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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Oberschenkel brach. Es tat höllisch weh. Zum Glück war ein Kloster nicht allzuweit entfernt, und meine Männer schafften mich dorthin, aber frag mich nicht, wie. Sie schlugen Äste von den Bäumen und machten eine Art Schlitten daraus, opferten ihre Mäntel, um wenigstens ein kleines Polster für mich zu schaffen, und zogen mich selbst, weil ich die Erschütterung beim Ziehen durch ein Pferd wohl nicht überlebt hätte.
    Seit frühesten Kindertagen habe ich im Sattel gesessen. Ich galt als einer der brillantesten Reiter meiner Zeit. Niemals zuvor bin ich vom Pferd gefallen, und nun gleich das!
    Einige meiner Gefolgsleute ritten zum Kaiser, um ihn über meinen Unfall zu informieren. Er äußerte mit bösem Lächeln die Vermutung, dies sei wohl wieder eine meiner Finten, um den Friedensschluß zu vermeiden. Schließlich verlor der Stederburger Propst die Fassung und rief laut aus, ich läge erheblich verletzt und unter schrecklichen
Schmerzen im Kloster Walkenried, davon möge der Kaiser sich selbst überzeugen, wenn er es nicht glauben wolle. Da runzelte der Staufer mißmutig die Stirn und verschob das Treffen auf den Monat März.
     
    Und so kam es. Ich konnte, wenn auch mühsam hinkend, wieder laufen. Du hättest sehen sollen, Sophia, was für eine Zeremonie der Kaiser daraus machte! Viele Umarmungen und Beteuerungen, liebwerter Onkel hier und da. Nun ja, aber er hielt immerhin sein Wort und belehnte meinen Sohn mit der rheinischen Pfalzgrafschaft. Dafür hielt ich auch die falschen Küsse des Kaisers aus. Was tut man nicht alles für seine Kinder? Zumal er meine Söhne Otto und Wilhelm noch immer als Geiseln festhält.
     
    Mein Sohn mußte sich, zum Dank für das kaiserliche Entgegenkommen, dazu verpflichten, mit auf dessen Kriegszug zur Eroberung Siziliens zu gehen. Das war nicht allzu gefährlich, denn König Tancred war im Januar gestorben, kurz nach seinem ältesten Sohn und Thronerben Roger. Was meinst du, wie der Kaiser dort Ordnung geschaffen hat! Er zwang die Witwe des Königs, ins Kloster zu gehen. Ihren kleinen Sohn Wilhelm, ein Kind von nicht einmal zehn Jahren, der jetzt die sizilische Krone trug, traf es weit schlimmer. Der Kaiser ließ ihn blenden und entmannen und dann in den Kerker stecken. Nicht einmal die Toten waren sicher vor ihm: Er ließ die verwesten Leichen von Tancred und seinem Sohn Roger aus dem Grab zerren und enthaupten. Du schüttelst den Kopf und willst es nicht glauben, Sophia? Ich weiß es aber aus erster Hand. Mein Sohn Heinrich war nach diesem Italienzug kurz bei mir, ehe seine Pflichten ihn wieder nach Burg Stahleck riefen, so sagte er. Ich denke, es war eher die Sehnsucht nach seiner jungen Frau, die mir die Dauer seiner Gesellschaft verkürzte.

    Und nun bin ich hier, in meinem geliebten Braunschweig, allein. Wenn meine Kräfte es zulassen, besuche ich meine Mathilde; es sind ja nur ein paar Schritte bis zu ihrem Grab. Es sind auch nur noch ein paar Schritte zu meinem eigenen Grab. Das ist schon in Ordnung. Schau, Sophia: Habe ich nicht viel mehr erlebt als die meisten anderen Menschen? Und so vieles hat Gott mir geschenkt: Zwei Herzogtümer, zwei Ehefrauen, von denen ich Mathilde bis zu meinem letzten Atemzug lieben werde, gesunde, prächtige Kinder, die meine Freude und mein Stolz sind.
    Freilich, davon wurde mir auch vieles wieder genommen: Mein Weib, vier meiner Kinder, meine Länder und nun zum Schluß auch die Gesundheit. Aber ich will mich nicht beklagen. Wenn es dir nicht zu mühsam ist, Sophia, einen alten Mann beim Gehen zu stützen, dann könnten wir vielleicht in den Dom gehen und unsere Mathilde besuchen.«
    Wir taten es. Auf Mathildes Ruhestätte war inzwischen ihr Abbild angebracht. Wir sprachen gemeinsam ein Gebet für sie. Ein gleißender Lichtstrahl fiel durch ein Fenster, es tanzten Stäubchen darin. Draußen glühte ein heißer Julitag, aber im Dom war es angenehm kühl.
     
    Dann ging Heinrich, mühsam hinkend, mit mir zum Steinmetzen, der seine Werkstatt unmittelbar neben dem Dom betrieb. Dort zeigte er mir das Abbild für sein eigenes Grab. Er fand es tröstlich, aber für mich war es sehr traurig. Mich trennten eben mehr als zwanzig Jahre vom Löwen, ich konnte mich mit dem Tod noch keineswegs abfinden so wie er. Freilich, alle seine Töchter waren im Ausland verheiratet, die drei Söhne fern von ihm. Seine Getreuen waren alle tot, bis auf Jordan von Blankenburg, der damals Barbarossas Krone vom Boden aufhob. Selbst Heinrichs alter Onkel Welf war

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