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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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Kapitel 1
    Die Fremden brachten, wie an jedem Donnerstagabend, ein paar bunte Farbkleckse in unser einfaches Haus. Ich ging durchs Esszimmer und kontrollierte sämtliche Lampen, um sicherzugehen, dass sich auch genügend Kerosin darin befand. Noch leuchtete das Licht der Junisonne und strömte durch die Fenster herein, aber gegen Ende des Abendessens würden wir die Lampen brauchen, um das Zimmer ein wenig heller und es den Gästen leichter zu machen, den Weg zurück zu ihren Autos zu finden, die in einer schiefen Reihe auf der Wiese hinter unserer Kutsche parkten.
    »Wie viele Fremde kommen heute Abend?«, rief ich meiner Mutter in der Küche zu.
    »Besucher, Eliza, nicht Fremde«, erwiderte meine Mutter. »Acht Gäste haben wir heute Abend.«
    Ich versuchte, meine zappeligen Arme und Beine still zu halten, während ich eine gefaltete Serviette neben jeden Teller legte, aber mir schwirrten unzählige Gedanken durch den Kopf. Ich fragte mich, wie die Fremden wohl aussehen, wie viele Löcher sie in den Ohrläppchen und wie viele verschiedenfarbige Strähnen sie im Haar haben würden. Meine Mutter ermahnte mich jedes Mal aufs Neue. Die Gäste kamen zu uns, um ein einfaches Amisch-Abendessen zu genießen und einen Blick auf unser Leben zu erhaschen, aber sie wollte nicht, dass ich auch einen Blick auf das ihre warf. Sie leben in ihrer Welt und wir in unserer, sagte sie dann immer, als ob das meine Neugier befriedigen würde.
    Meine Mutter und ich waren den ganzen Nachmittag in der Küche beschäftigt gewesen. Wir hatten das gebratene Hähnchen und den Kartoffelbrei zubereitet und die Küchengerüche hingen im ganzen Haus in der Luft. Ich ging um den Tisch herum und platzierte das Besteck sehr sorgfältig auf den Servietten. Dann trat ich mit dem Krug in der Hand durch den Türbogen, der vom Esszimmer in die Küche führte.
    »Ist alles fertig?«, fragte meine Mutter und tauchte den Kartoffelstampfer immer wieder in die lockere, weiße Kartoffelmasse. »Die Englischen werden in fünf Minuten hier sein.«
    »Der Tisch ist gedeckt«, antwortete ich und trug den Krug zu der kleinen Pumpe hinüber, die neben dem Waschbecken angebracht war. Ich bewegte den Hebel ein paarmal auf und ab, bis das kalte Wasser aus der Öffnung sprudelte, und pumpte dann etwas langsamer, bis der Krug in meiner Hand beinahe zu schwer wurde. Zurück im Esszimmer, füllte ich das Wasser in die Gläser, bevor ich meiner Mutter half, das kochend heiße Essen auf die Anrichte zu stellen. Jede von uns musste zweimal gehen.
    Ich schaute zu, wie meine Mutter die Schüsseln zurechtrückte. Obwohl sie es noch nie gesagt hatte, hatte ich trotzdem immer das Gefühl, dass ihr diese Abende mit den Fremden Freude bereiteten. Während sie die beiden Kerzen anzündete, die in der Mitte des Tischs standen, versuchte ich, sie so zu sehen, wie die Besucher sie sehen würden. Ihr braunes Haar war zu einem strammen Knoten zusammengebunden, der sogar die Haut um ihre silbern glänzenden Augen straff spannte. Auf ihrem Kopf saß eine weiße Haube, die wir Kapp nennen, und die beiden Bänder hingen offen über ihre Schultern herunter. Ihr Kleid war dunkelgrau und bildete einen Kontrast zu der strahlend weißen Schürze, die sie um ihre Taille gebunden hatte.
    Ich schaute nach unten, strich meine Schürze glatt und spielte an den Bändern meiner Haube herum. Mein Kleid war blau und ein wenig zerknittert, aber ansonsten trug ich die gleiche Kleidung wie meine Mutter. Manchmal fragten uns die Besucher nach unserer Kleidung, und meine Mutter erklärte ihnen dann, dass all unsere Kleider einheitlich genäht wurden: eckiger Ausschnitt, Dreiviertelärmel, der Rock bis kurz unters Knie. Sie werden mit Druckknöpfen zugemacht, weil normale Knöpfe als extravagant gelten und nicht erlaubt sind. Unsere Kleidung ist einfach, genau wie wir.
    Eine Autotür knallte zu und das Gemurmel von Stimmen drang von draußen zu mir herein. Meine Mutter nickte mir mit ihrem typisch ernsten Blick zu, und ich stellte mich an meinen üblichen Platz neben dem Tisch, während sie die Besucher an der Eingangstür begrüßte. Wie immer betraten sie zuerst unser Wohnzimmer – mit großen Augen, die Köpfe ein wenig geneigt, so als versuchten sie angestrengt, uns nicht anzustarren. Ich beobachtete, wie eine Frau mit einem fransigen Kurzhaarschnitt die Bücher auf dem Holzregal betrachtete. Eine andere Frau strich mit den Fingerspitzen über die Lehne unseres Schaukelstuhls. Ihr Kleid schwang beim Gehen

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