Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
meinem Forschungsgebiet. Dazu lese ich entweder eine Abhandlung, führe ein Gespräch oder berufe eine Besprechung ein. Damit ich mir sicher sein kann, diese neue Idee auch verstanden zu haben, habe ich mir selbst auferlegt, eine Zusammenfassung des neu Gelernten in meinen eigenen Worten in meine Forschungsbibel, das teure Notizbuch, zu schreiben. Außerdem steht ein täglicher Spaziergang auf meiner To-do-Liste, bei dem ich meinen Gedanken zu den Ideen, die bei meinem Brainstorming herausgekommen sind, freien Lauf lasse (da ich zur Arbeit laufe und einen Hund dabeihabe, ist dieses Pflichtprogramm ein Kinderspiel für mich). Mit welchen Problemen ich mich dabei herumschlage, wird durch meine Mission bestimmt, die ja auf der obersten Stufe meiner Pyramide steht.
Diese Vorgehensweise – potenziell relevantes Material mit der freien Assoziation dieser Möglichkeiten zu kombinieren – stammt aus Steven Johnsons Buch Where Good Ideas Come From , das ich Ihnen zugleich mit dem Konzept Menge der möglichen neuen Nachbarn unter Regel 4 vorgestellt habe. Johnson zufolge wirken »liquid networks«, langfristige kollektive Prozesse, bei denen verschiedene Ideen, Interessen und Hintergründe aufeinanderprallen, häufig als Katalysator und bringen bahnbrechende Neuerungen hervor.
Die mittlere Stufe: Forschungsprojekte
Einen Großteil meiner Arbeit als Professor widme ich der mittleren Stufe meiner Pyramide. Wie ich bereits unter Regel 4 erklärt habe, gelingt die Verwandlung einer vagen Vorstellung von einer Mission in beeindruckende Leistungen mithilfe von kleinen Projekten. Wie Sie sich vermutlich erinnern werden, ist so ein kleiner Einsatz gekennzeichnet durch folgende Merkmale: | 211 |
Das entsprechende Projekt lässt sich in weniger als einem Monat abschließen.
Mit diesem Projekt wird zwangsläufig ein neuer Wert geschaffen (zum Beispiel durch Erlernen einer neuen Fähigkeit und neue, nie zuvor da gewesene Ergebnisse).
Das Projekt führt zu einem konkreten Ergebnis, für das Sie konkretes Feedback erhalten können.
Ich setze diese Methode ein, um die vielversprechendsten Ideen, die sich mithilfe der Hintergrundrecherchen auf der untersten Ebene meiner Pyramide ergeben haben, auf den Prüfstein zu stellen. Ich achte immer darauf, nicht mehr als zwei oder drei solche Projekte gleichzeitig am Laufen zu haben, damit ich mich ihnen mit voller Konzentration widmen kann. Außerdem setze ich mir dafür Endtermine, die ich mit einem gelben Marker in meinem Kalender umrande. Damit verdeutliche ich, wie wichtig mir diese Fristen sind. Außerdem trage ich die Anzahl der Stunden, die ich dafür verwendet habe, in meinen Stundenzähler ein. Ich habe festgestellt, dass ich ohne diese akribische Aufzeichnung meiner Vorgehensweise dazu tendiere, diese Arbeiten auf die lange Bank zu schieben und mich dringlicheren, aber weniger wichtigen Dingen zuzuwenden.
Immer wenn ich ein kleines Projekt beende, achte ich auf das Feedback, das ich dafür erhalte, und korrigiere den eingeschlagenen Kurs. Anhand des Feedbacks kann ich beurteilen, in welcher Richtung ich weiterforschen muss. Diese Projekte haben den gewünschten Nebeneffekt, dass ich mit ihrer Hilfe von Tag zu Tag immer besser werden und dazulernen kann.
| 212 | Der Erfolg, aber auch Misserfolg dieser Projekte entscheidet aber auch darüber, inwieweit es mir gelingt, meine Mission zu leben. Anders ausgedrückt, das System als Ganzes ist eine geschlossene Rückkoppelungsschleife, die auf nichts anderes abzielt als auf eine konstante Verbesserung meiner Arbeit.
Letzte Gedanken zu »Leistung sticht Leidenschaft«
Dieses Buch begann mit der Geschichte von Thomas, der jahrelang dem Motto »Folge deiner Leidenschaft« hinterhergerannt ist, da er der festen Überzeugung war, dann würde er endlich sein Lebensglück finden. Dieser Glaube führte ihn in ein Zen-Kloster in der Abgeschiedenheit der Berge. Dort widmete er sich dem Studium des Zen-Buddhismus, übte sich in Meditation und versuchte, die rätselhaften Dharma-Lektionen zu ergründen.
Doch Thomas fand sein Lebensglück wider Erwarten dort nicht. Vielmehr wurde ihm bewusst, dass sich zwar seine Lebensumstände geändert hatten, er aber noch immer »derselbe Mensch war«, der er auch vor seiner Ankunft in dem Kloster gewesen war. Noch immer hatte er die Vorstellung, dass man erst seine wahre Berufung gefunden haben müsse, um glücklich werden zu können. Er verzweifelte fast daran, diese immer noch nicht gefunden zu haben.
Fast zehn
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