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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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fiel ein, daß ich ja noch wie ein Junge aussah, ich zog die Kappe ab und schlang mir ein Tuch um den Kopf. Da grinste der Wächter. »Ach, jetzt erkenne ich Euch, die Freundin aus Köln, mit der unsere Frau Herzogin so gern in der Stadt herumwandert«, stellte er fest.
    Er rief den Hauptmann der Wachhabenden herbei, und bald darauf öffneten sich ächzend die schweren Torflügel, und wir durften passieren. Wir sahen, daß ein Bote zur Burg lief, während wir die Wagen zu dem Gasthof lenkten, wo unsere Männer immer einkehrten. Dort ging gerade eine Hochzeitsfeier zu Ende, und die Hinterlassenschaften der Feiernden machten die Herberge nicht gerade anziehend. Darum trödelte ich herum, statt mich gleich zu Bett zu legen, und meine heimliche Hoffnung ging in Erfüllung: Nach kurzer Zeit hetzte der Kämmerer von Herzogin Mathilde selbst herbei und holte mich in die Burg.
    Mathilde erschrak sehr, als sie mich sah. Ich muß auch furchtbar ausgesehen haben, die Augen dick verschwollen von den heftigen Kopfschmerzen der vergangenen Tage, blaß und elend. Im Handumdrehen sah ich mich ins Bett verfrachtet, und Mathilde ließ ihren Leibarzt holen. Der schüttelte bedenklich den Kopf, nachdem er mich untersucht hatte, und ordnete strikte Bettruhe für mindestens eine Woche an.
    »Ihr hättet sofort ganz ruhig liegen sollen«, sagte er
vorwurfsvoll. »Nun wird es lange dauern, bis Ihr wiederhergestellt seid. Es könnten lebenslange Kopfschmerzen zurückbleiben, wenn Ihr meinen Rat nicht befolgt.«

    Ich schwieg. Was hätte ich sagen sollen? Absolute Ruhe ist schwer einzuhalten, wenn man auf der Flucht ist.
    »Morgen erzählst du mir, was dir da widerfahren ist. Jetzt schlaf erst einmal, solange du willst«, sagte Mathilde, stopfte die Decke um mich herum fest, legte mir noch einen feuchten Lappen auf die Stirn und küßte mich liebevoll. Ich glaube, sie war noch gar nicht aus dem Zimmer, da schlief ich schon fest.

Sept. 1179
    M ir ging es schlecht wie nie zuvor in meinem Leben. Der Kopf schmerzte mich ständig, mir wurde häufig so übel, daß ich mich erbrechen mußte. Gottschalk kam täglich, um nach mir zu sehen, aber es gab nichts, was er für mich tun konnte, und so überließ er mich der liebevollen Pflege von Mathilde und ihrer Kammerfrau. Im Anfang schickte Mathilde auch täglich ihren Arzt zu mir, aber das verbat ich mir, weil er mich unbedingt zur Ader lassen wollte, dabei war ich auch so schon sehr schwach.
    Ich war sehr gerührt, daß Mathilde sich soviel Mühe mit mir machte, obwohl sie ohne mich wahrhaftig schon genug Sorgen hatte.
    Im übrigen war ich nicht gewohnt, den ganzen Tag still im Bett zu liegen, und trotz meiner Kopfschmerzen wurde mir die Zeit lang. Ich bat darum Mathilde, ihre Kinder zu mir zu schicken, damit ich ihnen beim Spielen zusehen konnte.
    »Aber Sophia«, sagte Mathilde entgeistert, »dir wurde
doch strengste Bettruhe verordnet! Ich kann dir versprechen, daß du die nicht findest, wenn meine Kinder bei dir herumtoben.«
    Aber ich bat sie dringend, und so kam sie mit der ganzen Kinderschar: Die kleine Richenza war nun schon sieben Jahre alt, ein kluges, stilles Kind, das gern lernte und schon recht gut lesen konnte. Lothar und Otto kamen auf ihren Steckenpferden und ritten damit durch den Raum.
    Der sechsjährige Heinrich, den ich besonders liebte, weil ich bei seiner Geburt hatte mithelfen dürfen, schwang ein Holzschwert und kämpfte mit einem unsichtbaren Gegner. Als es ihm zu langweilig wurde, setzte er sich auf den Rand meines Bettes und lachte mich an.
    »Weißt du schon, Sophia, daß ich eine Braut habe?«
    »Nein!« Ich schlug die Hände zusammen. »Eine Braut? Das ist aber eine große Neuigkeit. Wie heißt sie denn?«
    »Sie heißt Agnes. Sie ist noch klein. So klein wie mein Bruder Lothar«, erklärte Heinrich. Sein Blick fiel auf die Schale Äpfel, welche die Kammerfrau griffbereit für mich aufgestellt hatte.
    »Darf ich mir einen nehmen?« fragte Heinrich höflich. Ich konnte nicht anders, ich mußte ihm über seinen widerspenstigen Blondschopf streicheln.
    »Natürlich, greif nur zu. Und gib deinen Geschwistern auch jedem einen.«
    »Dann ist aber keiner mehr für dich übrig«, bemerkte er.
    »Das zeigt nur, daß du richtig zählen kannst. Weißt du auch, wer die Eltern deiner Braut Agnes sind?«
    »Aber Sophia, natürlich weiß ich das. Ihr Vater heißt Konrad und ist Pfalzgraf, und ihre Mutter - zu dumm, jetzt habe ich vergessen, wie ihre Mutter heißt. Aber sie ist sehr

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