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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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Augenlicht zu ersetzen.
    Unterdessen machen die Triffids Jagd auf sie alle.
    Diese großen, giftigen und offenbar intelligenten Pflanzen sind aus Wyndhams Vorkriegslaufbahn mit herübergestolpert. Ursprünglich sind sie das Ergebnis eines experimentellen russischen Zuchtprogramms, das zur Herstellung billiger Öle gedacht war. Jetzt nutzen sie die Katastrophe, um ihre Wurzeln aus der Erde zu lösen und Menschen zu jagen. Es ließe sich einwenden, dass man sich kaum etwas weniger Bedrohliches vorstellen kann als eine vernunftbegabte Pflanze, die »wie auf Krücken« umherschlurft. Aber mit einem Triffid-Stich ist nicht zu spaßen, denn mit seinem Stachel kann er »eine tödliche Ladung Gift verspritzen, wenn er auf bloße, ungeschützte Haut trifft«. Außerdem sind es nicht die vergleichsweise absurden Spezialeffekte, aufgrund derer »Die Triffids« auch sechzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch ein wichtiges Buch ist. Es ist die Art, wie der Roman die beiden unterschwelligen Ängste unserer Zivilisation anspricht, insbesondere die der städtischen Zivilisation: nämlich erstens, dass sie untergehen könnte; und zweitens, dass sie vielleicht doch nicht untergeht. Unsere diesbezüglichen Gefühle sind ein Dialog der Angst. Konzernbestimmte Infrastrukturen erhalten unsere Nahrungsmittelversorgung aufrecht, und die bauliche Umgebung sorgt für unsere Sicherheit, aber gleichzeitig bevormunden uns diese Dinge, engen uns ein und stellen einen massiven Eingriff ins »Natürliche« dar.
    Heutzutage drehen sich unsere Ängste eher um ökologische Themen – Umweltverschmutzung, vom Menschen verursachte globale Erwärmung, das Wuchern der Städte, der endgültige Verlust des bürgerlichen Landlebens –, und an diesem Punkt zeigt sich das Beharrungsvermögen der Triffids als Bild: 1951 wie heute sind sie eine treffende Metapher für eine Lebensweise, die uns, wie Bill Masen, erst blind für unser Handeln macht und uns anschließend zwingt, mit der Zukunft zurechtzukommen, die wir selbst herbeigeführt haben.
    M. John Harrison zählt zu den bedeutendsten britischen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart. Zuletzt sind im Wilhelm Heyne Verlag seine Romane »Licht«, »Nova« sowie »Die Centauri-Maschine« erschienen.

Die Triffids
    DIE TRIFFIDS

1 Das Ende beginnt
    1
    Das Ende beginnt
    Wenn ein Tag, von dem man eigentlich weiß, es ist ein Mittwoch, sich von Anfang an so anhört wie ein Sonntag, ist irgendetwas faul.
    Dieses Gefühl hatte ich bereits beim Aufwachen. Aber als ich schließlich ein wenig klarer denken konnte, wurde ich unsicher. Immerhin sprach einiges dafür, dass ich mich irrte und nicht alle anderen – auch wenn ich nicht verstand, wie es dazu kommen konnte. Ich wartete mit leisen Zweifeln weiter. Doch kurz darauf bekam ich meinen ersten objektiven Beweis – in der Ferne schlug eine Uhr, und in meinen Ohren klang es wie acht. Ich horchte genau und argwöhnisch hin. Kurz darauf setzte eine andere Uhr ein, ein lauter, entschiedener Ton. Gemächlich schlug sie unleugbar acht. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmte.
    Dass ich das Ende der Welt verpasste – nun, das Ende jener Welt, wie ich sie beinahe dreißig Jahre lang gekannt hatte –, war schierer Zufall: wie Überleben es häufig ist, wenn man es genauer bedenkt. Es ist nun einmal der Fall, dass stets ziemlich viele Menschen im Krankenhaus liegen, und ungefähr eine Woche zuvor hatte das Zufallsprinzip auch mich dazu bestimmt. Ebenso gut hätte es auch eine Woche früher sein können – in welchem Falle ich dies jetzt nicht schriebe; ich wäre gar nicht da. Doch der Zufall wollte nicht nur, dass ich zu diesem Zeitpunkt im Krankenhaus lag, sondern auch, dass meine Augen, sogar mein ganzer Kopf, mit Bandagen umwickelt waren – und deshalb muss ich dem, der auch immer diesen Zufall befehligt hat, dankbar sein. Zum gegebenen Zeitpunkt war ich jedoch einfach nur übel gelaunt und fragte mich, was zum Teufel los sei, denn ich hielt mich bereits lange genug dort auf, um zu wissen, dass in einem Krankenhaus neben der Oberschwester die Uhr das Allerheiligste ist …
    Ohne Uhr wäre dieser Ort einfach nicht funktionsfähig. Jede Sekunde blickt jemand darauf, bei Geburt, Tod, der Medikamentenausgabe, bei Mahlzeiten, Licht, Gespräch, Arbeit, Schlaf, Ruhe, Visite, Ankleiden, Waschen – und bis dato hatte sie bestimmt, dass jemand mich genau drei Minuten nach sieben Uhr zu waschen und zurechtzumachen hatte. Das war einer der wichtigsten Gründe, weshalb

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