Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
Jahre später trafen Thomas und ich uns in einem Café unweit des MIT-Gebäudes, in dem ich damals arbeitete. Er hatte damals Arbeit in Deutschland gefunden und war nur wegen einer Konferenz nach Boston geflogen. Während wir gemütlich Kaffe tranken, erzählte mir Thomas, wie sein Leben nach seiner Krise in dem Zen-Kloster weiter verlaufen war.
Nachdem er das Kloster verlassen hatte, kehrte er wieder in seinen alten Job als Banker zurück, den er gekündigt hatte, um in dem Koster seine wahre Berufung zu finden. Bei seiner Rückkehr hatte sich seine Einstellung aber grundlegend geändert. Die Zeit | 213 | im Kloster hatte ihn von der realitätsfernen Überzeugung befreit, dass irgendwo da draußen ein Traumjob auf ihn warte. Stattdessen konnte er sich auf die Aufgaben konzentrieren, die ihm zugewiesen wurden, und darauf, sie bestens zu erfüllen. Nicht eine Sekunde lang gab er sich dem quälenden Vergleich zwischen diesem Job und dem Traumjob hin, wie er es zuvor jahrelang getan hatte.
Der Geschäftsleitung blieben diese Konzentration auf seine Aufgaben und die damit erzielten Ergebnisse nicht verborgen. Nach nur neun Monaten wurde er befördert. Dann ein zweites und ein drittes Mal. Innerhalb von zwei Jahren war er von der Dateneingabe aufgestiegen in eine Position, in der er für ein System verantwortlich war, mit dem ein Anlagenbestand in Höhe von 6 Millionen US-Dollar verwaltet wurde. Als wir uns kennen lernten, verwaltete er mit diesem System bereits ein fünf Mal so hohes Anlagekapital. Seine Arbeit ist anstrengend, aber Thomas gefällt die Herausforderung. In der Arbeit genießt er den Respekt seiner Kollegen und Vorgesetzten, sein Wort zählt, und er genießt die Freiheit, so zu arbeiten, wie er es für richtig hält. Wie Sie sich erinnern, sind das exakt die Elemente, die meiner Meinung nach einen Traumjob ausmachen, was ich unter Regel 2 ausführlich dargelegt habe. Thomas ist definitiv nicht in den Genuss dieser Elemente gekommen, weil er seiner Leidenschaft gefolgt ist, sondern weil er gute Arbeit geleistet hat und das auf diese Weise angehäufte Karrierekapital dafür eingetauscht hat.
Computersysteme zu pflegen ruft sicherlich nicht das Glücksgefühl in Thomas hervor, von dem er früher geträumt hat, aber wie er nun weiß, gibt es nichts, was dies hervorrufen könnte. Ein erfülltes Arbeitsleben macht auf eine viel subtilere Weise glücklich. Während wir beide in regem Kontakt standen, einigten wir uns darauf, dass sich sein Wandel am besten mit diesen einfachen Worten beschreiben lässt: Leistung sticht Leidenschaft. Es war gar nicht nötig, den perfekten Job zu finden, um voll und ganz mit seiner Arbeit zufrieden zu sein – er musste einfach nur etwas an seiner Einstellung ändern und sich dann mit vollem Elan den vor ihm liegenden Aufgaben zuwenden.
| 214 | Ich denke, am Ende dieses Buches noch einmal Thomas’ Lebensgeschichte aufzugreifen ist ein passender Schluss, denn schließlich bringt das Motto Leistung sticht Leidenschaft bestens auf den Punkt, worum es mir in diesem Buch ging. Diese simple Idee funktioniert auf radikale Weise, da sie einen seit Jahren weitverbreiteten Karriererat als Mythos entlarvt. Mithilfe dieses einfachen Mottos können wir einen Schlussstrich ziehen unter die irrige Annahme, dass wir eines Tages aufwachen und unser berufliches Glück, unsere wahre Berufung gefunden haben. Stattdessen weist es uns den Weg zu mehr Selbstverwirklichung im Job. Aus diesem Grunde habe ich bis zum Schluss dieses Buchs damit gewartet, Ihnen zu erzählen, wie Thomas’ Leben seinerzeit weiterging. Ich wollte Ihnen zuerst die vier Regeln vorstellen, die bestimmen, was einen echten Traumjob ausmacht, und Ihnen Beispiel für Beispiel aufzeigen, wie dieser Ansatz auch Ihnen zu mehr Freude an der Arbeit verhelfen kann. Da Sie nun alles über dieses Thema wissen, denke ich, dass Sie der glückliche Ausgang von Thomas’ Geschichte nicht weiter überrascht hat.
Ich liebe meinen Job. Ich bin mir außerdem sicher, dass sich dieses Gefühl noch weiter vertiefen wird, wenn ich an den in diesem Buch aufgezeigten Regeln dranbleibe. Thomas ergeht es im Übrigen nicht anders, auch ihm macht sein Job jede Menge Spaß. Und damit ist er wahrlich nicht der Einzige – alle Menschen, die ich Ihnen hier vorgestellt habe, sind hochzufrieden mit ihrem Job.
Ich hoffe, dass Sie diese Zuversicht mit mir teilen. Damit auch Sie dieses Ziel erreichen, lassen Sie sich von den Regeln leiten, die ich aufgestellt
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