Die Treue des Highlanders (German Edition)
ins Nebenzimmer gehen, hast du verstanden?«
»Alles, was du willst, meine Schöne! Doch jetzt sollten wir mit der nächsten Lektion beginnen, oder weißt du, was du sagen musst, wenn du von der Köchin ein gebratenes Kaninchen im Speckmantel zum Mittagessen möchtest?«
Das wusste Anna nicht, und sie ergab sich seufzend in eine weitere Stunde Unterricht in der Sprache, die klang, als hätte sich ihr Kehlkopf verknotet.
Der Nordwesten der Insel war schroff und rau, die Küste zerklüftet und mit wenig Vegetation. Der atlantische Westwind wehte ständig über die Gegend, darum lebten hier die Menschen vorzugsweise vom Fischfang. Das Dorf Talisker war nicht mehr als eine Ansammlung armseliger Hütten über einer Bucht mit einem gleißend weißen Sandstrand, aber es hatte eine kleine Kirche aus massiven Steinen mit einem niedrigen Turm. Der Priester, ein alter weißhaariger Mann mit einem struppigen Bart, der ihm bis zur Brust reichte, stellte keine Fragen, und die Vorlage von Papieren war nicht vonnöten. Auch hier wurde noch der katholische Glauben praktiziert, Edinburgh war weit, und die Gesetze von John Knox interessierten die Inselbewohner herzlich wenig.
Anna flocht sich aus Frühlingsblumen einen Kranz, den sie sich ins Haar steckte. Es war ihr ganzer Schmuck, aber es war gleichgültig. Alle Männer, Frauen und Kinder aus dem Dorf versammelten sich in der Kirche, als Anna Duncans Frau wurde. Sie verstand nur wenige Worte von der Predigt, aber die wichtigsten klangen wie süßer Honig in ihren Ohren:
»Willst du, Anna Wheeler, den hier anwesenden Duncan Cruachan zum Mann nehmen? Ihn lieben und achten, ihm treu sein, bis dass der Tod euch scheidet?«
Anna antwortete mit einem lauten »Ja«. Duncans Antwort klang heiser, ganz so, als müsse er mit aufsteigenden Tränen kämpfen. Dann legte der Priester ihre Hände ineinander und sprach den Segen.
Als sie die Kirche verließen, erwartete Duncan und Anna eine Überraschung. Frauen hatten Tische aus den Häusern gebracht und Speisen und Getränke ausgebreitet. Es war nicht viel, aber es war eine liebevolle Geste der Dorfbewohner. Duncan dankte ihnen herzlich und drückte dem Priester einen Beutel mit Münzen, mit der Bitte, es für Kranke und Bedürftige zu verwenden, in die Hand. Die Gastfreundschaft der Menschen, die am Tag zuvor weder Duncan noch Anna jemals in ihrem Leben gesehen hatten, ging sogar so weit, dass ihnen für die Nacht ein kleines, sauberes Zimmer auf einem Bauernhof zur Verfügung gestellt wurde.
Anna war über das selbstlose Verhalten der Menschen sehr gerührt. »Sie kennen uns nicht, wissen nicht, woher wir kommen und wer wir sind, trotzdem behandeln sie uns wie Freunde«, äußerte sie erstaunt.
Duncan kuschelte sich an sie und knabberte an Annas Ohrläppchen, was sie heftig erregte. »Wir Schotten sind ein gastfreundliches Volk«, murmelte er, während er ihr Leibchen aufschnürte. »Allerdings nur, solange man uns mit Respekt begegnet.« Seine Hände strichen zärtlich über ihre Brüste, und Anna presste sich fest an den geliebten Mann.
»Es ist unsere Hochzeitsnacht«, murmelte sie glücklich. »Lass sie uns nicht mit Reden verbringen.«
Das hatte Duncan auch nicht vor, was er Anna in den nächsten Stunden voller Leidenschaft mehrmals bewies.
Der August brachte ungewöhnlich heiße Temperaturen für diesen Landstrich. Anna genoss die Wärme, denn sie wusste, der Winter würde hier auf Skye lang und hart werden. Mit vereinten Kräften hatten sie aus dem Haus einen wohnlichen Sitz gemacht, und Anna sprach nun schon beinahe fließend Gälisch. Als an einem Tag gegen Abend Fremde gesichtet wurden, hatte Anna zuerst Angst, dass man sie in ihrem Versteck aufgespürt hatte. Aber es waren nur fahrende Händler, die im Sommer über die Hebrideninseln reisten, und sie brachten Nachrichten vom Festland. Es waren die ersten, die Duncan und Anna erfuhren, seit sie Glenmalloch verlassen hatten.
Maria Stuart, Königin von Schottland, war verhaftet und gefangen. Nach ihrer Hochzeit hatte Maria die Augen vor dem Missfallen des Volkes verschlossen und sich mit Bothwell auf ihre Landsitze zurückgezogen, um sich dem Glück ihrer neuen Ehe hinzugeben.
»Das böse Erwachen kam dann im Juni«, berichtete der eine Händler. »Balfour, der die Burg von Edinburgh für Maria gehalten hatte, war zu den Aufständischen übergelaufen und hatte die Burg bereitwillig an Moray übergeben. Damit war auch der kleine James, den Maria in Edinburgh in Sicherheit wähnte, in
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