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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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fragen, woher er wußte, daß der Notausstieg bei Cherry Hill verriegelt war«, sagte Marino. »Er hätte vorher nachschauen können«, sagte ich.
    »Von außen ist das nicht zu sehen, weil die Ausstiege nur von innen zu öffnen sind«, sagte Marino.
    »Vielleicht war er unten im Tunnel und hat es von dort gesehen«, entgegnete ich, weil mir die Schlußfolgerung aus dem bisher Gesagten überhaupt nicht behagte.
    »Das ist natürlich möglich«, sagte Wesley. »Aber dort unten laufen eine Menge Transit Cops herum. In den Stationen, auf den Bahnsteigen, und keiner erinnert sich, Gault gesehen zu haben. Ich glaube, daß er über den Computer Bescheid weiß und erst herauskommt, wenn es ihm paßt.«
    »Welche Rolle spielt Lucy dabei?« fragte ich.
    »Sie soll die Pläne manipulieren«, sagte Marino.
    »Ich bin kein Computerfachmann«, meinte Wesley, »aber es soll darauf hinauslaufen, daß er, wenn er sich einloggt, einen von ihr veränderten Plan vor sich hat.«
    »Wozu?«
    »Wir wollen ihn wie eine Ratte in einem Labyrinth in eine Falle locken.«
    »Ich dachte, das HRT kommt zum Einsatz.« »Wir versuchen alles.«
    »Dann möchte ich einen Vorschlag machen«, sagte ich. »Gault geht in die Houston Professional Pharmacy, wenn er Geld braucht.«
    Sie sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Dorthin hat Mrs. Gault an Temples Schwester Jayne mehrmals Geld geschickt -« »Moment mal«, unterbrach Marino mich.
    »Ich hab vorhin versucht, dich anzurufen. Ich weiß, daß Temple das Geld abgefangen hat, weil Mrs. Gault auch noch Geld geschickt hat, als Jayne schon tot war. Und jemand anders hat für sie unterschrieben. Diese Person konnte die Testfrage beantworten, das heißt die ersten Zeilen eines Gebets aufsagen.«
    »Warte mal«, sagte Marino. »Einen Augenblick, verflucht. Heißt das, daß dieser Hurensohn tatsächlich seine Schwester ermordet hat?«
    »Ja«, antwortete ich. »Sie waren Zwillinge.« »O Gott. Warum hat mir das niemand gleich gesagt?« Er sah Wesley vorwurfsvoll an.
    »Du bist zwei Minuten, bevor Kay verhaftet wurde, hier eingetroffen«, sagte Wesley.
    »Ich wurde nicht verhaftet. Ihr zweiter Name ist tatsächlich Jayne, mit einem Y.« Dann berichtete ich ihnen über meinen Besuch bei den Gaults.
    »Das verändert natürlich alles«, sagte Wesley und rief in New York an.
    Es war fast elf, als er den Hörer wieder auflegte. Er stand auf, nahm seinen Aktenkoffer und seine Reisetasche sowie ein Funkgerät, das auf seinem Schreibtisch lag.
    »Einheit drei an Einheit siebzehn«, sagte Wesley in das Funkgerät.
    »Siebzehn.«
    »Wir sind unterwegs.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich komme mit«, sagte ich zu Wesley.
    Er sah mich an. Ich stand nicht auf der ursprünglichen Passagierliste. »In Ordnung«, sagte er. »Gehen wir.«

19
    Auf dem Flug nach Manhattan besprachen wir den Plan. Das FBI würde einen Undercoveragenten in die Apotheke an der Ecke Houston/Second Avenue schleusen, und zwei Agenten aus Atlanta würden die Plantage der Gaults überwachen. Diese Maßnahmen wurden, noch während wir unterwegs waren, in die Wege geleitet.
    Wenn Mrs. Gault sich verhielt wie immer, müßte sie am nächsten Tag Geld schicken. Da Gault nicht wußte, daß seine Eltern vom Tod ihrer Tochter erfahren hatten, mußte er davon ausgehen, daß das Geld wie üblich eintreffen würde.
    »Was er bestimmt nicht tun wird, ist, sich in ein Taxi zu setzen und zur Apotheke zu fahren«, hörte ich Wesley über den Kopfhörer, während ich in die Dunkelheit hinausschaute.
    »Nein«, sagte Marino. »Das wird er nicht tun. Mit Ausnahme der Königin von England sucht alle Welt nach ihm.«
    »Er wird die Subway nehmen.«
    »In den Tunneln ist es riskant«, sagte ich und dachte dabei an Davila. »Es ist dunkel, Züge fahren, die stromführenden Schienen.«
    »Ich weiß«, sagte Wesley. »Aber er hat die Mentalität eines Terroristen. Es ist ihm egal, wen er umbringt. Wir können keine Schießerei mitten am Tag riskieren.«
    »Wie willst du es anstellen, daß er mit Sicherheit die Subway benutzt, um zur Apotheke zu kommen?« fragte ich.
    »Wir machen Dampf, ohne ihn abzuschrecken.«
    »Wie?«
    »Offenbar gibt es morgen eine Demonstration gegen Kriminalität.«
    »Wie passend«, sagte ich. »In der Bowery?«
    »Ja. Die Route läßt sich leicht so festlegen, daß sie an der Subway-Station Houston/Second Avenue vorbeiführt.«
    Marino schaltete sich ein. »Man muß nur die Straßen an den richtigen Ecken sperren.«
    »Die Transit Police muß

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