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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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wird sofort schlecht geredet, wenn sie Ähnliches tun?
    Was unsere Männer anstellen, wenn sie lange Zeit fort auf ihren Reisen sind, darüber mache ich mir lieber keine Gedanken. Das Thema wird auch von allen Kaufmannsfrauen sorgsam gemieden.
    Aber wehe, wenn eine Frau zu lange allein war und unruhig wird und sich anderweitig umschaut! Alle zeigen dann mit dem Finger auf sie, und ihr Mann erfährt es, kaum daß er wieder den Fuß in die Stadt gesetzt hat.
     
    Ich war von meiner Familie her auf männliche Unbeständigkeit nicht vorbereitet. Niemals habe ich meinen Vater mit anderen Frauen lüstern umgehen sehen, er hatte immer nur Augen für meine Mutter. Auch für Onkel Fordolf gab es nur seine Frau, und Onkel Johannes hatte nach seiner langen Gefangenschaft offenbar nicht das geringste Verlangen nach Abenteuern mehr, seien es auch nur solche außerehelicher Art. Auch für meinen Vetter Constantin war schon die Ehefrau, die er gerade hatte, fast zuviel. Jedenfalls bis auf die letzte, die junge Elizabeth, die ihm endlich das Glück und die Ruhe seines Lebens geschenkt hat.
     
    Offenbar war ich die einzige, die mit den Dingen nicht klarkommen konnte, wie sie nun einmal waren.
    Einmal habe ich auf einem Gildefest versucht, es so zu machen wie Gottschalk. Ich hatte wieder einmal mit ansehen
müssen, wie er nach draußen gegangen war, und wie er dann nicht an meine Seite zurückgekommen war, sondern bei Durechin haltmachte, der blutjungen Frau von Bruno Buntebart. Wie er mit ihr lachte und scharwenzelte, und sie blinzelte ihn kokett an und lehnte sich scheinbar unabsichtlich vor, damit er in ihren Ausschnitt sehen konnte - und ihr Mann schien auch noch stolz zu sein, daß Gottschalk Overstolz seiner Frau den Hof machte! Mir tat wieder einmal das Herz weh, und ich war wütend und dachte, nun mache ich es genau so. Darum lachte ich auch und hob meinen Becher, um mit meinem Nachbarn zu trinken, das war Apollonius, der junge Sohn des Herrn Amtmanns Henrich Cleingedank. Ich kannte ihn gut, weil er der beste Freund von Constantins Sohn Fordolf war und ich ihn schon seit Kindertagen in Constantins Haus angetroffen hatte. Apollonius trank mir auch zu, wie ich es wollte, aber als ich näher an ihn heranrückte, sagte er ganz ruhig: »Du brauchst das nicht zu tun, Sophia. Sicher möchtest du doch, daß ich dich auch in Zukunft so sehr schätze und achte wie bisher.« Ich erstarrte, und er fügte noch mit freundlicher Stimme und einem Seitenblick in Richtung auf Gottschalk hinzu: »Mach dir nichts daraus, Männer sind nun einmal so.«
     
    Ich schämte mich zutiefst und senkte den Kopf, damit niemand sah, daß mir Tränen in den Augen standen. Aber Apollonius sprach weiter zu mir, ganz sachlich und freundlich, und wenn ich auch gar nicht mitbekam, worüber er redete, so beruhigte ich mich doch - aber nur ein wenig.
     
    Es ist ja nicht nur der Schmerz der Eifersucht, der weh tut. Du fühlst dich auch so wertlos, wenn du mit ansehen mußt, wie dein Mann sich vor einer anderen Frau aufspielt wie ein Gockel, der eitel auf dem Misthaufen steht und kräht. Denn du kannst den Gedanken nicht unterdrücken: Wenn
du ihm etwas wert wärest, dann würde er dich doch nicht so kränken und auch nicht vor den Augen der anderen auf solche Art demütigen.
    Ich fürchte, ich habe, ohne es zu wollen, etwas Derartiges zu Apollonius gesagt. Aber er, einige Jahre jünger als ich und doch viel erfahrener, meinte nur: »Er nimmt das nicht so ernst wie du. Und alle andern Leute hier nehmen es auch nicht so ernst, falls dich das etwas beruhigt.«
    Ich tat also so, als würde ich Gottschalks Treiben gar keine Beachtung mehr schenken, beobachtete ihn aber ständig aus dem Augenwinkel heraus. Als ich sah, wie Durechin den Kopf zurückwarf und laut über Gottschalks Scherze lachte, erhob ich mich ganz beiläufig, lächelte Apollonius noch einmal zu, ergriff den Humpen, der vor mir gestanden hatte, und schlenderte damit betont langsam zu meinem anderweitig beschäftigten Ehemann. Kurz bevor ich ihn erreichte, schien ich zu stolpern, und der Inhalt meines Humpens ergoß sich in einem Schwall über Durechins neues teures Kleid.
    »Kannst du nicht aufpassen? Du hast mich gestoßen!« fuhr ich die Magd an, die gerade an mir vorbeiging. Die sah mich verstört an, ihr war nicht bewußt, daß sie mich berührt hätte. Dann sagte ich honigsüß zu Durechin: »Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich konnte nichts dafür, weil ich gestoßen wurde. Wie schade um dein

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