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Macabros 001: Der Monster-Macher

Macabros 001: Der Monster-Macher

Titel: Macabros 001: Der Monster-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Man führte ihn schweigend in den abgedunkelten Raum. Armand
Feraud kniff unwillkürlich die Augen zusammen, als würde er
dadurch mehr erkennen, doch das war ein Irrtum. Er nahm lediglich die
schemenhaften Umrisse eines kräftigen Mannes wahr, der leise
atmend im tiefen Sessel saß.
    Die Vorhänge waren vorgezogen. Von der Straße her fiel
schwacher Lichtschein durch das Gewebe der Vorhänge. Das Treffen
fand im Tokioer Stadtteil Taito-Ku in der Nähe der Asakusa
Komagata statt.
    Der unbekannte Gastgeber forderte mit einer stillen Geste seinen
Besucher auf, sich ihm gegenüberzusetzen. Feraud sah das dunkle
Gesicht in Reichweite vor sich.
    Warum gab dieser Mann sich nicht zu erkennen? Was hatte er zu
verbergen? Der fremde Gastgeber wartete ab, bis die beiden jungen
Japaner, die den Franzosen gebracht hatten, den Raum verließen.
Lautlos klappte die Tür ins Schloß.
    »Sie sind einer der größten Hellseher in der
Welt«, sagte der Mann im Dunkeln, der Sprache nach auch er ein
Japaner. Feraud hatte keinen Augenblick daran gezweifelt. Vielleicht
ein hohes Regierungsmitglied, vielleicht ein populärer
Wirtschaftsboß oder ein Religionsführer. Menschen aller
Schichten kamen mit ihm, dem Hellseher, zusammen. Er beriet
Politiker, die seinen Rat suchten, ebenso wie Schauspieler,
Fürsten und Prinzessinnen. Auch sie gehörten zu seinem
Kundenstamm.
    »Zumindest steht das auf Ihrer Visitenkarte, Monsieur
Feraud«, fuhr der Unbekannte fort. Er sprach ein holpriges,
ungeschliffenes Französisch. Seine Stimme klang etwas hoch.
»Ich habe von Ihrer Ankunft und Ihrer Tätigkeit in Tokio
vor drei Tagen erfahren. Leider war es nicht möglich, dieses
Treffen eher zustande zu bringen.«
    Armand Feraud nickte. »Meine Termine sind immer dicht
gestaffelt, mein Herr…« Der Franzose zögerte einen
Augenblick in der Hoffnung, daß sein Gegenüber ihm seinen
Namen nannte.
    Doch nichts dergleichen geschah.
    Feraud fuhr fort: »Viele Menschen kommen zu mir – oder
ich gehe zu ihnen –, weil sie meinen Rat brauchen.« Er
zählte prominente Namen auf.
    Mit einer Handbewegung winkte sein unbekannter Gastgeber ab.
»Das alles ist mir bekannt. Deshalb habe ich Sie zu mir kommen
lassen.«
    »Es ist nicht üblich, daß mein Mandant sich mir
nicht vorstellt, daß ich nicht weiß, mit wem ich es zu
tun habe«, sagte Feraud leise. »Wovor fürchten Sie
sich? Andere, hohe Persönlichkeiten…«
    »Davon wollen wir nicht sprechen. Wir wollen von mir
reden«, fiel der Unbekannte ihm ins Wort. »Ich habe
gelesen, daß Sie nur das Fluidum eines Menschen brauchen, um
etwas über ihn und sein Schicksal auszusagen. Das stimmt doch,
nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wenn Ihnen bestimmte Fragen gestellt werden, dann erfolgt
intuitiv die Antwort und Sie sind in der Lage, die Vision zu
schildern, die Sie im Moment haben.«
    »Ja.«
    »Dann spielt also mein Gesicht keine Rolle. Ich sitze vor
Ihnen, Sie hören meine Stimme, Sie empfangen das Fluidum meines
Körpers. Mehr brauchen Sie nicht. Ich will Ihre Zeit nicht
über Gebühr in Anspruch nehmen. Ich habe nur eine einzige
Frage an Sie.«
    Armand Feraud blickte überrascht in die Höhe. Auf seiner
hohen Stirn bildete sich eine steile Falte. »Eine einzige Frage?
Und dafür zahlen Sie mir ein so hohes Honorar?«
    Der Betrag war im voraus von einem der beiden Japaner entrichtet
worden, die ihn abgeholt hatten.
    »Werten Sie dies als ein Zeichen meiner Hochachtung und
Großzügigkeit«, lautete die holprige Antwort des
fremden Japaners.
    »Reichen Sie mir bitte Ihre linke Hand herüber«,
verlangte Armand Feraud mit gedämpfter Stimme.
    Der Fremde tat, wie ihm geheißen. Es war eine schmale, aber
kräftige Hand mit langen, nervigen Fingern, wie sie nur selten
ein Japaner hatte und die irgendwie im Kontrast zu dem schweren,
untersetzten Körper standen, der sich schemenhaft vor ihm in der
Finsternis abzeichnete. Es waren Finger, die am ehesten zu einem
Künstler oder einem Chirurgen paßten.
    »Stellen Sie mir Ihre Frage«, fuhr Feraud fort. Er
schloß die Augen konzentrierte sich auf das Fluidum des
Fragenden und drückte leicht die Hand des Japaners. Der Franzose
fühlte die Wärme des pulsierenden Blutes.
    »Wie werde ich sterben?« Die Frage kam wie aus der
Pistole geschossen.
    Schon die Fragestellung war ungewöhnlich. Viele Menschen
kamen zu Feraud und fragten ihn nach der Stunde ihres Todes. Obwohl
er bei einigen Fragestellern schlagartig eine genaue Vision hatte,
umschrieb er seine Vorstellungen geschickt,

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