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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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er Assistenzprofessor, was es ihm erlaubte, seinen Arbeitstag zu einem großen Teil selbst zu bestimmen und sich mit Dingen zu befassen, die ihn intellektuell reizten. Mittlerweile gibt er Schreibkurse, die er selbst konzipiert hat und die sich um in seinen Augen wichtige Dinge drehen. Er hat sich von dem Zwang befreit, ständig Forschungsgelder beschaffen und Fachartikel verfassen zu müssen. Er verbringt den Sommer mit seiner Familie auf einer Insel in Maine – wo es weder Telefon, Fernsehen noch Internet gibt – und macht sich vermutlich Gedanken über die wichtigen Dinge des Lebens, während er die prächtige Landschaft genießt. Was mich am meisten beeindruckt, ist sein Entschluss, keine E-Mail-Adresse zu haben – ein Schritt, der ihm persönlich das Leben leichter macht, mit dem eine weniger berühmte Persönlichkeit aber in keinem Fall durchgekommen wäre.
    Und das war jetzt nur ein Beispiel dafür, dass es zahlreiche Professoren geschafft haben, eine überaus beeindruckende Karriere hinzulegen, in deren Mittelpunkt ihre Mission steht. Manche von ihnen, wie Pardis Sabeti und Kirk French, habe ich persönlich kennen gelernt und im Zuge meiner Recherchen zu diesem Buch interviewt, weshalb Sie die Details ihrer überwältigenden beruflichen Laufbahn unter Regel 4 nachlesen können. Andere Professoren wie Erez Lieberman, der schon mit 38 Jahren berühmt wurde, weil er Mathematik und Kulturwissenschaften lehrte, oder Esther Duflo, deren Arbeit über die Relevanz des Kampfes gegen die Armut mit dem MacArthur-Förderpreis für kluge Köpfe ausgezeichnet wurde, haben es zwar nicht in dieses Buch geschafft, mich aber nichtsdestotrotz maßgeblich beeinflusst.
    Erst als ich mich im Detail mit Regel 4 auseinandersetzte und Menschen wie Pardis, Kirk und Giles Bowkett kennen lernte, die | 209 | sich allesamt eine faszinierende Mission auf ihre Fahnen geschrieben haben, wurde mir klar, dass es kein Kinderspiel ist, dieses Element in seinen Arbeitsalltag zu integrieren. Je verkrampfter man das versucht, umso unwahrscheinlicher ist ein Gelingen dieses Vorhabens, wie ich nun aus eigener Erfahrung weiß. Eine echte Mission braucht zwei Dinge: zum einen Karrierekapital, das man erst im Lauf von Jahren anhäufen kann, und zum anderen muss man in seinem Fachgebiet, das einem andauernden Wandel unterliegt, ständig Ausschau halten nach der Menge der möglichen neuen Nachbarn, da sich ja möglicherweise dort schon ein neue große Idee abzeichnet, die es zu verfolgen gilt. Am besten erreicht man das über Brainstorming und indem man sich selbst über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden hält und offen dafür bleibt. Die Kombination dieser beiden Voraussetzungen ist weit mehr als eine Folge von Schritten, die es abzuarbeiten gilt, und bei der dann eine Mission als Belohnung winkt, sondern eine Frage der Lebenseinstellung. Im Sommer 2011 habe ich mithilfe dieses mir neuen Verständnisses versucht, meine Einstellung zur Arbeit in eine Mission umzuwandeln. Im Zuge dessen habe ich mir eine Reihe von Gewohnheiten zugelegt, aus denen ich ein System zur Entwicklung einer Mission ableitete. Im Grunde genommen ist dieses System eine Pyramide mit drei Stufen, die ich Ihnen jetzt erklären möchte.
Die oberste Stufe: das weit gefasste Ziel
    Auf der obersten Stufe meiner Pyramide steht in Großbuchstaben meine Mission, die sich in meinem Fall natürlich um Forschung dreht. Im Endeffekt dient sie der groben Orientierung, welche Art von Arbeit mich überhaupt reizt. Derzeit steht da geschrieben: »Anwendung verteilter Algorithmentheorien auf interessante Gebiete mit dem Ziel, interessante Ergebnisse zu erreichen.« Damit ich diese Mission überhaupt formulieren konnte, musste ich erst einmal Karrierekapital anhäufen. Deshalb habe ich viel über die verteilte Algorithmentheorie geschrieben und | 210 | auch gelesen, sodass ich mit Sicherheit sagen kann, dass diese Theorie das Potenzial birgt, auch auf andere Bereiche ausgedehnt und übertragen zu werden. Die eigentliche Herausforderung besteht allerdings darin, interessante Projekte zu finden, um dieses Potenzial umsetzen zu können. Dieses Ziel lässt sich aber mithilfe der beiden anderen Stufen meiner Pyramide erreichen.
Die unterste Stufe: Hintergrundrecherchen
    Nun springen wir von der obersten auf die unterste Stufe meiner Pyramide, zu den Hintergrundrecherchen, denen ich mich mit ganzem Herzen verschrieben habe. Meine Regel lautet: Jede Woche konzentriere ich mich auf etwas Neues aus

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