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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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von Constantin gestiftete Messe für das Seelenheil unseres dahingeschiedenen Kaisers war sehr prächtig. Späte Sommerblumen und grüne Zweige schmückten den Dom, Weihrauchschwaden durchzogen das Gotteshaus, und die brokatenen Altartücher und Meßgewänder der Priester schimmerten geheimnisvoll. Wir knieten in der vordersten Reihe, so konnte ich deutlich die berühmten Kölner Borten erkennen. Du weißt nicht, was das ist? Ja, ich hätte dich nicht so lange Psalter im Kloster schreiben lassen, sondern dich öfters einmal zu meinen Stickerinnen mitnehmen sollen. Bitte geh zu der Truhe dort hinten und schau hinein. Ganz unten muß ein kleines Stück Seide liegen mit einer Borte
daran, bring mir das bitte einmal her. Siehst du, hier ist der Schußfaden, der ist aus Seide, und die Bindekette mit der schönen roten Farbe auch. Aber der Fondfaden, das ist dieser hier, der besteht aus einem stark gedrehten Leinengarn. Hier ist er weiß, er kann aber auch blau sein. Wenn du die Borte jetzt herumdrehst und die Rückseite betrachtest, dann siehst du, daß der Unterschuß aus Leinen und blau gefärbt ist. Und dieser wunderbar schimmernde Schußfaden ist ein Häutchengoldfaden, an dem erkennst du die Kölner Borten. Sie sind sehr kostbar, sehr gesucht und darum zu Recht auch sehr teuer. Ich habe ständig mehrere Stickerinnen im Brot und verdiene sehr gut daran. Freilich kümmert sich jetzt deine Schwester Blithildis darum, denn ich kann ja nicht mehr gut laufen.
     
    Als wir das Gotteshaus verließen, nahm mich Constantin am Arm.
    »So seltsam das ist: Für deinen Löwen ist es ein wahres Glück, daß der Kaiser ums Leben gekommen ist«, bemerkte er.
    Ich wunderte mich. »Das will ich meinen, er hatte schließlich nichts Gutes von seinem Vetter zu erwarten. Warum du das seltsam findest, ist mir allerdings ein Rätsel«, entgegnete ich.
    »Denk doch einmal ein bißchen weiter, kleine Base. Schließlich gibt es jetzt einen neuen Kaiser. Du glaubst doch wohl nicht, daß der Staufer Heinrich ruhig mit angesehen hat, wie der Löwe wie ein heimgekehrter Vater in seine früheren Ländereien einmarschiert ist? Nein, ich weiß aus sicherer Quelle, daß er bereits Truppen zusammengezogen hat, um den Welfen zu strafen. Aber nun hat er sich um zwei Dinge zu kümmern: Erstens will er die Kaiserkrönung, und zwar rasch. Zweitens: Mit dem kinderlosen Tod des Königs von Sizilien ist der höchst unwahrscheinliche Erbfall eingetreten,
und König Heinrich beansprucht Sizilien als Erbteil seiner Gemahlin. Nun haben die sizilischen Barone aber schleunigst einen neuen König gewählt. Ich weiß nur, daß er Tancred heißt und ein illegitimer Sproß des Hauses Hauteville ist. Illegitim, aber ein Mann; das, so meint er, berechtige ihn vor der Kaiserin Konstanze, die zwar ehelich geboren, aber eben eine Frau ist. Freiwillig wird Tancred also den Thron sicher nicht räumen; will Heinrich die Regierung dort im Namen seiner Gemahlin antreten, so muß er diesen Tancred erst einmal besiegen. Na, was schließt du daraus, Sophia?«
    »Daß er schleunigst ein Abkommen mit dem Löwen braucht, damit dieser nicht in seinem Rücken macht, was er will«, sagte ich prompt.
    »Bravo, Sophia. Und genau das ist bereits geschehen. Falls ich richtig informiert bin, hat der junge Kaiser nur zwei der Söhne des Löwen als Geiseln gefordert, ihm aber das, was er sich gerade erobert hat, nicht weiter bestritten. Wie ich Heinrich von Hohenstaufen einschätze, verschiebt er die Abrechnung mit dem Löwen nur auf später. Wie der Welfe die Situation sieht, kannst du dir sicher besser vorstellen als ich.«
    Ja, ich konnte es mir vorstellen. Aber etwas wollte ich noch wissen, schließlich kannte ich Mathildes Kinder fast so gut wie meine eigenen.
    »Welche Söhne mußten denn als Geiseln gestellt werden?«
    »Du willst es ganz genau wissen? Ich kenne mich bei den Welfenkindern nicht so gut aus, ich habe nur gehört, der älteste soll mit dem jungen Kaiser nach Italien ziehen und der zweite in Augsburg bleiben.«
    Aha, also Heinrich und Lothar. Ich erinnerte mich noch gut an den Tag, als der kleine Heinrich mir mit wichtiger Miene anvertraut hatte, er habe bereits eine Braut. Hoffentlich kommt er heil aus Italien zurück, dachte ich. Und
Lothar ist ja langsam daran gewöhnt, Geisel in kaiserlichem Gewahrsam zu sein.
    Wehmütig dachte ich an die herzogliche Familie, die ich so lange und so gut kannte und der ich mich so eng verbunden fühlte. Der Familienrat hatte für das

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