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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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auf meine baldige Genesung zu
trinken, als wir im Hof ein Pferd eingaloppieren hörten. Wir hatten noch den allerersten Bissen im Mund, da meldete der Haushofmeister einen Boten aus Halberstadt. Erhitzt und erschöpft vom eiligen Ritt, ließ sich der Mann auf ein Knie vor dem Herzog nieder.
    »Sieg, mein Herzog! Ihr befahlt uns, Halberstadt zu erobern - wir haben Euren Wunsch erfüllt! Die Stadt ist gefallen.«
    Da lachte der Löwe, rief den Mundschenk, damit er dem Ritter einen großen Humpen einschenken sollte, nahm Mathildes Hand und führte sie an seine Lippen.
    »Wie recht du hattest, als du für heute ein Festmahl angesetzt hast, meine Liebe«, sagte er vergnügt.
    Und zu dem Boten: »Iß und trink, und wenn du satt bist, berichte mir genau.«
    Gehorsam trollte sich der Ritter an das Ende der Tafel und verschlang dort solche Mengen, als habe er wochenlang fasten müssen, dabei war das Heer erst vor gut einer Woche aufgebrochen. Mit einem solch raschen Erfolg hatte der Herzog nicht gerechnet.
    Nachdem alle gesättigt waren, ließ Mathilde die Reste in den Burghof hinausschaffen. Vor dem Tor lauerten die Bettler schon darauf. Dann rief der Herzog den Ritter zu sich. Der ließ das letzte Hühnerbein fallen, wischte die Hände am Tischtuch ab und stand vor dem Herzog.
    Stolz berichtete er, wie des Herzogs Leute die Stadt des unbotmäßigen Bischofs mit solcher Macht berannt hatten, daß sie schon nach wenigen Tagen fiel.
    Zögernd setzte er dann noch hinzu, es sei ihnen bei der Eroberung nützlich gewesen, daß in der Stadt ein großer Brand entstanden sei, der nicht mehr gelöscht werden konnte.
    Herr Heinrich erstarrte. »Nicht mehr gelöscht? Das heißt doch wohl nicht, ein großer Teil der Stadt ist abgebrannt?«
    Der Ritter scharrte betreten mit dem Fuß und walkte die Kappe in seinen Händen.
    »Ich fürchte, doch. Eigentlich ist die ganze Stadt abgebrannt. Mit sämtlichen Kirchen. Und mit etwa tausend Leuten, die sich in die Kirchen geflüchtet hatten.«
    Tief bestürzt sank der Herzog auf seinen Sitz zurück. »Das war aber nicht mein Wille. Erobern wollte ich die Stadt, nicht brandschatzen. Und alle Kirchen zerstört? Und tausend Tote? Das ist schrecklich, und ein sehr böses Vorzeichen …« murmelte er.
    »Aber einen haben wir aus der brennenden Stadt retten können: Bischof Ulrich wurde im letzten Augenblick aus seiner Kirche gezerrt, kurz bevor das brennende Dach einstürzte. Wir haben ihn als Gefangenen mitgebracht.«
    Heinrich starrte ihn sprachlos an. Dann donnerte seine Faust auf den Tisch, und er sprang auf.
    »Meinen Mantel! Mein Schwert!« befahl er. »Wo genau ist der Bischof? Los, führe mich sofort zu ihm.« Und schon war er fort.

    Nach kaum einer Stunde war er wieder zurück und führte seinen greisen Gefangenen mit großer Höflichkeit an der Hand in den Saal. In dieser kurzen Zeitspanne war es Mathilde gelungen, alles vorzubereiten, was dem Bischof jetzt nötig war: Eine frische Mahlzeit stand bereit, mehrere Räume waren mit allen Bequemlichkeiten für ihn gerichtet, und sie begrüßte ihn mit dem Charme und dem Liebreiz, der nur ihr eigen war, aber auch mit der königlichen Würde ihrer Mutter Alienor. Die bitterböse Miene des Kirchenfürsten entspannte sich langsam.

    In dieser Nacht schlief Herzog Heinrich nicht. Er kniete in der Burgkapelle auf dem kalten Steinboden. Er bat Gott inbrünstig um Vergebung für das, was Halberstadt widerfahren
war, und betete für die Seelen der Verbrannten und Erschlagenen.

    In den nächsten Tagen wurde Gottschalk immer unruhiger. Üblicherweise reiste er ja nach Lübeck und kaufte dort Felle, Wachs und Honig ein; aber in diesem Jahr wußte er nicht, ob die Wege sicher genug waren. Er erwog, statt dessen schon nach Köln zurückzukehren; aber da hatte er nicht mit Mathilde gerechnet. Sie fragte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, ob er mich denn unbedingt umbringen wolle, und verbot ihm schlichtweg, mich den Strapazen der Heimreise auszusetzen, weil mein Zustand dies einfach noch nicht zuließe. Gottschalk sah dies auch ein. Auf der Burg herumzusitzen und auf meine Genesung zu warten, war ihm aber unerträglich, und er hatte auch kein Interesse daran, auf der Jagd Zerstreuung zu suchen. Und schließlich lebten wir ja vom Handel, also machte er sich mit Lutwin und Gereon doch auf den Weg nach Lübeck. Zum Abschied küßte er mich und sagte, er sei spätestens in vier Wochen wieder da, und dann führen wir wieder heim nach Köln.
    Aber die vier Wochen

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