Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Haarprobe aus dem Kamm im Bad des Wohnsitzes in Charlottenburg überein, von dem sie vermuten mussten, dass er heimlich von Theresa Landsberg angemietet worden war.
    Trojan wusste, was er nun eigentlich zu tun hätte: beim Untersuchungsrichter einen Beschluss für die Durchsuchung der Landsberg’schen Wohnung in der Suarezstraße erwirken und dort ebenfalls eine Haarprobe entnehmen. Ein einziges blondes Haar von Theresa Landsberg aufsammeln und es ins Labor schicken, so dass sie Gewissheit hätten.
    Den Beschluss würde er sofort bekommen, schließlich galt diese Frau längst als tatverdächtig.
    Und doch hatte er sich bereits dagegen entschieden, und den Bericht aus dem Labor hätte er am liebsten vernichtet.
    Ich bin ja selbst befangen, durchfuhr es ihn. Es wollte einfach nicht in seinen Kopf hinein, dass die Frau seines Chefs für diese entsetzliche Mordserie verantwortlich sein sollte.
    Er griff zum Hörer und wählte gedankenverloren Hilmars Nummer, doch dann besann er sich und legte wieder auf. Stattdessen ging er hinaus in den Flur, um sich am Automaten ein Getränk zu ziehen, er brauchte Abwechslung, in seinem Büro hatte er das Gefühl zu ersticken. Er wünschte, er könnte jetzt bei Jana sein, sie hatte wieder nicht auf seine SMS geantwortet. Der Streit wegen Boris verlangte endlich nach einer Klärung, aber wie immer fehlte ihm die Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Mein Gott, vor einer Woche hatte er noch geglaubt, vor lauter Verliebtheit würden ihm Flügel wachsen, und nun ertrank er in Arbeit, rang fassungslos mit einem unsichtbaren Gegner, der grausam mordete und sich am Blut seiner Opfer zu berauschen schien.
    Trojan kramte in seiner Hose nach Münzen, schob sie in den Schlitz am Automaten, zog sich einen Energydrink und schnalzte die Dose auf.
    Als er wenig später wieder an seinem Schreibtisch saß, trat Gerber zu ihm ins Büro.
    »Nils, da draußen ist ein junges Mädchen, es ist sehr aufgebracht. Du solltest dir mal anhören, was sie zu erzählen hat. Es geht um Mara Hertling.«
    Sie war im Teeniealter und stellte sich als Daniela Schmidt vor. Ihre Worte überschlugen sich, so dass Trojan erst nach einer Weile begriffen hatte, worum es eigentlich ging.
    »Wie heißt deine Schulfreundin ?«
    »Siri. Siri Hoffstätter.«
    »Und sie ist verschwunden ?«
    »Ja, seit ein paar Tagen. Kam nicht zur Schule. Ihr Handy ist ausgeschaltet, sie reagiert nicht auf meine Nachrichten auf der Mailbox. Ich war vor ihrer Wohnungstür. Hab geklingelt und geklopft. Niemand hat aufgemacht, da stimmt etwas nicht.«
    »Und ihre Eltern ?«
    »Ihre Mutter ist zur Kur, ich kann sie nicht erreichen. Und ihr Stiefvater geht nicht ans Telefon.«
    »Tut mir leid, das ist ein Fall für die Vermisstenstelle, aber nicht für uns.«
    »Ich sagte Ihnen doch, es geht um diese schwerverletzte Frau. Mara Hertling. Siri hat sie gekannt.«
    »Und ?«
    »Siris Stiefvater hatte ein Verhältnis mit ihr, das hat Siri selbst herausgefunden. Daraufhin hat sie Mara Hertling zur Rede gestellt. Und bei diesem Treffen trug die Hertling das rote Halsband von Siris verstorbener Schwester.«
    Trojan wurde hellhörig. »Ein rotes Halsband ?«
    »Ja, Andras, ihr Stiefvater, muss es dieser Frau geschenkt haben. Siri hat es genau wiedererkannt. An dem Band hängt nämlich eine Perle, und auf der Rückseite ist ein M eingeritzt. Keine Gravur, wissen Sie. Mehr ein Kratzer .«
    Trojan traute seinen Ohren nicht. Er ließ sich das Schmuckstück noch einmal von ihr schildern. Sollte das ein Zufall sein ?
    »Siri konnte sich nicht erklären, wie es in Andras’ Besitz geraten konnte. Jedenfalls schenkt er es dieser Frau. Und dann wird sie überfallen, und ihr Freund wird ermordet, und sie stirbt auch beinahe dabei. Siri hatte große Angst, als sie mich das letzte Mal anrief. Sie glaubte wohl, dass Andras etwas mit dem Mord zu tun haben könnte.«
    Er bat das Mädchen, kurz zu warten, ging ins Nebenzimmer, wo sie die Asservate der Mordserie aufbewahrten, nahm den nummerierten Plastikbeutel mit dem Halsband darin und legte ihn vor Daniela auf den Tisch.
    »Könnte das das Halsband sein ?«
    Sie schaute es an.
    »Ich hab es selbst nie gesehen. Aber so hat es Siri mir beschrieben. Da, dieses M, es sieht aus, als hätte ein Kind es eingraviert. Und wissen Sie, Andras kannte Siris Schwester angeblich überhaupt nicht. Erst nachdem sie ums Leben gekommen ist, hat er sich an Siris Mutter herangemacht.«
    »Wie starb denn Siris Schwester ?«
    »Bei einem