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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Beginn der Saison ihren Anteil an der kommenden Ernte bezahlen und dann wöchentlich ihre Gemüsekiste an Ständen, die es in ganz Massachusetts gibt, abholen. 2011 waren es schon an die 1 300 Abonnenten. Ryan musste weitere Interessenten ablehnen, da die Nachfrage größer war als der Ertrag.
    Die Red Fire Farm ist ein erfolgreiches Unternehmen. Was mich aber besonders fasziniert, sind die zahlreichen Fans der Farm. Wann immer Sarah und Ryan zu ihren Hoffesten einladen – anlässlich der Erdbeer- oder Kürbisernte –, sind die Plätze nach kürzester Zeit ausverkauft. Bei meinem letzten Besuch hörte ich, wie eine Frau mittleren Alters ihrer Freundin vorschwärmte: »Ich liebe Ryan und Sarah.« Jede Wette, dass sie die beiden gar nicht kannte? Sie war garantiert wegen allem, was sie mit Ryan und Sarah verbindet und wofür deren Lebensstil steht, nach Granby gekommen.
    Doch nicht nur in Granby gibt es solche Aussteiger. Der Traum von einem ruhigen Leben auf dem Land, im Einklang mit der | 111 | Natur, steht derzeit bei den Büroangestellten, die einen Schlussstrich unter ihr hektisches Leben ziehen wollen, hoch im Kurs. Die New York Times berichtet immer wieder von Aussteigern wie Exbankern, die in Vermont eine Farm gründen wollen (meistens endet deren Geschichte aber damit, dass sie verschämt mit ihrem dreckverkrusteten Hut in der Hand wieder nach Hause schleichen). Keine Frage, die Vorstellung, mit nacktem Oberkörper im Freien zu arbeiten, hat ihren Reiz. Aber warum?
    Dieser Frage wollte ich auf der Red Fire Farm nachgehen. Ich persönlich glaube zwar nicht, dass ich jemals aufs Land ziehen werde, aber ich wollte wissen, was daran so besonders sein soll. Ich wollte meine Suche nach Antworten auf die Frage, weshalb | 112 | den meisten Menschen ihr Job Spaß macht, auf der Red Fire Farm weiter verfolgen. Sogleich schrieb ich Sarah und Ryan, ob es in Ordnung für sie wäre, wenn ich sie einen Tag lang auf Schritt und Tritt begleitete. Kaum hatten sie mir ihr Okay signalisiert, schnappte ich mir mein Notebook, klopfte den Staub von meinen Arbeitsschuhen und verließ Boston in Richtung Westen. Meine Mission lautete, den »Red-Fire-Farm-Code« zu knacken.
Den Red-Fire-Farm-Code knacken
    Kurz nach meiner Ankunft auf der Farm saßen Sarah, Ryan und ich bei einem Mittagessen in ihrer kleinen, aber funktionalen Küche. Am meisten beeindruckten mich die zahlreichen Kochbücher und die Gläser mit den handgeschriebenen Etiketten, in denen sie ihre Gewürze aufbewahrten. Beim Essen fragte ich Ryan, wie es dazu gekommen sei, dass er hauptberuflich Landwirt geworden sei. Ich wollte wissen, was ihn an diesem Leben so gereizt hat. Und dafür musste ich auch wissen, wie es ihn an diesen ländlichen Ort verschlagen hatte.
    Ryan folgte keineswegs seiner Leidenschaft, als er beschloss, Biobauer zu werden. Stattdessen kam er mehr oder weniger zufällig zu diesem Job, und dann ging es ihm so wie den meisten Leuten, die Spaß bei der Arbeit haben: Je mehr Erfahrung er als Landwirt sammelte, umso mehr liebte er seinen Job. Ryan ist allerdings nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen. »In meiner Kindheit hatte ich eigentlich nichts mit einem Bauernhof zu tun«, sagte er. In der Mittelschule wollte er unbedingt sein Taschengeld aufbessern, versuchte sich deshalb als Zeitungsjunge und sammelte Dosen für das örtliche Recycling-Center. Doch sein geschäftlicher Durchbruch gelang ihm erst, als er Blaubeeren sammelte und sie kistenweise am Straßenrand verkaufte. »Ich habe dort einfach einen Sonnenschirm aufgestellt«, grinste er, »mein erster Verkaufsstand.« Sein Geschäftssinn hatte ihn nicht getrogen, man riss ihm die Kisten förmlich aus der Hand, und Ryan | 113 | verdiente sich – zumindest für einen Schüler – eine goldene Nase.
    Kurze Zeit später verkaufte Ryan nicht nur selbst im Wald gesammelte Beeren, sondern auch Obst und Gemüse aus dem Garten seiner Eltern. Da er immer mehr Geld verdienen wollte, schwatzte er ihnen ihren Garten vollständig ab. »Mein Vater war ganz froh, dass ich ihm die Gartenarbeit abnahm«, erinnerte er sich. In dieser Phase seines Lebens wurde es Ryan ernst mit der Beschaffung von Karrierekapital. »Ich hab alles über Landwirtschaft gelesen, was mir in die Finger kam … es war unglaublich, nichts konnte meinen Wissensdurst stillen.« Es hat nicht lang gedauert, bis er den Rasen zu weiteren Beeten umfunktioniert hatte und jede Menge Kompost mit dem Lkw herankarrte, um den Ertrag zu steigern.
    In

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