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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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auf, um Engilradis’ Becher neu zu füllen, da fiel mein Blick auf Theoderich. Er bemerkte gar nicht, daß er mit seiner Feder gerade einen gewaltigen Tintenklecks in sein Buch machte. Sein Auge war wie gebannt auf Gertrudis gerichtet, und ich war inzwischen erfahren genug, um diesen Blick sofort zu deuten. Gertrudis bemerkte es nicht, und auch Engilradis sah nur zu dem Kind hin. Ich hatte inzwischen den Becher überlaufen lassen, und als ich den vergossenen Tee weggewischt hatte, beugte sich Theoderichs Kopf wieder über seine Arbeit.
    Ich behielt ihn unauffällig im Auge, aber an diesem Tag fiel mir nichts Weiteres auf.

    Meine Neugierde war nun geweckt; bei den nächsten Familientreffen achtete ich auf die beiden. Bei Gertrudis bemerkte ich nie etwas, aber ich stellte des öfteren fest, daß Theoderich seinen Blick immer wieder auf sie richtete, wenn er meinte, niemand sähe es. Das ging so den ganzen Winter hindurch, und ich war sehr gespannt, was sich da wohl anbahnte.
    Im Grunde war Theoderich mit uns gar nicht blutsverwandt. Constantins erste Frau war eine Witwe gewesen und hatte ihn und seinen Bruder Heinrich mit in die Ehe gebracht. Constantin war nur zehn Jahre älter als seine Stiefsöhne, wurde diesen aber ein so wundervoller Vater, daß sie mit großer Liebe an ihm hingen und auch nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei ihm blieben - gegen den Willen ihres Großvaters, des mächtigen Gerard Unmaze. Gertrudis als Constantins Schwester war daher so etwas wie eine Tante für Theoderich, wenn sie auch nur etwa sechs Jahre älter war als dieser.

    Es ergab sich endlich eine passende Gelegenheit, Theoderich darauf anzusprechen, als er einen großen Posten Gewürze sehr günstig erworben hatte und zu uns ins Haus kam, um Gottschalk einen Teil davon anzubieten. Außerdem wollte er ein paar Rollen Tuch von uns in Kommission auf seine nächste Fahrt mitnehmen. Mein Mann war ausgegangen, aber ich schützte vor, er käme sicher bald zurück, und bat Theoderich ein paar Erfrischungen an, während ich ihm die Tuchballen in Gottschalks Lager zeigte. Mein kleiner Gerhard kam herein, und der sehr kinderliebe Theoderich spielte mit ihm. Als er eine freundliche Bemerkung über den Kleinen machte, nutzte ich die Gelegenheit.
    »Vielleicht hast du ja selbst bald solch einen kleinen Spielkameraden«, bemerkte ich. Theoderich sah mich verständnislos an.
    »Hattest du nicht vor, endlich zu heiraten?« sagte ich und steckte Gerhard ein Stückchen Kuchen in den Mund.
    »Laß gut sein, Sophia«, sagte Theoderich gutmütig. »Dieses Lied singt Constantin seit Jahren, und ich sage ihm ebensolange, daß ich nicht heiraten will.«
    »Das war bisher«, meinte ich beiläufig. »Aber ist es nicht so, daß du endlich die Richtige gefunden hast?«
    Theoderich wurde blaß. »Wieso sagst du das, Sophia?«
    »Ich dachte nur so«, antwortete ich beiläufig und entfernte Gerhards schmutzige Fingerchen von einem Ballen Wollstoff, »weil ich bemerkt habe, daß du Gertrudis so oft anschaust.«
    Theoderich sagte nichts, und ich bohrte nach.
    »Verrate es mir doch, Theoderich. Hast du dich in Gertrudis verliebt?«
    Theoderich seufzte. »Sophia, du bist lästig. Was fällt dir ein, mir eine solche Frage zu stellen?«
    Ich rückte näher zu ihm. »Vielleicht könnte ich dir helfen? Wie findest du sie?«

    »Sie ist eine großartige Frau. Ich kenne sie seit vielen Jahren und habe es nicht bemerkt. Aber jetzt, wo ich sie täglich sehe … Ich weiß nicht, was das ist, Sophia, aber ich bin voller Unruhe und kann die Augen nicht von ihr lassen. Wie sie sich bewegt, wie sie abends von den armen Leuten erzählt, um die sie sich gekümmert hat, wie sie bei Tisch die Suppe austeilt - alles kommt mir plötzlich so ganz besonders vor.«
    »Du hast dich verliebt«, rief ich triumphierend. »Ich dachte es mir doch. Und erwidert sie deine Gefühle?«
    »Wo denkst du hin«, wehrte Theoderich bitter ab. »Sie bemerkt mich ja nicht einmal. Ihre Gedanken sind bei ihrem toten Sohn und vermutlich auch bei ihrem toten Mann. Zu mir ist sie so freundlich wie zu meinem Bruder, zum Gehilfen, zum Knecht und zur Küchenmagd.«
    Ich rollte einen Ballen von blaugefärbtem Leinen auf und hielt das Ende ans Fenster, damit Theoderich die Qualität besser begutachten konnte.
    »Davon haben wir noch vier weitere Ballen, jeder in einer anderen Farbe. Theoderich, wenn du darauf warten willst, daß Gertrudis dich eines Tages bemerkt, dann kann das lange dauern. Ich weiß nicht, ob du

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