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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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gesagt …«
    »Haben Sie wenigstens Ihren Wagen dabei?«
    »Ja, steht draußen.« Lewis lächelte leise. Morses schlechte Laune würde schon wieder vergehen.
    »Ich möchte noch einmal nach Jericho fahren, Lewis. Ich muß die ganze Zeit an diesen verdammten Brief denken: erst hat Charles Richards danach gesucht (zweimal sogar), dann Bell und schließlich Sie – das Ergebnis war immer gleich Null. Deshalb werde ich jetzt mal selbst danach suchen! Sie drei behaupten ja, er sei nicht zu finden; ich bin da anderer Meinung. Das wichtigste ist eben, daß man an der richtigen Stelle sucht. Ich will damit nicht sagen, daß ich sicher sei, sie zu kennen, aber ich habe so eine Idee … Und wenn ich mich irre, dann macht das auch nichts. Wo schon drei Leute vergeblich gesucht haben, kann ich mich kaum noch blamieren; aber ich glaube, ich bin Richards und Bell und auch Ihnen gegenüber im Vorteil: ich habe nämlich Phantasie!«
    Lewis griente nur.
    Ganz entgegen seiner sonstigen Angewohnheit, sobald er ein Auto bestieg, in tiefes Schweigen zu verfallen, war Morse diesmal während der Fahrt ungewöhnlich gesprächig. »Was für ein wunderschöner Morgen, Lewis! Man könnte fast froh sein, daß man lebt.«
    »Ich bin immer froh, daß ich lebe, Sir«, sagte Lewis.
    »Wirklich?« Morse sah ihn ungläubig von der Seite an. An der Kreuzung Observatory/Walton Street mußten sie halten. Morse blickte gelangweilt aus dem Wagenfenster und betrachtete die stuckverzierten Fassaden der Häuserreihe. Auf einmal stutzte er.
    »Lewis, ist das da drüben der Laden, wo Jackson sein Angelgerät gekauft hat?«
    Lewis nickte.
    Sie parkten den Wagen in der Canal Street und stiegen aus.
    »Wohin gehen wir zuerst?« fragte Lewis. »Nur, damit ich Ihnen den richtigen Schlüssel gebe.«
    »Vielleicht brauchen wir gar keinen Schlüssel«, sagte Morse ominös.
    Sie gingen die schmale Straße hinunter, doch zu Lewis’ Überraschung blieb Morse weder vor Nr. 9 noch vor Nr. 10 stehen, sondern schritt zielsicher durch das Tor der Bootswerft am Ende der Sackgasse, wandte sich dort gleich nach rechts, zog vor den erstaunten Augen des Sergeant eine Tonne an die Mauer und forderte ihn auf: »Na los, Lewis, jetzt zeigen Sie mal, wie sportlich Sie sind!« Sie kletterten über die Mauer und befanden sich gleich darauf in dem kleinen Garten hinter Jacksons Haus, der recht gepflegt aussah. Die Tür des Schuppens war nur angelehnt, so wie Morse sie zurückgelassen hatte, und sie traten ein.
    »Das muß doch wohl die neue sein, oder?« fragte Morse und wies auf eine elegante Angelrute, die links in der Ecke lehnte.
    »Sieht so aus«, sagte Lewis.
    Die Angel ließ sich zerlegen. Morse nahm sie in die Hand, schraubte sie auseinander und sah sich jedes Teil eingehend an.
    »Sehen Sie, Lewis, das ist eine von diesen neuen, die sind ganz leicht und innen hohl; der ideale Platz, um einen Brief darin zu verstecken. Man muß ihn nur einrollen, und dann …« Er hielt jedes der Teile gegen das Licht, spähte hindurch, schüttelte es und bohrte forschend seinen Finger hinein. Doch sein anfänglicher Optimismus schwand bald dahin. Der Brief fand sich nicht ein.
    »Ich verstehe das nicht! Ich war fest davon überzeugt, daß er ihn hier drin versteckt hätte«, sagte Morse mit hilfloser Erbitterung.
    Nach einer weiteren Viertelstunde gab er auf. Lewis hatte die ganze Zeit unbeteiligt und scheinbar desinteressiert danebengestanden und keine Hand gerührt.
    »Sie sind ja keine sehr große Hilfe gewesen«, raunzte Morse ihn an.
    »Nun ärgern Sie sich mal nicht, Sir«, sagte Lewis begütigend.
    »Die Idee an sich war doch ganz gut. Ich schlage vor, wir gehen jetzt erst mal rüber in den Printer’s Devil und trinken ein Bier.«
    Morse sah ihn befremdet an. »Was ist denn in Sie gefahren? Sie sind doch hoffentlich nicht krank?«
    »Wir haben einen Fall gelöst«, sagte Lewis, »und ich finde, das ist ein Grund zum Feiern.«
    »Ich mag aber keine ungeklärten Details!« murrte Morse.
    »Ach, es hat doch keinen Zweck, sich so in die Dinge zu verbeißen, Sir.« Sie verließen den Garten auf demselben Weg, den sie gekommen waren, und befanden sich kurz darauf wieder im Canal Reach. Vor Anne Scotts Haus blieb Morse stehen und blickte zu den beiden Fenstern im ersten Stock hoch.
    »Es würde mich ja doch interessieren …« sagte er.
    »Ja, Sir? Was denn?«
    »Sie haben den Schlüssel, sagten Sie?«
    Lewis nickte und zog ihn aus der Tasche.
    »Es würde mich wirklich interessieren, ob sie

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