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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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zu Ende gegangen war, und wer hätte glauben können, daß die nun anbrechende Ära besser würde?
     
    Viel später hörten wir, wie Kaiser Friedrich gestorben war. Wir hatten natürlich zunächst vermutet, er sei gefallen; oder der Siebzigjährige sei den Strapazen der Pilgerfahrt nicht gewachsen gewesen und nach einer Erkrankung gestorben. Aber nein, so etwas Alltägliches kam für Friedrich Barbarossa nicht in Frage. Er hatte, genial wie immer, die größten Schwierigkeiten überwunden: mit der Wortbrüchigkeit des Kaisers von Byzanz war er auf diplomatischem Weg fertig geworden. Schwieriger war es schon mit den gebrochenen Versprechen des Sultans Kilidsch Arslan, desselben, der einst den Löwen als seinen Vetter begrüßt und an sein Herz gedrückt hatte und der Barbarossa ein ebenso herzliches Willkomm signalisiert hatte. Leider hatte er vergessen, seine Söhne zu fragen, ob sie diese Haltung unterstützen wollten. Das taten sie wahrhaftig nicht, sie peinigten das geschundene deutsche Heer. Und so kam es, daß die halbverhungerten Männer Barbarossas sich gezwungen sahen, des Sultans reiche und bestens befestigte Stadt Iconium anzugreifen. Gegen eine hoffnungslose Übermacht ritt der greise Kaiser mit flatterndem weißen Haar selbst an der Spitze der Kämpfer, die den Hunger, den Durst und die Strapazen der Wüstenglut überlebt hatten, mit solcher grimmigen Entschlossenheit gegen die Übermacht der Seldschuken an, daß ihm das Unglaubliche gelang und er sie in heillose Flucht
schlug. Nichts und niemand schien sich dem entschlossenen, erfahrenen und mutigen Kaiser entgegensetzen zu können. Nun war die Befreiung des Heiligen Grabes in nächste Nähe gerückt.
    Nur noch ein Gebirge versperrte dem christlichen Heer den Weg. Durch ein enges Tal strömte der eisige Saleph, von den Bergen kommend, dem Meer zu. Die einzige Straße führte immer wieder steil den Berg hinauf und wieder hinab. Für das Heer gab es zwar keine Ausweichmöglichkeit, vielleicht aber für einige Reiter? Der Kaiser wollte den Weg abkürzen über einen schmalen Pfad, der am Ufer des Stroms entlangführte. Mit wenigen Begleitern ritt er dem Heer davon und winkte noch einmal: »In Seleukia werde ich auf euch warten. Trödelt nicht herum«, rief er und entschwand.
    Leider stellte sich heraus, daß der Abkürzungspfad zahlreiche Hindernisse aufwies. Er war oft so schmal, daß die Pferde nur mit größter Mühe vorwärtsgetrieben werden konnten und die Ritter, auch der Kaiser, auf allen vieren kriechen und sich am Gebüsch festhalten mußten, und dies alles bei glühender Hitze. Die meisten bereuten sehr, diesen Pfad gewählt zu haben, nur der alte Kaiser lachte und verspottete die Nörgler. Dann war der Weg plötzlich zu Ende. Bei dem Gedanken, sich über diesen Weg noch einmal zurückzukämpfen, murrten alle, aber Friedrich zeigte auf die andere Seite des reißenden Wassers.
    » Nur Mut, da drüben geht der Weg weiter, und hier ist offensichtlich eine Furt. Wer wagt es, mir zu folgen?« Und er bestieg sein Pferd und trieb es in den Fluß. Das Wasser war tiefer als vermutet, aber Roß und Reiter erreichten schwimmend das andere Ufer. Fröhlich winkte der Kaiser seinen Begleitern zu. »Los, macht schon, ihr Memmen. Habt ihr Angst vor nassen Hosen? Ihr glaubt ja nicht, wie erfrischend das Wasser ist.«
    Da folgten sie ihm. Am anderen Ufer angelangt, rasteten
sie zunächst einmal, packten ihre Mundvorräte aus und nahmen einen Imbiß, um sich für den weiteren Weg zu stärken. Die Sonne schleuderte ihre Glut mit voller Kraft herab.
    »Ich bin schon wieder ganz naßgeschwitzt«, erklärte der Kaiser. »Ehe ich mich wieder auf den Weg mache, will ich noch einmal baden und mich erfrischen, das hat mir vorhin so gut getan.«
    Seine Begleiter warnten ihn, nach dem Essen zu baden sei gefährlich, und in dieser Hitze sowieso. Sein hohes Alter zu erwähnen wagten sie nicht, das hörte Friedrich nicht gern. Er wollte aber nichts von ihren Bedenken wissen und rannte, fröhlich lachend wie ein spielendes Kind, noch einmal in die eisigen Fluten. Er drehte sich um, winkte seinen Begleitern zu und rief: »Los, kommt schon, es ist herrlich frisch!«
    Da blieb sein Herz stehen. Staunend riß er die Augen auf, öffnete den Mund weit und warf die Arme empor. Im nächsten Augenblick riß ihn das kalte Wasser fort und trieb seinen Körper rasch davon.
    Verstört und entsetzt rannten ihm seine Begleiter nach. Sie mußten lange suchen, bis sie seine Leiche fanden.

    Die

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