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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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hatte.

    Es duftete wunderbar aus der Küche. Der Koch hatte sich selbst übertroffen und die Küchenmägde und Gehilfen so herumgescheucht, daß sie völlig erschöpft waren. Aber wir nahmen das Mahl im kleinsten Kreis ein. Der Bischof war fiebrig und mochte nicht aufstehen, und Herzog Heinrich bat keinen seiner Männer zur Tafel. Ich wollte mich aus purer Höflichkeit auch zurückziehen und nur eine Kleinigkeit in meiner Kammer essen, bevor ich früh zu Bett ging, aber Mathilde bestand auf meiner Anwesenheit.
    »Onkel Welf hatte schon immer etwas übrig für schöne Frauen; du mußt mir helfen, ihn in günstige Laune zu bringen«, sagte sie.

    Das gab mir zu denken. Was war denn von dem alten Schwaben zu befürchten? Ich wurde neugierig, und nun hätte mich nichts mehr dazu bewegen können, vorzeitig schlafen zu gehen. Ich zog mein schönstes Kleid an, das meine Schwangerschaft noch verbarg, und ließ mir die Haare von Mathildes Kammerfrau kämmen, hochstecken und mit einem golddurchwirkten Haarnetz bedecken. Weil ich noch immer sehr blaß war, rieb Mathilde mir eigenhändig etwas rote Farbe auf die Wangen. Bei Tisch saß Graf Welf auf dem Ehrenplatz, zu seiner Rechten die Herzogin, ich durfte zu seiner Linken Platz nehmen. Mathilde und ich häuften eigenhändig dem Grafen die leckersten Bissen auf den Teller, und ich habe selten einen älteren Menschen so reichlich und
genießerisch essen sehen. Er war dann auch bester Laune und zählte die hervorragenden Persönlichkeiten der gesamten welfischen Sippe auf, und zwar aus mehreren Jahrhunderten. Der Zuhörer mußte den Eindruck gewinnen, daß sämtliche Mitglieder dieser Familie ganz außerordentliche Menschen mit höchst ungewöhnlichen Schicksalen gewesen waren. Manche seiner Erzählungen kannte ich schon, zum Beispiel die Geschichte von dem Grafen Welf mit der vornehmen sächsischen Gemahlin, der unzufrieden damit war, daß zwei seiner Töchter mit Kaiser Ludwig und dessen gleichnamigem Sohn vermählt wurden - er hielt die Kaiserfamilie für unstandesgemäß!
    Aber die Geschichte von Heinrich mit dem goldenen Wagen kannte ich noch nicht: Der hatte sich vom Kaiser versprechen lassen, daß er so viel Land von diesem erhalten sollte, wie er mit dem Pflug zur Mittagszeit umrunden könnte. Der Kaiser dachte wohl, das könne nur ein kleiner Fleck Erde sein, der listige Heinrich hatte sich jedoch gut vorbereitet. Als der Kaiser seinen Mittagsschlaf hielt, hing sich Heinrich ein kleines Schmuckstück in Form eines Pfluges an einer Kette um den Hals, schwang sich auf sein Pferd und ritt wie der Teufel um ein Gebiet herum, das er vorher sorgsam ausgewählt hatte und in dessen Mitte die Ravensburg stand. In kurzen Abständen hatte er auf dem Weg frische Pferde aufgestellt und hetzte sie auf seinem Weg; als auch das letzte Pferd mit schäumenden Nüstern und zitternden Flanken innehielt und nicht mehr zum Weiterritt zu bewegen war, fehlte dem Grafen Heinrich noch ein Berg, den er gern gehabt hätte. Da sprang er ab und griff sich eine Stute, die er zufällig auf einer Wiese entdeckte. Als die Stute merkte, wie steil der Berg war, blieb sie stehen und weigerte sich eigensinnig, den Grafen hinaufzutragen. So mußte Heinrich auf diesen Berg verzichten. Und bis heute ist keiner der welfischen Fürsten jemals wieder auf eine Stute gestiegen.

    Inzwischen war der Kaiser aus dem Schlaf erwacht, und Graf Heinrich trat vor ihn, erhitzt vom langen, scharfen Ritt, aber strahlend vor Freude, weil ihm diese List gelungen war, zeigte ihm den Pflug an der Kette und bat den Kaiser, er möge sein Versprechen erfüllen und ihn mit dem bezeichneten Gebiet begaben. Der Kaiser ärgerte sich im geheimen, daß er überlistet worden war, machte aber gute Miene zum bösen Spiel, hielt sein kaiserliches Wort, kaufte das betreffende Gebiet und schenkte es dem Grafen.
    Graf Welf erzählte diese Geschichte sehr spannend, und Mathilde und ich lachten und klatschten ihm Beifall, und er freute sich, hob seinen Becher und stieß zuerst auf Mathilde, dann auf den Herzog, seinen Neffen, und zum Schluß auch noch auf mich an.
    Dann berichtete er gutgelaunt, daß dem Eticho, dem alten Vater des Grafen Heinrich, die List seines Sohnes keineswegs gefallen hatte, denn er befand, Schlauheit und Ehrenhaftigkeit seien oft nicht vereinbar. Außerdem erzürnte er sich maßlos über die Gemahlin, die sein Sohn Heinrich sich gewählt hatte. Sie war eine uneheliche Tochter des Kaisers Arnulf. Dieser hatte lange Jahre eine

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