BIANCA EXKLUSIV Band 0193
1. KAPITEL
Der Pick-up scherte direkt vor ihm auf den Highway ein.
Automatisch riss Dane Rutherford das Lenkrad herum, verfehlte nur um Haaresbreite das andere Heck und schoss neben den Pick-up – so nahe, dass er deutlich erkennen konnte, wie sich die ohnehin großen Augen der Fahrerin vor Schreck weiteten.
Er fluchte heftig, als er auf der rutschigen Straße ins Schlingern geriet. Obwohl er geschickt und blitzschnell gegenlenkte, konnte er nicht vermeiden, dass die beiden Fahrzeuge mit einem quietschenden Geräusch aneinanderschabten. Das alles wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn die Fahrerin nicht in Panik geraten wäre. Doch sie riss das Lenkrad zu heftig herum und geriet ins Schleudern.
Die Landstraße war gewunden und verdammt schmal, und es gelang ihm nicht, einen weiteren Zusammenstoß zu vermeiden. Sein Magen hüpfte, als das Auto abhob und über den Seitenstreifen in den Straßengraben segelte.
Und dann dachte Dane nicht mehr daran, ob die Frau wohl unversehrt blieb oder was sein Freund Wood, dem das kostbare Auto gehörte, zu diesem Malheur sagen würde. Er dachte nur noch daran, sich gegen den bevorstehenden Aufprall zu wappnen.
Das Auto war alt. Der Baum, den es traf, war älter und sehr solide. Und es gab keinerlei Hoffnung auf ein Entrinnen.
Fassungslos beobachtete Hadley, wie die Front des kirschroten Autos gegen den massiven Stamm der Pappel prallte. Sie war so auf das andere Fahrzeug fokussiert, dass sie beinahe ihre eigenen Probleme vergaß. Erschrocken riss sie wiederum das Lenkrad herum, um nicht in den anderen Straßengraben zu rasen. Dafür prallte sie frontal gegen einen Vorfahrtweiser und mähte ihn schlichtweg nieder.
Als der Pick-up zum Stillstand kam, blieb sie einen Moment lang reglos sitzen. Fassungslos.
Der Motor stotterte und spuckte. Die traurigen Geräusche rissen sie aus ihrer Erstarrung, und sie schaltete ihn hastig aus, bevor er abstarb.
Noch mehr Arbeit für Stu.
Benommen schüttelte sie den Kopf und schaute sich nach dem anderen Fahrzeug um. Doch der Straßengraben war tief, und sie konnte nichts von dem Auto sehen.
„Bitte sei unverletzt“, flüsterte sie inständig, während sie hinaus in den Schnee stieg und über die Straße rannte. Die Füße rutschten ihr weg, als sie den Seitenstreifen erreichte, und sie landete mit dem Po auf dem steinhart gefrorenen Boden des steilen Anhangs. Doch sie spürte nur vage einen Ruck durch ihren Körper jagen. Schon rappelte sie sich wieder auf und rutschte hinunter zu dem zerknitterten Wagen.
„Bitte sei am Leben“, betete sie, während sie das Heck umrundete, das in die Luft ragte. Ein Hinterrad drehte sich noch ein wenig. Sie beugte sich hinab und spähte durch das spinnennetzartig zersprungene Seitenfenster.
Der Kopf des Fahrers war zurück an die Kopfstütze geschleudert worden. Blut klebte an der Windschutzscheibe und lief ihm von der Stirn über das Gesicht. Das Auto hatte keinen Airbag.
Der Anblick des vielen Blutes erschreckte Hadley. Hektisch versuchte sie, die zerknautschte Tür zu öffnen. Aber es war vergebens. Der Motor lief noch, und der Fahrer rührte sich nicht. Irgendwie musste sie seine Aufmerksamkeit erregen. An das zersplitterte Fenster zu klopfen, kam nicht infrage, und das Dach bestand aus weißem Stoff. Also hämmerte sie auf die zerbeulte Haube, aber der Fahrer rührte sich immer noch nicht und hielt die Augen geschlossen. „Großer Gott“, flüsterte sie, „bitte lass ihn zu sich kommen.“ Erneut hämmerte sie auf die Haube – so hart, dass ihre Hand schmerzte.
Angestrengt spähte sie durch die Scheibe. Gott sei Dank . Seine Brust hob und senkte sich.
Er lebte.
Sie kletterte aus dem Graben und lief über die Straße. Ihre Finger waren so starr vor Kälte, dass sie kaum die Autotür öffnen konnte. Schließlich schaffte sie es und schnappte sich die Handtasche, die zu Boden gefallen war. Sie leerte den Inhalt auf dem Sitz aus und griff nach ihrem Handy. Es brauchte zwei Versuche, um die Nummer einzugeben. Mit dem Apparat am Ohr überquerte sie die Straße erneut und rutschte auf dem Po in den Graben hinab. Eine dünne Schneeschicht bedeckte inzwischen das zerbeulte Auto.
„Shane, geh endlich an das verdammte Telefon!“ Sie lief zur Seite des Wracks und klopfte an die Tür. „He, Mister, kommen Sie, wachen Sie auf. Oh, Shane!“ Sie presste sich das Handy fester ans Ohr, als sie die Stimme ihres Bruders hörte. „Gott sei Dank. Ich hatte einen Unfall … Nein, ich bin nicht
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