Die Treue Des Highlanders
Mann Gottes, der sich nicht, zumindest nicht in seinem eigenen Haus, dieser Sünde hingab. Für gewisse männliche Bedürfnisse, die der Teufel ihm hin und wieder schickte, suchte er eine Einrichtung am anderen Ende der Stadt auf. Deshalb war seine erste Vermutung, dass Gegner ihm dieses Weib geschickt hatten, um ihn bloßzustellen. Bevor Knox die Tür schließen konnte, stellte die Frau einen Fuß in den Spalt und begann hastig zu sprechen. Mit jedem Wort, das sie sagte, wuchs sein Interesse, bis er die Frau schließlich eintreten ließ und ihr sogar einen Becher Wein kredenzte. Interessiert lauschte John Knox ihrem Bericht, und kaum war sie gegangen, kleidete er sich rasch an und verließ eiligen Schrittes das Haus.
Schwere Stiefel polterten die Treppe hinauf, dann wurde die Tür aufgerissen, und eine harte Stimme brüllte: »Anna Wheeler, Ihr seid verhaftet wegen Hexerei und Magie!«
Anna glaubte sich in einem schrecklichen Traum, aus dem sie nicht erwachen wollte, als sie grob aus dem Bett gezerrt und ihre Hände mit einem Strick auf dem Rücken gefesselt wurden. Nur nach und nach drang die Erkenntnis, dass dies kein Traum, sondern bittere Realität war, in ihr Bewusstsein.
»Lasst mich sofort los!«, schrie sie. »Was fällt Euch ein?«
»Maul halten!« Ein Mann versetzte ihr einen so heftigen Stoß in den Rücken, dass sie gegen die Truhe fiel, deren Kante sich schmerzhaft in ihren Oberschenkel bohrte.
»Was hat das zu bedeuten?« Annas Stimme zitterte vor Angst. »Wo ist Duncan Cruachan, der Laird von Glenmalloch?«
Als Antwort zerrte man sie nur grob die Treppe hinunter. Dort standen die verängstigte Mrs. Geddes und ihr Mann, dem einer der Soldaten die Schwertspitze an den Hals hielt. Die Augen von Kathleen Geddes starrten angstvoll auf Anna, und sie versuchte, etwas zu sagen, brachte aber nur ein zusammenhangloses Gestammel heraus.
»Wo ist Duncan?«, schrie Anna erneut, doch Kathleen Geddes schüttelte nur stumm den Kopf.
Zwei Männer zerrten Anna brutal aus dem Haus. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als hinter ihnen über die Straße zu stolpern. Da man ihr keine Zeit gelassen hatte, einen Mantel oder Schuhe anzuziehen, kroch die Kälte durch ihr Nachthemd und über ihre bloßen Füße. Es schien Anna wie eine Ewigkeit, dabei waren es nur wenige hundert Meter, bis der kleine Trupp endlich sein Ziel erreicht hatte. Eine Haustür wurde geöffnet und Anna über eine Treppe in einen feuchten Keller geführt. Die Treppe und der Gang waren nur unzureichend mit spärlichen Fackeln erleuchtet, aber das Licht reichte aus, um zu erkennen, dass es sich um eine Art Verlies handeln musste. Eine hölzerne, mit Eisennieten besetzte Tür wurde aufgeschlossen. Ein scharfes Messer durchtrennte Annas Handfesseln, und sie wurde in die Zelle gestoßen. Mit lautem Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, und Anna befand sich nun in völliger Dunkelheit. Ihre nackten Füße ertasteten glitschiges Stroh, vom dem ein so übler Geruch aufstieg, dass sie sich beinahe übergeben hätte. Sie streckte beide Hände aus und tastete sich in der Dunkelheit langsam vorwärts. Schon nach wenigen Schritten stießen ihre Hände auf eine feuchte, modrige Wand. Als Anna rasch die Hände zurückzog, denn die Berührung war ekelhaft gewesen, raschelte es direkt neben ihr, und sie sprang voller Angst zur Seite. Ratten!
»Lasst mich hier raus!«, schrie sie so laut sie konnte, aber niemand reagierte auf ihren Ruf.
Es bestand kein Zweifel – man hatte sie irgendwo in der Stadt in einen Kerker geworfen. Maria Stuart hatte offenbar ihre Meinung geändert und sie verhaften lassen. Verzweifelt schlug Anna die Hände vors Gesicht, aber sie konnte nicht weinen. Die Panik schnürte ihr die Kehle zu, denn sie wusste inzwischen genügend über die Vergangenheit, um zu ahnen, welches Schicksal ihr bevorstand. Was war mit Duncan geschehen? Hatte man ihn auch verhaftet? Es musste wohl so sein, denn sonst hätte sie ihn im Haus der Geddes gesehen. Anna wünschte sich, nie in ihrem Leben auch nur einen Fuß nach Schottland gesetzt zu haben.
Durch das Fehlen von Tageslicht hatte Anna jegliches Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht, wie lange man sie hier schon festhielt. Waren es Stunden, Tage oder bereits Wochen? In unregelmäßigen Abständen wurde die Tür einen Spalt geöffnet und ein Krug mit brackigem Wasser und ein Kanten verschimmeltes Brot in die Zelle geschoben. Im schwachen Lichtschein, der für Sekunden in die Zelle fiel, erkannte Anna, dass
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