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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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merkte, daß ich mich auch schon angesteckt hatte. Ich wollte nicht sterben, da bin ich abgehauen, fort aus
dieser Fieberhölle. Ich ritt einen halben Tag, dann konnte ich nicht mehr. Ich hatte nichts zu essen dabei, und so lag ich zwei Tage an einem Bach und trank nur ab und zu einen Schluck Wasser. Ich dachte, ich müßte ganz allein dort verrecken; aber dann ging es mir besser. Ich hatte Hunger und fand wilde Himbeeren. Dann fing ich einen fetten Vogel und briet ihn mir, das gab mir die Kraft, weiterzureiten, denn mein Pferd war zum Glück ganz friedlich in meiner Nähe geblieben, während ich im Fieber lag.
    Ich dachte, wenn der Kaiser tot ist, gilt das Geiselgelübde nicht mehr, und ich kann endlich heim nach Braunschweig. Und da wollte ich meinen Bruder mitnehmen, über Augsburg zu reiten war ja kein großer Umweg. Ich freute mich so auf Lothar, aber als ich dort ankam, mußte ich mich lange nach seiner Unterkunft durchfragen. Schließlich erfuhr ich, daß man ihn bei einem sehr alten Priester untergebracht hatte. Dort klopfte ich lange an seiner Tür, bis endlich eine mürrische Haushälterin den Kopf herausstreckte. Ich fragte nach Lothar, und sie brachte mich, ohne ein Wort zu sagen, in die nahegelegene Kirche. Um diese Tageszeit war sie fast leer, nur der uralte Priester kniete betend vor einem Seitenaltar. Schließlich erhob er sich und schlurfte aus der Kirche. Als ich ihn nach Lothar fragte, führte er mich zum Friedhof und zeigte auf ein Grab. Er sagte, mein Bruder sei am 15. Oktober im vergangenen Jahr gestorben. Er habe des Morgens einfach tot in seiner Kammer gelegen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf den Weg nach Braunschweig zu machen.
    Vater, wie kann ein Junge von fünfzehn Jahren plötzlich tot im Bett liegen? Sicher hat der Kaiser ihn ermorden lassen.«
    Der Löwe dachte nach. Dann schüttelte er traurig den Kopf.
    »Nein, mein Sohn, das gibt keinen Sinn. Mit meinem
Sohn als Geisel will der Kaiser mich zwingen, nichts zu unternehmen, was ihm schadet, weil er ihn sonst töten kann. Ihn grundlos zu ermorden nützt dem Kaiser nichts, sondern nimmt ihm nur ein Druckmittel gegen mich. Außerdem ist Kaiser Heinrich ein harter Mann, aber dennoch ein Ritter und kein Lump. Lothar hatte noch nicht einmal seine Schwertleite, galt also noch als Kind. Wir müssen uns wohl damit abfinden, daß Gott unsern Lothar aus für uns unerfindlichen Gründen zu sich gerufen hat. Ich bin froh, Heinrich, daß deine Geschwister im Schutz ihrer Großmutter Alienor sind, dort sind sie in bester Obhut.«
    »Vater, ich habe hier noch etwas. Es ist eine Nachricht von Papst Coelestin an dich. Erzbischof Philipp von Köln gab sie mir, ehe er starb.«
    Und er zog eine versiegelte Rolle aus seinem Wams.
    Heinrich brach das Siegel und zog ein Pergament hervor. Er las; dann ging er zum Tisch, wo eine Kerze brannte, und las noch einmal. Danach schaute er zu Heinrich und mir herüber, als könne er es nicht glauben.
    »Wollt ihr wissen, was der Papst mir schreibt? Hier steht, daß kein Kirchenfürst über mich oder ein Mitglied meiner Familie den Bann aussprechen darf - außer dem Papst selbst natürlich. Eine höchst eigenartige und ganz sicher einzigartige Nachricht, die mir Coelestin da zukommen läßt. Da ich nicht davon ausgehe, daß er dies aus inniger Liebe zu mir tut, muß ich es als Ermunterung, ja als Aufforderung zum Kampf gegen den Kaiser sehen.«
    Er erhob sich voller Erregung und ging ein paar Schritte auf und ab.
    »Bist du sicher, daß Kaiser Heinrich tot ist?« fragte er.
    Heinrich zuckte mit den Schultern.
    »Er war schwer krank, als ich mich aus dem Staub machte. Ich hätte keinen Pfifferling dafür gegeben, daß er die nächsten Tage überleben könnte.«

    Der Herzog ballte die Fäuste.
    »Wenn es so ist: Seine Ehe ist ja kinderlos. Es leben noch drei seiner Brüder, die sind alle kaum älter als du. Warum sollst dann nicht du der nächste König werden, Heinrich?«
    Heinrich schreckte zurück.
    »Warum nicht du, Vater?«
    Der Löwe winkte ab.
    »Die Zeit, da ich selbst nach der Krone gegriffen hätte, ist lange vorbei. Mein Großvater Lothar war fünfzig Jahre alt, als er König wurde, und ich bin jetzt schon so alt wie er bei seinem Tod. Ich brauche auch keine Königskrone mehr, jetzt, wo Mathilde nicht mehr da ist. Aber du, ihr ältester Sohn, als König: Das hätte sie gefreut.
    Ich kann mir eine Opposition gegen die Staufer gut vorstellen: Die Könige von Sizilien und Böhmen, der Papst, ganz zu

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