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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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immer lachend, mit der Breitseite des Schwertes auf meinen Kopf. Ich sah seinen großen lachenden Mund zwischen dem dichten schwarzen Bart, dann wurde alles um mich dunkel.
    Ich muß wohl lange bewußtlos gewesen sein, denn als ich zu mir kam, dämmerte es bereits. Das erste, was ich sah, war Gottschalks grimmiges Gesicht, und ich seufzte nur: »Der heiligen Mutter Gottes sei Dank!« und fiel abermals in Ohnmacht. Aus dieser holte mich mein Mann aber rasch heraus, indem er mir kurzerhand kaltes Wasser aus seiner Lederflasche über den Kopf goß. Ich schlug die Augen wieder auf und fand mich in Gottschalks Schoß. Seine Miene hatte ich wohl beim ersten Mal mißdeutet, sie schien mir jetzt höchst besorgt.
    Das nächste Mal überläßt du das Kämpfen gefälligst mir«, brummte er. »Aber ein tapferes Mädchen bist du schon, das muß man sagen.«
    Jetzt merkte ich, daß mein Kopf entsetzlich weh tat. Langsam, denn meine Augen schmerzten auch, blickte ich mich um. Ich sah nur Lutwin und Gereon, wie sie das ramponierte Geschirr der Pferde und eins der Räder flickten, die Reiter waren fort.
    »Wo sind die Räuber?« flüsterte ich.
    »Es waren keine Räuber«, sagte Gottschalk, und jetzt schaute er wieder eindeutig grimmig drein. »Es waren Kölner, die uns fast getötet hätten.«
    Ich begriff nicht.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, hat unser Erzbischof sich entschlossen, den Herzog von Sachsen in seinem eigenen Gebiet zu überfallen. Hätte ich geahnt, daß dafür seine Rüstungen bestimmt waren, wären wir nie auf diese Fahrt gegangen. Seine Soldaten ziehen raubend, mordend und sengend durch Westfalen, und wir sind einem
Trupp unserer eigenen Landsleute in die Hände gefallen und können von Glück sagen, daß wir noch leben.«
    Matt sah ich zum anderen Wagen hin. Aber da waren nur Lutwin und Gereon.
    »Bis auf Bert«, flüsterte ich tonlos.
    »Ja, bis auf Bert, Gott sei seiner armen Seele gnädig«, bestätigte Gottschalk finster. Er wies zur Seite, und nun sah ich das frische Grab. Ich fing an zu weinen.
    Um mich drehte sich alles. Ich verstand nicht, was Gottschalk mir da berichtete, und ich wollte es auch gar nicht verstehen. Eine heftige Welle von Übelkeit ergriff mich, und er konnte mich gerade noch aufrichten und zur Seite drehen, als ich mich übergeben mußte. Ich schämte mich sehr und weinte heftiger.
    »Nun, nun, mein Mädchen«, brummte Gottschalk und strich mir tröstend die Haare wieder unter die Jungenkappe, »jetzt heul mal nicht. Alles wird gut. Kannst du mir sagen, wie du dich fühlst?«
    »Wunderbar«, sagte ich erbittert.
    »Ich habe deinen Kopf befühlt, als du noch ohnmächtig warst«, sagte Gottschalk und streichelte meine Hand. »Mir scheint nicht, daß dein Schädel gebrochen ist.«
    »Das beruhigt mich ja sehr«, bemerkte ich zornig.
    »Aber du wirst eine riesige Beule bekommen. Du solltest eigentlich ein paar Tage ganz ruhig im Bett liegen, nur weiß ich nicht, wie ich dir jetzt eins verschaffen kann. Die Frage ist: Kehren wir um oder reisen wir weiter?«
    Ich konnte noch nicht klar denken. »Ist es weiter nach Dortmund zurück oder nach Braunschweig?« fragte ich matt.
    »Nach Dortmund. Nach Braunschweig sind es noch wenige Tage, wenn wir langsam reisen.«
    »Also nach Braunschweig. Und zwar so schnell wie möglich«, befand ich.

    Gottschalk dachte nach, dann wandte er sich zu Lutwin und Gereon.
    »Wie weit seid ihr?«
    »Gleich fertig.«
    »Gut, wir fahren noch bis zur Dunkelheit.«
    Dann schob er die Ladung zurecht, bis sich eine Lücke auftat, hob mich vom Boden auf und legte mich sanft hinein. Er legte mir fürsorglich einen Tuchballen so unter den Kopf, daß ich möglichst wenig vom Rütteln des Wagens spüren sollte, deckte mich sorgsam zu, trat noch einmal zu dem Grab und sprach ein Gebet für den Toten. Dann schwang er sich auf den Kutschbock, und wir setzten die Reise fort.
    Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Qual diese Fahrt für mich war. Es hämmerte in meinem Kopf, und jeder Stoß tat entsetzlich weh. Ich biß die Zähne zusammen und gab keinen Laut von mir, nur wenn mir wieder übel wurde, stieß ich einen ächzenden Ruf aus, und Gottschalk hielt an und hob meinen Kopf über den Wagenrand.
    Wir fuhren weiter, bis es finster war, und machten halt auf einer Waldlichtung. Die Männer teilten die Wachen ein und legten sich schlafen. Ein Feuer machten sie lieber nicht. Trotz des pochenden Kopfschmerzes schlief ich bald ein und erwachte erst, als Gereon die

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