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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Kindern kein Wort über die unbekannten Gäste.
    Aber ich hatte Gunhild unterschätzt. Nach einer schlimmen Nacht, in der ich meinen Zorn in die Kissen geweint hatte, erwachte ich spät und stand in aller Eile auf. Ich fand den kleinen Waldemar in der Küche sitzen, wo die Köchin ihn begeistert mit Brei fütterte, während Gunhild fleißig Gemüse putzte und vorgab, unsere Sprache nicht zu verstehen. Ich merkte dabei zum erstenmal, daß dieses Mädchen zwar einfältig sein mochte, aber nicht dumm, und daß sie ein mitfühlendes Herz hatte und fest dazu entschlossen war, mir, die sie als ihre Schutzherrin ansah, keinerlei Verdruß zu bereiten.
     
    Die Ähnlichkeit zwischen Waldemar und Gottschalk sprang so ins Auge, daß sie vermutlich auch unserer Köchin nicht verborgen geblieben war. Sie verlor aber nicht ein einziges Wort darüber.
     
    Den ganzen Tag machte ich mir Gedanken, was denn nun zu tun sei und wie ich mit Gottschalk nach seiner Heimkehr
reden sollte. Ich hätte mir gern Rat bei meiner Mutter oder Tante Engilradis geholt, aber vielleicht wäre mein Mann dann gerade während meiner Abwesenheit nach Hause gekommen, das mußte ich unbedingt vermeiden.
    Als ich ihn dann kommen hörte, holte ich Gunhild und ihr Söhnchen schnell aus der Küche, brachte sie in das Kämmerchen und bat sie, dort zu bleiben, bis ich sie riefe. Sie nickte nur. Als ich den Raum verließ, hatte sie schon den Korb mit den zerrissenen Hosen meiner Buben und das danebenliegende Nähzeug ergriffen und fing an, sie auszubessern.
    Ich begrüßte meinen Mann freundlich, sorgte dafür, daß er zu essen bekam, und hatte ein warmes Bad für ihn vorbereitet. Erst als er wohlig alle viere von sich streckte, nahm ich neben ihm Platz und sah ihn fest an.
    Es kostete mich viel Mühe, sanft und sachlich mit ihm zu sprechen und auf jeden Vorwurf zu verzichten. Aber alles lief schief. Er versuchte zuerst, alles abzustreiten. Als ich darauf hinwies, der Beweis für sein Tun in Schleswig sei unter unserem eigenen Dach, fuhr er wütend in die Höhe: Wie ich es hätte wagen können, eine hergelaufene Schlampe ohne sein Wissen und seinen Willen bei uns zu beherbergen. Da kochte ich schon und mußte mich außerordentlich anstrengen, nicht auch loszuschreien. Mit Mühe würgte ich hervor, Gunhild sei so blutjung, daß sie wohl kaum irgend welche Erfahrungen vor ihm hätte sammeln können, die Bezeichnung Schlampe möge er also besser vermeiden. Da verlegte er sich darauf, sie hätte ihm so lange nachgestellt und ihm vor seinem Schlafgemach aufgelauert, bis es eben passiert sei. Es hätte überhaupt gar nichts zu bedeuten.
    Ich holte tief Luft und nahm mich so sehr zusammen, wie ich nur konnte. Mit belegter Stimme sagte ich, es hätte allerdings etwas zu bedeuten, denn es sei ein Kind da.
    Gottschalk zuckte die Schultern. Davon wisse er nun überhaupt nichts, und ob das Kind, das sie da in sein Haus
eingeschleppt hatte, wirklich seins sei, könne auch niemand wissen.
    Ich sah ihn schweigend an. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich betrachtete meinen Ehemann: blendend aussehend, kräftig, gut ernährt, teuer gekleidet - und ausgerechnet dieser Mann hatte sich ein billiges Vergnügen bei einem unerfahrenen kindlichen Mädchen verschafft, das sich ewige Seligkeit davon versprochen haben mochte, und hielt es für selbstverständlich, sie die Rechnung dafür bezahlen zu lassen.
    Es war wie damals mit Gudrun, der Amme unserer Drillinge: Gottschalk wies jede Verantwortung weit von sich. Das machte ihn so klein in meinen Augen, ja - ich muß es gestehen - ich verachtete ihn dafür. Dabei war Gudrun eine gestandene Frau gewesen, die sich zur Wehr setzen konnte, im Gegensatz zu Gunhild. Gottschalk hingegen hätte nun, da er älter und reifer war, endlich wie ein Mann reagieren können und nicht wie ein gekränkter, uneinsichtiger Knabe. Ich hatte große Lust, ihn anzuschreien, ihm meinen Groll darüber ins Gesicht zu schleudern, daß er sich ein Abenteuer gesucht hatte, während ich in Braunschweig saß und vor Angst um ihn fast verging. Aber ich sagte nichts Derartiges.
    Statt dessen sagte ich mit kalter Stimme, ein einziger Blick auf das Kind genüge, um den Erzeuger (das Wort Vater schien mir völlig unangebracht) zu erkennen. Dann fragte ich kühl, was denn nun seiner Meinung nach geschehen solle, ob er wolle, daß dieses Kind mitsamt seiner Mutter auf der Straße verkommen und verderben solle. Diese Frage trieb ihn auf der Stelle aus dem Zimmer. Im Hinausgehen

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