Die Treue Des Highlanders
Bothwell. Duncan hatte der Aufforderung ohne zu zögern Folge geleistet und einen jungen Pagen aus dem Palast, kaum den Kinderschuhen entwachsen, erkannt, der ihm ins Ohr geflüstert hatte: »Mylord Bothwell steht auf Eurer Seite. Er bittet Euch, ihn unverzüglich aufzusuchen, denn er will alles tun, das Leben der Königin zu schützen. Er wartet in seinem Stadthaus auf Euch, Mylord.«
Duncan hatte sich sofort angezogen und war in das Haus am Lawnmarket geeilt. Er hatte ja nicht ahnen können, dass der junge Page von einer blonden Frau ein paar Goldstücke erhalten hatte, für die der Junge alles gesagt hätte, was die Frau von ihm verlangte. Zeitgleich war ein anderer Page bei Bothwell aufgetaucht und hatte diesem berichtet, Anna Wheeler und Duncan Cruachan schmiedeten ein Komplott gegen ihn und die Königin. Bothwell hatte den Morgen abwarten wollen, um Duncan verhaften zu lassen, und er war nahezu sprachlos gewesen, als genau dieser Verräter kurz vor Mitternacht an seine Tür geklopft hatte. Bothwell, der sich seiner Feinde in Schottland bewusst war, lebte nie ohne bewaffnete Wachen, und Duncan hatte kaum das Haus betreten, als er schon vom Hals bis zu den Füßen gefesselt worden war. In diesem Augenblick hatte er gewusst, dass er in eine Falle geraten und gegen die Übermacht nichts ausrichten konnte. Am Morgen war er in einen Holzkarren geladen und mit einer Eskorte von zwölf Bewaffneten an die Küste nach Dunbar Castle gebracht worden, eine Burg, die Bothwell befehligte und die bis zur letzten Zinne bewacht wurde. Niemand hatte seine Fragen beantwortet, niemand war bereit gewesen, ihm zu sagen, was mit Anna geschehen war, und Duncan befürchtete Schlimmes.
Nach einigen Tagen wurde die Tür aufgesperrt, und Bothwell trat in den Raum. Duncan erkannte das Schwert an seiner Hüfte, und da er unbewaffnet war – seinen Dolch hatte man ihm natürlich abgenommen –, wusste er, dass er nicht einmal an die Möglichkeit einer Flucht denken durfte.
»Mylord Bothwell, endlich!«, sagte Duncan daher und tat, als freue er sich über das Erscheinen des Grafen. »Warum haltet Ihr mich hier gefangen?«
Bothwell musterte ihn ohne Gefühlsregung. »Duncan Cruachan, ich dachte, Ihr wärt mein Freund, doch jetzt muss ich erfahren, dass Ihr meinen Tod plant. Damit nicht genug, Ihr geht sogar so weit, die Königin zu bedrohen.«
»Das ist nicht wahr!«, begehrte Duncan auf. Offenbar hatte ihm Königin Maria von Annas Voraussagen erzählt, kein Wunder also, dass Bothwell ihn mundtot machen wollte. »Wir wollten nur Euer und das Leben der Königin schützen! Wenn Ihr sie heiratet, wird das Euer beider Tod und Verderben sein. Und das Verderben Schottlands.«
Bothwells Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln. »Die Frau, die Ihr in Eure verräterischen Pläne eingespannt habt, befindet sich in der Obhut von Marias altem Feind John Knox. Ich muss Euch wohl nicht sagen, was es bedeutet, Knox gegenüber zu behaupten, die Gabe zu haben, in die Zukunft schauen zu können.«
Nein, das brauchte Bothwell nicht weiter zu erläutern. Duncan lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Was habt Ihr jetzt mit mir vor?«, fragte er. »Werdet Ihr mich töten, so wie Ihr Darnley getötet habt?«
Seine Worte kamen unbedacht und voller Zorn. Eine Narbe an Bothwells Stirn färbte sich vor Wut blutrot. »Seid vorsichtig mit Euren Behauptungen, Cruachan. Ich wurde von einem ordentlichen Gericht freigesprochen. Nein, im Augenblick habe ich kein Interesse an Eurem Tod und werde mein Schwert nicht mit Blut beschmutzen. Bald aber werde ich König von Schottland sein, dann werdet Ihr vor ein Gericht gestellt und ordnungsgemäß des Hochverrats verurteilt und hingerichtet.«
»Darauf freue ich mich schon, Mylord Bothwell«, gab Duncan zynisch zurück. »Seid Ihr auch ganz sicher, dass die Königin Euch heiraten wird?«
Bothwell grinste siegesgewiss. »Ich glaube, ich kann Euch bedenkenlos gestehen, dass sich Maria Stuart in diesen Mauern befindet. Sie wird einige Tage bei mir bleiben. Danach werden alle Lords einsehen, dass ich sie einfach heiraten
muss
, um ihre Ehre wiederherzustellen.«
»Ein teuflischer Plan«, murmelte Duncan und erinnerte sich daran, wie ungläubig er gewesen war, als Anna ihm davon erzählt hatte. Niemals hätte er gedacht, dass Maria Stuart so dumm sein konnte, einer derartigen Idee zuzustimmen und den Mörder ihres Ehemannes zu heiraten.
»Aber ein wirksamer, Cruachan«, lachte Bothwell. »Und jetzt genießt meine
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