Die Treue Des Highlanders
Anna glücklich zu sehen. Er verfügte zwar über die finanziellen Mittel, sie mit kostbaren Kleidern und Edelsteinen zu beschenken, aber es lag nicht in seiner Macht, so etwas wie
Strom
zu erfinden oder Medizin, die die meisten Krankheiten heilen konnte. Ein Schatten fiel auf sein Gesicht.
Anna bemerkte die Stimmungsänderung und fragte leise: »An was denkst du?«
Er drehte den Kopf und sah sie an. Am liebsten hätte er sie geküsst, seine Lippen auf ihre vollen, kirschroten gelegt und ihren zarten Körper ganz eng an den seinen gezogen. Nur gut, dass sie sich auf einer belebten Straße befanden, denn sonst hätte er für nichts mehr garantieren können.
»Es ist nicht so wichtig«, wich Duncan aus. »Wir sollten zurückgehen, sonst wird es zu anstrengend für dich. Du siehst müde und erschöpft aus.«
»Herzlichen Dank, das sind genau die Worte, die jede Frau gerne hört«, sagte Anna ironisch, aber er hatte Recht. Der kleine Ausflug hatte sie tatsächlich sehr angestrengt, und sie wollte sich wieder ausruhen.
Als Duncan und Anna auf der Höhe der St. Giles Kathedrale kehrtmachten, sahen sie nicht die junge Frau, die wie angewurzelt unter der Arkade eines Ladengeschäftes stehen geblieben war. Alice Skelton hörte nicht mehr auf die Worte ihrer Mutter, die in der Auslage einen blauen Samt entdeckt hatte, den sie unbedingt haben musste. Sie presste ihre Kiefer so fest zusammen, dass ihre Wangenmuskeln zuckten. Der überraschende Anblick von Duncan und Anna, die sich in aller Öffentlichkeit benahmen, als seien sie ein Ehepaar, war mehr, als sie ertragen konnte. Von Megan Ogilvie, die über Alices Besuch sehr erfreut gewesen war, hatte sie erfahren, dass Anna bei Hof zuerst wohlwollend aufgenommen, dann aber von der Königin fortgeschickt worden war. Leider hatte Megan ihr den Grund dafür nicht sagen können. Nur von Annas Krankheit hatte sie erzählt, und Alice bedauerte, dass Anna nicht an den Pocken oder einer anderen Krankheit gestorben war. Aber was nicht war, konnte ja noch werden.
Der Plan war so verwegen, dass er schon wieder eine Chance hatte zu gelingen. Zuerst hatte Maria Stuart ihrem Geliebten fassungslos zugehört, aber Bothwell war ein Mann, der es verstand, seine Worte geschickt zu wählen. Zudem schmeckten seine Küsse süß, und die bisher von der Liebe benachteiligte Maria schenkte ihm nur zu gerne Glauben. Am Vortag war Bothwell in einem geheimen, kurzen Verfahren von seiner Frau Jean Gordon geschieden worden, der dabei kein Mitspracherecht einberaumt worden war.
»Wenn ich dich entführe, liebste Maria, und einige Tage in meiner Gewalt behalte, so ist es unabdingbar, dass ich dich heirate, um deine Ehre wiederherzustellen. Das werden auch die ehrwürdigen Lords akzeptieren und sich schlussendlich fügen.« Bothwell dachte an das Dokument mit den Unterschriften, das er stets bei sich trug, aber es war nicht nötig, dass Maria etwas von diesem geheimen Abkommen wusste. »Einige der Herren werden sich wohl maulend auf ihre Landsitze zurückziehen und es bedauern, nicht selbst auf diese grandiose Idee gekommen zu sein.«
Maria schmiegte sich in seine Arme. Sein Plan war wagemutig, aber er klang verlockend. Zu verlockend, als dass Maria weitere Einwände erheben konnte.
»Wann soll es geschehen?«
Von diesem Gespräch wusste Anna nichts, als sie durch das Tor des Palastes schritt. Die Wache erkannte sie wieder und ließ sie ungehindert passieren. Es war ein frischer, klarer Frühlingstag, an dem die Aprilsonne die letzten Schneereste hatte tauen lassen, und überall streckten die ersten Knospen ihre vorwitzigen Köpfe durch die Erde. Anna war es mulmig zumute. In Gedanken spielte sie die Worte, die sie sich seit Tagen zurechtgelegt hatte, immer wieder durch. Daher entging es ihrer Aufmerksamkeit, dass sie seit dem Verlassen des Hauses in der High Street verfolgt worden war.
»Was will sie im Palast?«, flüsterte Alice Skelton, obwohl Anna sie aufgrund der Entfernung nicht hätte hören können.
Megan Ogilvie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht besucht sie Claire. Die beiden haben sich angefreundet, was mich nicht wundert, denn Claire stammt ebenfalls aus einer Familie, mit der sich die meine nicht gemeinsam an einen Tisch setzen würde.«
Als Alice ihr von ihrer Abneigung gegen Anna erzählt hatte, hatte sie bei Megan offene Türen eingerannt. Bevor Anna aufgetaucht war, hatte sie, Megan, die Königin mit ihrer glockenhellen Stimme unterhalten und würde es Anna nie verzeihen, von ihr beiseite
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