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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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zwei Löchern in der Mitte. Penna wirft es über sich und zieht es zurecht, bis seine beiden Augen durch die Löcher auf mich hinabblicken. »Du wirst als Gespenst gehen!«, verkündet er stolz.
    Zuerst sage ich nichts, sondern starre nur verblüfft das Gespenst an, das vor mir steht. Um Zeit zu gewinnen, umrunde ich ihn langsam.
    »Und?«, will er wissen. »Was hältst du davon?«
    »Es ist … Es ist … Es ist genial!«, erwidere ich. Penna befreit sich von dem Laken und wirft es mir über. Es passt wie angegossen. Leider kann er nicht sehen, wie hellauf begeistert ich bin. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so wunderschön gefühlt.
    Dann werde ich schnellstens nach unten zur Eröffnungszeremonie gebracht. Alle, an denen wir vorbeisprinten, springen angsterfüllt beiseite, ehe sie merken, dass ich kein echter Geist bin. Dann gratulieren sie Penna zu seinem Meisterstück. Für die Emmys dieses Jahr braucht sich wohl niemand anderes Hoffnungen zu machen. Den Preis für das beste Kostümdesign im Reality- TV hat er so gut wie in der Tasche.
    Schließlich kommen wir zum Laufstall, in dem die Tribute gehalten werden, bis die Eröffnungszeremonie anfängt, und wo außer Legosteinen und Quietschespotthendln auch Plüschbaseballschläger herumliegen, mit denen sie sich schon mal ein bisschen warmhauen können. Kurz darauf stößt auch Pita zu uns. Sein Kostüm ist ebenfalls fantastisch. Sein teigiger Körper steckt in einem riesigen schwarzen Anzug aus Plastik, der einem Telefon der Singer-Point-Serie-14 nachempfunden ist. Genauso eines durfte ich auch im Callcenter benutzen. Ich betrachte ihn bewundernd, während er versucht, sich am Hintern zu kratzen. Allerdings muss er dafür wiederholt auf den Knopf mit der Nummer neun drücken.
    Ich trete zu ihm, um mich zu erkundigen, wie es ihm mit den Stylisten ergangen ist. »Das ist alles ganz schön schräg, oder?«, sage ich. »Vor allem, dass man völlig nackt vor all diesen Fremden rumstehen musste.«
    »Du warst nackt?«
    »Na klar. War das nicht jeder?«, frage ich.
    Pita schüttelt den Kopf. »Ich nicht«, entgegnet er. Die anderen Tribute schütteln ebenfalls die Köpfe.
    Die Wärter kommen und treiben uns zum Ausgang des Laufstalls, von wo aus wir das Stadion für die Eröffnungszeremonie betreten werden. Vor mir stehen zwei riesige Pferde, die vor einen Triumphwagen gespannt sind. Ich habe noch nie ein Pferd aus der Nähe gesehen. In den Wäldern um Distrikt 12 sieht man sie so gut wie nie. Schade, denn ich wollte schon als kleines Mädchen mal ein Pferd schießen.
    Ein Tributpaar nach dem anderen soll nun aus dem Laufstall in das Stadion einfahren, jedes auf seinem eigenen Triumphwagen, bis alle in der Mitte auf der großen Bühne stehen.
    Zuerst sind die Tribute von Distrikt 1 an der Reihe. Distrikt 1 wird gemeinhin auch der Champions-Distrikt genannt. Während sich mein Distrikt auf Telemarketing spezialisiert hat, ist es die Aufgabe von Distrikt 1, Kinder für die Hungerspiele heranzuzüchten und zu trainieren. Sie sind groß, stark und skrupellos. Heute tragen sie nietenbesetzte Lederjacken und trinken Red Bull.
    Dann ist Distrikt 2 dran. Das ist der ultimative Kampf-Distrikt und Heimat einiger richtig teuflischer Kids. Die Tribute aus Distrikt 2 tragen Basketballshorts, Tattoos und einen Irokesenschnitt. Schon im Triumphwagen fangen sie an, sich zu bekämpfen, einander zu treten und zu schlagen. Das Publikum schreit jedes Mal begeistert auf, wenn sie sich gegenseitig wehtun. Ähnlich wie die Tribute aus Distrikt 1 schneiden die Vertreter des Kampf-Distrikts bei den Hungerspielen üblicherweise nicht schlecht ab.
    Ein Distrikt nach dem anderen fährt ins Stadion – es sind viel zu viele, als dass ich sie zählen könnte. Ich bemerke, wie mich eine Tributeuse aus Distrikt 7 – dem Distrikt der Staatsanwälte – verächtlich anstarrt. Ich weiß genau, dass sie unter ihrem Hosenanzug einen grimmigen Hass gegen mich hegt, wenn ich auch nicht weiß, warum. Vielleicht macht ihr ja mein umwerfendes Kostüm Angst.
    Als Nächstes ist das Paar aus Distrikt 8 an der Reihe, dem Rotlicht-Distrikt. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie dort eigentlich genau treiben, aber ihre Tribute sind sehr aufreizend gekleidet.
    Irgendwann kommt Distrikt 10, der Theater-Distrikt, und wie immer sind beide Tribute Jungs.
    Mithilfe meiner Finger und Zehen komme ich zu dem Schluss, dass wir bald dran sein müssen. Pita und ich steigen auf unseren Triumphwagen. Als wir in das Stadion

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