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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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kostbares hatte ich noch nie gesehen. Mathilde schlug es auf und suchte zwischen den wundervoll ausgearbeiteten Bildern. Dann hatte sie es gefunden: Eine Miniatur zeigte den Herzog und seine Gemahlin im Augenblick der Krönung; der Maler hatte beide sehr ähnlich getroffen. Heinrich mit seinen funkelnden dunklen Augen und seine zarte, schlanke Gemahlin, und er hatte sich auch nicht gescheut, Mathilde ein gutes Stück größer zu malen als den Herzog - was ja auch der Wahrheit entsprach.
    »Sieh genau hin!« befahl mir Mathilde. Und da sah ich es: die beiden erhielten ihre Kronen von zwei Händen, die aus den Wolken ragten, über denen Gott thronte.
    »Eure Würde kommt also von Gott? Nicht vom Kaiser?« fragte ich.
    Mathilde blickte auf ihre Hand und drehte an ihrem kostbaren Ehering. »Ich muß den Ring beiseite legen, meine Hände sind geschwollen«, murmelte sie. »Der Kaiser von Byzanz und der König von Sizilien erklären auch, daß sie ihre Würde unmittelbar von Gott erhalten haben.«
    Ja, wenn Herzog Heinrich das so sah, dann war es nicht weiter erstaunlich, wenn er sich schwertat, sich seinem Vetter
Friedrich unterzuordnen. Und weiter brauchte man sich dann auch nicht allzusehr zu wundern, daß Kaiser Friedrich damit Probleme hatte …

    Ich ging täglich mit Mathilde spazieren. Sie zeigte mir, wie Herzog Heinrich am Ufer der Oker ein Sumpfgebiet von Flamen trockenlegen ließ, die diese Kunst in ihrer Heimat gelernt hatten. Dabei waren sie eigentlich Tuchmacher, und sie sollten später die ersten Bewohner des neugewonnenen Gebiets sein und wichtige Privilegien für ihren Handel erhalten. Ich spitzte die Ohren und merkte es mir. Wir mußten in den folgenden Jahren auf andere Waren ausweichen, vielleicht Rheinwein? Ich nahm an, daß so weit im Norden kein Wein angebaut wurde - und wenn doch, dann war er sicher entsetzlich sauer.

    Der Frühling überschwemmte Stadt und Burg mit einer Sonnenflut. Wir wollten gerade ausgehen, als Mathilde kurz hinter der Burg wieder umkehrte. Es war soweit, sie begab sich ins Gebärzimmer, wo die Hebamme seit einigen Tagen einquartiert war. Zum Glück war der Herzog vor zwei Tagen heimgekommen. Er steckte alle fünf Minuten den Kopf zur Tür herein und fragte, ob er nicht doch seinen Arzt schicken solle, aber Mathilde lachte ihn nur aus. Sie fühlte sich in der Obhut der Hebamme und mit meinem Beistand sicher und wohl und bedeutete ihrem Löwen, er möge ausreiten oder regieren oder sonst etwas tun, aber sie nicht bei ihrer wichtigen Aufgabe stören.

    Es war eine rasche und leichte Geburt. Mathilde klammerte sich ganz fest an meine Hand, so daß mein Ehering eine tiefe Furche schnitt, und preßte mit aller Kraft ihr Kindchen ins Leben hinein. Ich nahm es und hob es hoch. Es war ein großes, kräftiges Kind, mit einem dichten schwarzen Schopf -
und es war ganz eindeutig ein Knabe. Ohne es zu waschen, hüllte ich ein großes weiches Tuch um das Neugeborene und legte es in den Arm der glückstrahlenden Mutter, dann eilte ich zur Tür. Wie ich vermutet hatte, Herr Heinrich war weder ausgeritten, noch regierte er. Er saß da mit zerwühltem Haar und dem gequälten Blick, den Väter nun einmal haben, wenn sie hilflos darauf warten, daß ihre Frauen die harte und oftmals gefährliche Arbeit des Gebärens vollbringen. Ich winkte ihm, und er stürmte an mir vorbei. Dann zog ich die Hebamme zu mir in die Ecke, damit die glücklichen Eltern ganz ungestört ihr kleines Wunder in dieser Welt begrüßen konnten.

    Als der kleine Prinz, der natürlich den Namen Heinrich erhielt, eine Woche alt war, kam der Herzog herein, setzte sich eng neben seine Frau und sah ihr zu, wie sie das Kind stillte. Die kleine Richenza und ich spielten mit der Puppe, die ich ihr genäht hatte. Heinrich sah seinen Sohn an, als könne er sich nicht an ihm sattsehen. Als der Kleine fertig getrunken hatte, nahm sein Vater ihn in die Arme und klopfte sanft und sachverständig seinen Rücken, bis ein gewaltiges Bäuerchen erscholl.
    Da fiel Mathilde etwas ein. »Du hast mir noch gar nichts über dein Zusammentreffen mit dem Kaiser berichtet«, fragte sie.
    Heinrich schwieg und streichelte das kleine Händchen seines Sohnes.
    »Es gibt auch nichts zu berichten«, meinte er dann kurz. »Friedrich war kühl, wenn auch verbindlich, und wich mir aus, wenn ich über Politik mit ihm reden wollte.«
    Seine Frau zog die Augenbrauen hoch. »Das ist ja ganz neu. Wie das?«
    Heinrich legte sanft das Kind in die Wiege und deckte es

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