtausend Euro dringend brauche. Sie haben mir zugesagt, heute das Geld in bar mitzubringen. Sie wussten, dass das wichtig für mich war. Aber Sie kommen einfach nicht, melden sich nicht bei mir, gehen nicht ans Telefon … Also, mir reicht das jetzt. Wenn ich morgen früh das Geld nicht habe, brauche ich es nicht mehr. Dann behalte ich das Bild eben, basta!« Eine kurze Pause trat ein, in der sich der Anrufer zu überlegen schien, ob eine unzuverlässige Geschäftspartnerin wie Christa Kern höfliche Abschiedsworte verdient hatte. Dann hatte er sich wohl entschieden und ergänzte in moderatem Tonfall: »Ich erwarte, dass Sie mich wenigstens anrufen und mir Ihr Verhalten erklären. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Sonntag. Auf Wiederhören.«
    Sören sah seinen Chef mit großen Augen an. »Vierzigtausend! In bar! Die wollte sie ihm gestern bringen! Da war sie aber schon tot.«
    »Also müssten die vierzigtausend Euro noch hier im Haus sein.«
    Sören zog die Augenbrauen hoch. »Oder sie hatte das Geld noch gar nicht von der Bank abgehoben, weil sie nicht so lange so viel Bares im Haus aufbewahren wollte.«
    Erik schüttelte den Kopf. »Wenn sie wirklich am Sonntag in bar zahlen wollte, muss sie das Geld spätestens am Freitag abgehoben haben. Sonnabends haben die Banken geschlossen, und der Bankautomat spuckt nicht so viel Geld aus.« Er sah sich um. »Habt ihr irgendwo die Handtasche der Toten gefunden? Ihr Portmonee? Ihre Brieftasche? Ich brauche die EC -Karte.«
    Vetterich, der Chef der Spurenfahndung, meldete sich zu Wort. »Die EC -Karte steckt in ihrer Geldbörse.«
    »Von welcher Bank?«
    »Sparkasse!«
    Erik wandte sich an Sören. »Rufen Sie in der Sparkasse von Kampen-Mitte an und fragen Sie nach, ob Christa Kern in den letzten Tagen einen größeren Geldbetrag abgehoben hat. Sicherlich ist sie dort bekannt.«
    Sören nickte und verschwand. Nur wenige Minuten später erschien er wieder hinter Erik. »Die wollen sich am Telefon nicht äußern. Ohne Dienstausweis geht gar nichts.«
    Erik nickte. »Verständlich. Wir fahren nachher dort vorbei.«
    Sören atmete geräuschvoll ein und aus. »Wenn die Kern das Geld am Freitag abgeholt hat, müssen wir das Haus gründlich auf den Kopf stellen. Dann ermitteln wir in einem Raubmord.«
    »Eher unwahrscheinlich bei der Ordnung, die hier herrscht«, entgegnete Erik. »Wenn Christa Kern wegen des Geldes gestorben ist, dann muss der Täter genau gewusst haben, wo es lag.«
    »Aber wer?«, überlegte Sören. »Mir fallen da nur Heide Pedersen und die Schwester der Toten ein. Beide sind in Geldverlegenheit. Beide könnten gewusst haben, dass Christa Kern ein Gemälde für vierzigtausend Euro kaufen und bar bezahlen wollte. Und beide kennen sich in diesem Haus aus.«
    »Bernadette Frenzel sollten wir so bald wie möglich aufsuchen«, nickte Erik. »Machen Sie die Adresse ausfindig, Sören. Und dann kümmern Sie sich um diesen Matthias Braun. Anscheinend wohnt er ja in Hamburg. Kann nicht schwierig sein, seine Adresse und Telefonnummer herauszufinden.« Er winkte Sören mit dem Kopf aus dem Haus. »Die Telefongespräche können Sie unterwegs erledigen, während wir nach List fahren.«
    Sie verließen das Haus und gingen auf Eriks Auto zu. Plötzlich stutzte Sören. »Was war das?« Er wies auf das Ende des Weges, der im Gras verlief, und reckte den Hals.
    Erik schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gesehen.«
    Doch er hatte kaum ausgesprochen, da erhob sich jemand hinter einem Busch, zog sein Fahrrad heran, richtete es auf und klopfte sich umständlich die Hosenbeine ab. Als er merkte, dass Erik und Sören keine Anstalten machten, in den Wagen zu steigen und abzufahren, kam er mit einem Lächeln auf sie zu, das wohl harmlos aussehen sollte.
    »Fietje!«, rief Erik ihm entgegen. »Was machen Sie hier?«
    »Moin, Herr Hauptkommissar.« Fietje Tiensch zuckte die Schultern. »Was soll ich schon hier machen? Na ja, was man eben so macht.«
    »Und das wäre?«
    »Es gibt Sachen, die erledigt man lieber hinter einem Busch als in der Öffentlichkeit. Jawoll!«
    »Soll ich mal nach dem Corpus delicti sehen oder kann ich mir die Mühe sparen?«
    »Um Himmels willen,

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