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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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auf Pita. »Also, dass du als vierter Tribut stirbst, meine ich natürlich. Kantkiss, du bist Nummer 12. Und hier ist mein Plan. Also, ihr müsst …«
    »Das reicht!«, unterbricht ihn Penna.
    »Sie haben recht«, nickt Edelkitsch. »Man soll ja nichts verschreien.«
    Als ich die Hälfte meines Tellers voller Fleischklöße heruntergeschlungen habe, überlege ich, wie lange es wohl zu Hause dauern würde, um ein solches Festmahl zusammenzubringen. Für die McFlurries müsste ich nur bei McDonald’s vorbeischauen. Für das Fleisch aber müsste ich mindestens zwei Schweine erlegen – eins für das Essen und das andere aus Spaß an der Freude. Als Nächstes wären ungefähr ein Dutzend Eichhörnchen dran, die ich für die anderen Zutaten eintauschen könnte. Für die Pizza müssten Carola und ich einen Tag lang den Wald nach Tomaten und einem Steinofen durchstreifen.
    Edelkitsch beginnt mit dem Mund voller Keksteig von längst vergangenen Hungerspielen zu schwärmen. »Vor fünf oder sechs Jahren gab es diesen Gary Schechter. Der hat sich wacker geschlagen. Er war der ganze Stolz von Distrikt 12. Aber wie fast alle Tribute aus Distrikt 12 vor ihm, haben sie auch ihm letztlich die Gedärme herausgerissen.«
    Pita und ich verschlucken uns beinahe. Es ist nicht gerade ermutigend, von unseren Vorgängern zu hören.
    »War trotzdem eine schöne Beerdigung. Wirklich nett. Blumen, Kapelle, Reden und so weiter«, fährt Edelkitsch unbeirrt fort.
    Ich versuche, nicht hinzuhören.
    »Courtney Lefevre – das war eine Beerdigung, sage ich euch. Nachdem ein anderer Tribut sie bei den Hungerspielen vor zehn Jahren aufgegessen hat, wurden ihre Überreste in einem prachtvollen, mit Perlen besetzten Schächtelchen beigesetzt.«
    »Jetzt hören Sie doch auf, von Beerdigungen zu reden, Edelkitsch! Damit machen Sie den Kleinen doch nur Angst«, ermahnt ihn Penna.
    Ich bin meinem Stylisten sehr dankbar. Er scheint mir ein richtiger Freund zu sein.
    »Außerdem ist es nicht gerade einfühlsam«, fügt Penna hinzu. »Jeder weiß doch, dass die toten Tribute heutzutage nicht mehr beerdigt werden.«
    Als uns die Knödel ausgehen, erscheint ein rothaariges Mädchen mit einem Tablett aus der Küche. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Sie erinnert mich an jemanden, den ich vor einiger Zeit verraten habe oder so. Während sich Efi und Edelkitsch unterhalten, kann ich die Augen nicht von dem Mädchen lassen.
    »Ich kenne dich!«, spreche ich sie an.
    Plötzlich herrscht Schweigen am Tisch. Alle starren mich an. Das Mädchen wirft mir kurz einen Blick zu und verschwindet dann wieder in der Küche. »He!«, rufe ich ihr hinterher, aber sie ist bereits verschwunden. Ich versuche mich zu erinnern, woher ich sie kenne. Ist es vom Schwarzmarkt? Aus dem Kapital? Oder doch vom heutigen Abendessen?
    »Woher willst du denn einen Nichtsprech kennen?«, erkundigt sich Penna.
    »Einen was?«, frage ich.
    »Einen Nichtsprech«, wiederholt er. »Das ist jemand, der ein Verbrechen begangen hat. Als Strafe schneidet das Kapital ihnen die Zunge aus der Kehle.«
    »Des Deandl konnst du gar ned kenna«, versichert mir Efi.
    »Wetten, dass die Kleine sie doch kennt?«, meldet sich Edelkitsch aufgeregt zu Wort. »Wie wär’s?«, fragt er und zieht einen Packen Geldscheine aus der Tasche. »Einhundert? Zweihundert? Dreihundert ist mein höchstes Gebot. Okay, weil ihr es seid: dreihundertfünfzig.«
    Während er weiter vor sich hinplappert, fällt bei mir der Groschen, und ich weiß endlich, woher mir die Nichtsprech bekannt ist.
    Efi schüttelt den Kopf. »Naa, Edlkitsch. Hea auf mit dem Krampf.« Dann wendet sie sich an mich »Sog – woher wuist etz des Mädl kenna?«
    Ehe ich den Mund aufmachen kann, springt Pita ein. »Sie ist …« Er blickt nervös um sich, ehe er fortfährt: »Sie sieht Vroni Kolaleit zum Verwechseln ähnlich.«
    »Genau, Vroni Kolaleit«, wiederhole ich mit ruhiger Stimme. Pita versucht mich zu decken. Verdammt clever.
    »Vroni geht mit uns zur Schule«, erklärt Pita. »Mir kam die Nichtsprech auch bekannt vor, aber ich wusste auch nicht, woher. Aber jetzt ist es mir klar. Sie ist wirklich das Spiegelbild von Vroni.«
    Sowohl Efi als auch Penna zucken mit den Achseln. Sie scheinen die Erklärung geschluckt zu haben. Ich seufze erleichtert auf. Ich bin mir nicht sicher, warum mir Pita geholfen hat. Vielleicht weil er mich töten will. Sonst gibt es keine Erklärung. Es ist ganz und gar unmöglich, dass er einfach nur ein netter Kerl

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