Die Tuchhaendlerin von Koeln
Friedelfrau namens Ellinratha. Sie gebar ihm eine Tochter, die wie die Mutter genannt wurde. Da Arnulf inzwischen alt war und sich Sorgen um die Zukunft seiner Geliebten und der kleinen Tochter machte, wenn er nicht mehr dasein würde, verheiratete er sie mit seinem Getreuen Rapoto von Hohenwarth. Bald darauf starb Arnulf, und die jüngere Ellinratha, nunmehr nach dem Ziehvater Atha von Hohenwarth genannt, war die Auserwählte des welfischen Grafen Heinrich mit dem goldenen Wagen.
Der alte Graf Eticho schämte sich zutiefst für diese Ehe seines Sohnes: die uneheliche Tochter eines Mannes, der selbst einer illegitimen Verbindung entsprossen war, mochte er auch Kaiser gewesen sein - dies war eine hudelige Familie,
und nie würde er Atha als Schwiegertochter anerkennen können! Grollend nahm er ein Dutzend treuer Männer mit und zog mit ihnen davon in einen Wald, wo er den Rest seines Lebens als Einsiedler verbrachte; sein Sohn hat ihn nie wieder gesehen.
Dieses Ende fanden wir dann wieder eher traurig.
Aber wie es bei älteren Leuten oft der Fall ist, Graf Welf kam und kam zu keinem Schluß. Er mußte uns unbedingt noch die Geschichte vom Grafen Welf und seiner Gemahlin Imiza von Luxemburg erzählen. Nach dem Tod ihres einzigen Sohnes schickte Imiza Boten nach Italien; dorthin hatte sie ihre Tochter Kunigunde als Gattin des Grafen Azzo von Este verheiratet. Kunigunde war im gleichen Jahr wie ihr Bruder Welf verstorben, hatte aber einen Sohn hinterlassen, der passenderweise ebenfalls den Namen Welf trug. Imiza ließ dem Grafen Azzo ausrichten, er möge doch den Sohn nach Schwaben schicken, damit er dort das Erbe antreten und die Familie fortführen könne.
Da Graf Azzo gerade im Begriff war, eine neue Ehe einzugehen, war ihm der achtzehnjährige Sohn eher im Wege, und er stimmte gerne zu. So ritt der junge Welf über die Alpen, und seine Großmutter durfte ihn erfreut in die Arme schließen.
Aha, dachte ich mir, von diesem halben Italiener haben die Welfen dann wohl ihre schwarzen Haare und dunklen Augen geerbt.
Nach dieser erbaulichen Geschichte ließ sich Graf Welf noch einmal nachschenken und tat einen sehr tiefen Zug zum Gedenken dieses seines Großvaters.
Ich muß gestehen, so interessant ich diese Geschichten fand, langsam drehte sich mir der Kopf, und ich war mir nicht sicher, ob ich noch alle verschiedenen Männer namens Welf auseinanderhalten konnte. Ich wäre jetzt ganz gern zu
Bett gegangen, aber der neben mir sitzende Welf hatte noch lange nicht genug und fuhr unerbittlich fort.
Wir erfuhren jetzt, daß sein Großvater Welf die Gräfin Judith von Flandern heiratete, und das war eine seltsame Ehe. Die Braut war schon etwa vierzig Jahre alt und die Witwe des Grafen von Northumberland, der wiederum ein Bruder des Königs Harald von England gewesen war und zusammen mit diesem in der Schlacht bei Hastings gegen Wilhelm von der Normandie gefallen war. Gleichwohl wurde diese späte Ehe zwischen Welf und Judith noch mit zwei Söhnen und einer Tochter gesegnet. Natürlich trug der älteste Sohn den Namen Welf, und den verheirateten die Eltern als Sechzehnjährigen mit der überaus reichen und mächtigen Gräfin Mathilde von Tuszien - die war dreiundvierzig, und Welfs Eltern mochten meinen, was bei ihnen gelungen war, könne auch bei ihrem Sohn klappen. Aber daraus wurde nichts.
»Es ist zum Totlachen«, prustete Graf Welf. Seinem geröteten Gesicht merkte man inzwischen die geleerten Humpen deutlich an. »Da legten sie meinen Onkel Welf der alten Schachtel ins Bett, und es wurde nichts daraus.« Er blickte in seinen Humpen, stutzte, weil dieser schon wieder leer war, winkte dem Mundschenk und trank gleich noch einmal.
»Obwohl«, meinte er dann sinnend, »vielleicht hat sie ihn ja gar nicht in ihr Bett gelassen?«
Herzog Heinrich räusperte sich mahnend; er liebte es nicht, wenn man sich in Gegenwart seiner Gemahlin zu unfein ausdrückte. Aber Graf Welf fuhr ungerührt fort:
»Geheiratet hat sie ihn jedenfalls nur auf Wunsch des Papstes, das ist klar; mein Onkel wollte ihren riesigen Besitz erben, er konnte ja nicht wissen, daß sie diesen längst in ihrem Testament dem Papst übertragen hatte. Dem Kaiser hat sie ihn übrigens auch versprochen. Nur mein Onkel
wußte von nichts. Irgendwie hat sie ihn ein paar Jahre lang hingehalten. Dann war sie fast fünfzig, und auf Kinder war keinesfalls mehr zu hoffen, da bekam mein Onkel die Sache mit dem Testament heraus, voller Wut trennte er sich von ihr. Aber
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