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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Pferde wieder anschirrte. Es fiel mir nicht weiter auf, daß es keinen Frühimbiß gab, denn ich hätte vor Übelkeit sowieso nicht essen können. Gottschalk half mir aus dem Wagen und befahl Lutwin und Gereon zartfühlend auf eine Seite der Wagen, damit ich mir ungesehen auf der anderen Seite die Blase erleichtern konnte. Dann ging es weiter. Ich fühlte mich noch immer höchst elend, und der Kopf schmerzte sehr. Wir machten nur ganz kurz Rast an einem Bach, um die Pferde zu füttern und zu tränken, und die Männer aßen ein paar Bissen von den Vorräten, ohne sich mit Kochen aufzuhalten. Das frische Wasser tat uns gut.

    Dann setzten wir die Fahrt fort und fuhren erneut bis zur Dunkelheit. Wir hatten Glück und stießen auf einen Marktflecken mit einem Gasthaus. Die Wirtin machte mehr Aufhebens um mich, als mir lieb war; ich bekam eine Hühnersuppe, von der ich ein paar Löffel aß und auch bei mir behielt, und durfte dann eine Nacht in einem weichen Bett schlafen.
    Die Leute dort hatten noch nicht erfahren, daß feindliche Truppen ihr Land durchstreiften, und es wurden sofort Boten zum Herzog und in die nächsten Städte gesandt. Gottschalk wollte mir ein paar Tage der Ruhe gönnen, aber nun war es nur noch eine Tagesfahrt bis Braunschweig, und ich sehnte mich nach sicheren Mauern.

    Inzwischen hatte ich auch von Lutwin erfahren, was geschehen war, während ich nicht bei Bewußtsein war. Ich hatte ja noch als letztes gesehen, wie meinem Mann der Helm vom Kopf gestoßen wurde. Gottschalk wandte sich um und nahm wahr, wie der Soldat mir den Hieb auf den Kopf versetzte. Rasend vor Wut und Sorge um mich, hob Gottschalk sein Schwert und schlug auf den Mann ein, als von hinten mit lauter Stimme Halt geboten wurde. Ein Reiter drängte sein Pferd nach vorn und schaute Gottschalk ins Gesicht.
    »Hab ich doch richtig gesehen«, rief er aus. »Es ist Gottschalk Overstolz.« Er nahm den Helm ab, und Gottschalk erkannte zu seinem grenzenlosen Staunen Henrich Razo, einen Ministerialen des Erzbischofs und guten Freund seiner Oheime Pilgrim und Nanno.
    »Seid ihr verrückt geworden?« fragte Gottschalk zornig. »Was fällt euch ein, friedliche Kaufleute zu überfallen? Dazu noch eure eigenen Mitbürger?«
    Henrich zuckte bedauernd die Schultern und gab seinen Leuten das Zeichen, den Kampf zu beenden.
    »Ich führe einen Trupp im Auftrage des Herrn Erzbischofs«,
sagte er dann trocken. »Mein Auftrag lautet, im Land des Herzogs von Sachsen soviel Schaden anzurichten, wie es mir möglich ist, und genau das tue ich. Dich habe ich nicht gleich erkannt, unter deinem Helm. Wohin geht deine Fahrt?«
    »Wir reisen zum Bischof von Münster«, sagte Gottschalk geistesgegenwärtig.
    »So könnt ihr euren Weg fortsetzen«, befand Henrich Razo. »Mit dem Bischof von Münster befinden wir uns nicht im Krieg.«
    Dann warf er einen Blick auf mich und fügte höflich hinzu: »Deinem Burschen da ist hoffentlich nichts weiter geschehen. Wenn aber doch, kannst du dich von Herrn Philipp entschädigen lassen.«
    Und, nach einem Blick auf den leblosen Bert: »Auch für deinen erschlagenen Knecht da. Los, Männer, wir reiten weiter.«
    Er hob die Hand zum kurzen Gruß und preschte mit seinen Leuten davon, eine dicke Staubwolke hinter sich herziehend.
    Gut, daß ich ohnmächtig war und nichts davon mitbekam, sonst hätte ich ihm sehr deutlich mitgeteilt, was ich von diesem Betragen hielt.

    Obwohl wir im ersten Morgengrauen aufbrachen und nur eine ganz kurze Rast zum Füttern und Tränken der Pferde einlegten, kamen wir am folgenden Tag erst in Braunschweig an, als die Stadttore schon geschlossen waren. Gottschalk versuchte, mit den Wächtern zu verhandeln, aber sie wollten uns nicht öffnen. Mir ging es noch immer sehr schlecht, und der Gedanke, eine weitere Nacht im Freien verbringen zu müssen, ließ mich fast in Tränen ausbrechen. Mühsam kletterte ich vom Wagen und mußte mich erst einmal festhalten, weil sich alles um mich drehte. Ich pochte noch einmal an
das Guckfenster, das der Wächter Gottschalk vor der Nase zugeschlagen hatte. Es dauerte eine Weile, aber als ich beharrlich weiterpochte, wurde der kleine Holzladen wieder aufgerissen.
    »Ich habe doch schon gesagt, daß heute niemand mehr hereinkommt«, rief der Wächter böse. »Wer hat hier heute Nacht das Kommando?« fragte ich leise. »Ist die Frau Herzogin in der Stadt? Sie würde nicht wollen, daß wir hier draußen bleiben.«
    Der Wächter hob seine Lampe und schaute mich genau an. Mir

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